DAZ aktuell

Mehr Amtsapotheker in Nordrhein-Westfalen

Reaktion auf den Bottroper Zytostatika-Skandal

hfd/ral | Der Skandal um gestreckte Zytostatika aus Bottrop liegt schon einige Zeit zurück – doch er zieht noch immer seine Kreise. Eine Folge ist, dass die Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen ihre Apothekenaufsicht verstärken. So beschäftigt Bottrop mittlerweile eine eigene Amtsapothekerin und in Essen werden künftig drei statt der bislang zwei Amtsapotheker die Aufsicht führen.

Im Juli 2018 wurde der Bottroper Zyto-Apotheker Peter S. wegen Unterdosierung von Krebsmitteln in rund 14.500 Fällen sowie wegen Kassen-Betrugs in Höhe von etwa 17 Millionen Euro in erster Instanz zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der Skandal sei auch eine „Geschichte des Behördenversagens“, stellten die Richter bei der Urteils­verkündung fest: In den Jahren vor Bekanntwerden des Skandals habe es nicht eine einzige wirksame Kon­trolle der früheren „Alten Apotheke“ des Pharmazeuten Peter S. gegeben.

Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat auf diesen Vorwurf reagiert und in einem Erlass die Apothekenkontrollen neu geordnet. Und der Bundestag hat darüber hinaus mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) Neuregelungen vorgenommen. So sind unangekündigte Inspektionen nun bei Verdacht auf Fälschungen, bei Hinweis auf schwerwiegende Mängel und „in angemessenen Zeitabständen“ bei Zyto-Apotheken sowie anderen Apotheken durchzuführen, die Arznei­mittel zur parenteralen Anwendung herstellen. Letztere sollen alle zwei Jahre inspiziert werden.

Geteilte Apothekenaufsicht

Auch zuvor waren unangekündigte ­Inspektionen vorgesehen, sind jedoch offenbar praktisch nie erfolgt. Ein Grund dafür dürfte die Personalsituation gewesen sein. Bis zum Bekanntwerden des Skandals hatten sich die Städte Bottrop, Gelsenkirchen und Recklinghausen die Aufsicht geteilt: Die zuständige Amtsapothekerin sagte im Prozess gegen Peter S. aus, ihr Team mit rund anderthalb Apothekerstellen sei für rund 250 Apotheken zuständig gewesen. Inzwischen haben die Städte die Aufsicht neu aufgestellt: „Wir haben eine eigene Mitarbeiterin als Konsequenz aus den Ereignissen“, sagte ein Pressesprecher der Stadt Bottrop – verbunden natürlich mit wesentlich höheren Personalkosten.

Auch Mülheim, Essen und Oberhausen teilen sich die Kontrollen – und anders als Bottrop führen die Städte die Kooperation fort. Allerdings: Bislang arbeiten dort zwei Amtsapothekerinnen mit zwei Vollzeitstellen sowie drei Verwaltungsfachkräfte, die sich 1,75 Stellen teilen. Als Folge des Skandals wurde die Aufsicht von der Stadt Essen um eine Amtsapotheker-Stelle aufgestockt, die Mehrkosten werden auf die Städte umgelegt. |

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