WIdO-Ärzteatlas 2011

Es mangelt nicht an Ärzten – sie sind nur ungleich verteilt

Berlin - 10.05.2011, 15:27 Uhr


Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) kann den viel beklagten Ärztemangel in Deutschland nicht erkennen: Es gebe nicht zu wenig Ärzte, sondern eher zu viele. Das Problem ist jedoch, dass sie regional ungleich verteilt sind.

Den WIdO-Daten zufolge gibt es heute über ein Drittel mehr berufstätige Ärzte als Anfang der 90er-Jahre. Mit 397 Ärzten je 100.000 Einwohner wurde 2010 ein neuer Höchststand erreicht – bundesweit wurden 30,8 Prozent mehr Mediziner gezählt als noch im Jahr 1991 mit 304 Ärzten je 100.000 Einwohner. Seit Mitte der 70er-Jahre hat sich die Arztdichte in Deutschland sogar mehr als verdoppelt, und sie steigt jedes Jahr weiter an.

Laut der Bedarfsplanung für niedergelassene Ärzte (Stand 2010) herrscht derzeit nirgendwo Mangel: Über alle Arztgruppen hinweg werde die Zahl der festgelegten Arztniederlassungen bundesweit vielmehr um 26 Prozent übertroffen, so das WIdO. Bei den Fachärzten sei die Überversorgung besonders stark ausgeprägt: Mit Internisten und Chirurgen seien sämtliche Planungskreise überversorgt, bei Orthopäden seien es 98 Prozent, bei Gynäkologen 95 Prozent, bei Hautärzten 92 Prozent und bei Augenärzten 86 Prozent.

Selbst im viel diskutierten hausärztlichen Bereich liegen den WIdO-Daten zufolge bundesweit 312 der insgesamt 395 Planungsbereiche über dem Soll; 182 Planungsbereiche sind sogar überversorgt. Allerdings zeigten sich gerade bei den Hausärzten enorme regionale Unterschiede: Die bundesweit höchste Versorgungsdichte weist Starnberg auf (148 Prozent). Es folgen Freiburg/Breisgau mit 141 Prozent und München mit 130 Prozent. In 19 Kreisen und Städten liegt der Versorgungsgrad zwischen 75 und 90 Prozent. Diese Gegenden sind damit von einer Unterversorgung bedroht. Jeweils acht der betroffenen Planungsbereiche liegen in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt. Die einzige aktuell unterversorgte Region  sei der der Saalkreis in Sachsen-Anhalt (65 Prozent).

Auch das WIdO räumt ein, dass einige Regionen unter Beobachtung bleiben müssen. Gerade in den neuen Bundesländern gebe es eine relativ große Zahl an älteren Ärzten, die vermutlich auf absehbare Zeit Praxisnachfolger suchen werden oder dies bereits tun. Gibt es dabei Schwierigkeiten und tritt dann ein ohnehin niedriger ärztlicher Versorgungsgrad hinzu, kann es kritisch werden. „Hier gilt es Anreize zu schaffen, um frei werdende Arztpraxen wieder zu besetzen“, so das WIdO.

Hier kommen Sie direkt zum Ärzteatlas 2011 des WIdO.


Kirsten Sucker-Sket