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Tocilizumab bei rheumatoider Arthritis

Konstanz - 04.09.2009, 06:05 Uhr


Der humanisierte Antikörper Tocilizumab ist ein weiteres biologisches Antirheumatikum. Tocilizumab wirkt als Interleukin-6-Rezeptorblocker und unterbricht so die IL-6-Signalwege.

Tocilizumab ist in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis angezeigt, die entweder auf eine frühere Behandlung mit einem oder mehreren krankheitsmodifizierenden Antirheumatika oder Hemmstoffen des Tumornekrosefaktors (TNF) unzureichend angesprochen oder die Behandlung nicht vertragen haben. Tocilizumab kann als Monotherapeutikum angewendet werden, wenn eine Unverträglichkeit von Methotrexat besteht oder wenn eine Langzeitbehandlung mit Methotrexat nicht in Frage kommt.

Tocilizumab wurde in fünf Phase-III-Studien untersucht, an denen mehr als 4200 erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis teilnahmen. In allen Studien verringerte die Behandlung mit Tocilizumab - allein oder in Kombination mit Methotrexat oder anderen Antirheumatika - die Symptome der rheumatoiden Arthritis im Vergleich zur alleinigen Therapie mit herkömmlichen Antirheumatika signifikant. Die Patienten zeigten ein rasches klinisches Ansprechen mit einer Normalisierung des CRP- (C-reaktiven-Protein-)Wertes - eines objektiven Kriteriums der Inflammation - innerhalb von nur zwei Wochen. Dieser Nutzen war unabhängig von der Art der vorangegangenen Behandlung oder der Schwere der Erkrankung.

In den Studien Ambition und Radiate erreichte fast ein Drittel der Patienten unabhängig von der Krankheitsdauer oder der früheren Behandlung eine Remission. In der Radiate-Studie war Tocilizumab auch bei schwer zu behandelnden Patienten wirksam, die zuvor auf Therapien gegen den Tumornekrosefaktor ungenügend angesprochen hatten.

Das Risikoprofil von Tocilizumab ähnelt dem der anderen biologischen Antirheumatika. Die häufigsten Nebenwirkungen in den klinischen Studien waren Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Kopfschmerzen und Bluthochdruck. Bei einigen Patienten kam es zu einer Erhöhung der Leberenzyme (ALT und AST) und der Blutfettwerte sowie zu einer Abnahme der Neutrophilen- und Thrombozytenzahl. Wie bei anderen biologischen Antirheumatika traten bei einigen Patienten (2,7%) schwer wiegende Infektionen und Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich einiger Fälle von Anaphylaxie ajuf. Deshalb sollte Tocilizumab bei Patienten mit wiederkehrenden oder chronischen Infektionen sowie erhöhter Infektionsanfälligkeit (z. B. Diabetes mellitus) mit Vorsicht angewendet werden. Außerdem können Arzneimittel wie Tocilizumab, die das Immunsystem unterdrücken, das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen.


Bettina Hellwig