E-Health-Gesetz

7,5 Millionen AOK-Versicherte mit Anspruch auf Medikationsplan

Berlin - 20.05.2016, 19:35 Uhr

Millionenfach abgefragt? Der AOK zufolge werden alleine bei den Ortskrankenkassen 7,5 Millionen Versicherte Anspruch auf den Medikationsplan haben. (Foto: Sucker-Sket)

Millionenfach abgefragt? Der AOK zufolge werden alleine bei den Ortskrankenkassen 7,5 Millionen Versicherte Anspruch auf den Medikationsplan haben. (Foto: Sucker-Sket)


Ab Oktober 2016 sollen multimorbide Patienten Anspruch auf einen Medikationsplan haben. Neue Zahlen der AOK zeigen, wie viele Menschen davon profitieren könnten: Demnach soll jeder Dritte AOK-Versicherte seinen Arzt künftig um die Ausstellung eines Planes bitten dürfen – das entspricht einer Zahl von rund 7,5 Millionen Versicherten. Insbesondere Menschen in Ostdeutschland werden darauf Anspruch haben.

Der Medikationsplan war mit dem E-Health-Gesetz etabliert worden. Ab Oktober soll er zunächst nur in Papierform verfügbar sein, später soll es ihn aber auch elektronisch geben. Profitieren können ausschließlich Patienten, die mehr als drei Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Bundesärztekammer und der Deutsche Apothekerverband haben kürzlich eine Rahmenvereinbarung über die genaue Ausgestaltung des Plans unterzeichnet. Der Plan soll laut Gesetz vom Arzt ausgestellt werden, die Apotheker sollen ihn lediglich auf Patientenwunsch ergänzen dürfen.

Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat nun analysiert, wie viele AOK-Versicherte auf Basis der im E-Health-Gesetz vorgegebenen Regelung einen Medikationsplan beantragen dürfen. Demnach haben fast 30 Prozent der bei den Ortskrankenkassen Versicherten einen Anspruch darauf. Der Großteil dieser Patienten sei über 65 Jahre alt, so das WIdO.

Bei noch älteren Patienten soll der Anteil sogar noch höher liegen: Bei AOK-Versicherten, die älter als 75 Jahre sind, könnten sogar rund 75 Prozent den Medikationsplan beantragen. Das WIdO hat diese Zahlen auf Grundlage der Leistungsdaten der mehr als 24 Millionen AOK-Versicherten des Jahres 2014 geschätzt. Das Institut wies aber darauf hin, dass diese Schätzung auf den Arzneimittelabrechnungsdaten basiert und somit nicht automatisch die tatsächliche Anwendung und Dosierung der Medikamente abbilde. Offen sei zudem, ob alle betroffenen Versicherten ihren Anspruch auch geltend machen würden.

Große regionale Unterschiede

Sehr interessant ist auch die regionale Analyse des WIdO: Demnach scheint es insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern einen großen Anteil an multimorbiden Patienten zu geben. Der Statistik zufolge werden in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt bis zu 47 Prozent der AOK-Versicherten Anspruch auf einen Medikationsplan haben. In Sachsen und Thüringen sind es immerhin noch zwischen 30 und 40 Prozent.

Aber auch in Teilen des Saarlandes und in Rheinland-Pfalz gibt es einen großen Anteil an Versicherten, die mehr als drei Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Den geringsten Bedarf an Medikationsanalysen wird es dem WIdO zufolge in Südbayern und dem südlichen Baden-Württemberg geben. Dort sind nur zwischen 20 und 24 Prozent der AOK-Versicherten multimorbid. Auch in der AOK Niedersachsen gibt es der Statistik zufolge nicht viele multimorbide Patienten.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Vorteil des Medikationsplanes?

von Elke Djanani am 21.05.2016 um 6:48 Uhr

Frage: Was ist denn der Vorteil eines Medikationsplanes? Jeder weiss doch selbst ueber seinen Bedarf an Medikamenten Bescheid und im Computer des Hausarztes ist alles gespeichert.
Danke im voraus fuer eine Antwort.
Elke Djanani

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Medikationsplan

von Katharina Stülcken am 21.05.2016 um 19:00 Uhr

Im Computer des Hausarztes ist eben nicht alles gespeichert. Es werden evt. verschiedene Ärzte aufgesucht und selbst noch Medikamente wie z.B Schmerz- oder Erkältungsmittel gekauft. Ein Medikationsplan gibt dem Hausarzt, dem Apotheker und dem Patienten einen besseren Überblick über die Gesamtmedikation und die Einnahmemodalitäten. Einnahmefehler verringern sich, Wechselwirkungen fallen eher auf. Einige Ärzte, besonders in Krankenhäusern, geben schon jetzt Medikationspläne mit. Sie sollten allerdings regelmäßig aktualisiert werden.

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