Wegen Zyto-Skandal

Nordrhein-Westfalen erhöht Zahl der Amtsapotheker

Berlin - 26.11.2019, 17:15 Uhr

In einigen Städten in Nordrhein-Westfalen gibt es seit dem Zyto-Skandal in Bottrop jetzt mehr und neue Amtsapotheker. (c / Foto: imago images / Westend61)

In einigen Städten in Nordrhein-Westfalen gibt es seit dem Zyto-Skandal in Bottrop jetzt mehr und neue Amtsapotheker. (c / Foto: imago images / Westend61)


In Folge des Skandals um gepanschte Zytostatika aus Bottrop verstärken die Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen die Aufsicht. Die Stadt Bottrop beschäftigt nun eine eigene Amtsapothekerin – im benachbarten Essen werden zukünftig drei statt zwei Apotheker die Aufsicht führen.

Der Skandal um unterdosierte Krebsmittel aus Bottrop ist auch eine „Geschichte des Behördenversagens“, stellten die Richter bei der Urteilsverkündung im Prozess gegen den Apotheker Peter S. fest: In den Jahren vor Bekanntwerden des Skandals hatte es nicht eine einzige wirksame Kontrolle der früheren „Alten Apotheke“ des Pharmazeuten Peter S. gegeben. Nahezu alle Verwaltungsebenen hätten bei dem Skandal eine Rolle gespielt: Die Verantwortung sei so aufgeteilt gewesen, dass sie am Ende niemand mehr trage, erklärte der Vorsitzende Richter Johannes Hidding damals.

Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte in einem Erlass die Apothekenkontrollen neu geordnet – auch wurden in allen Zyto-Apotheken in NRW Proben genommen. Außerdem beschloss auch der Bundestag mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) Neuregelungen. Auch zuvor waren unangekündigte Inspektionen vorgesehen, die jedoch offenbar praktisch nie erfolgt sind – diese sind nun bei Verdacht auf Fälschungen, bei Hinweis auf schwerwiegende Mängel und „in angemessenen Zeitabständen“ bei Zyto-Apotheken sowie anderen Apotheken durchzuführen, die Arzneimittel zur parenteralen Anwendung herstellen. Letztere sollen alle zwei Jahre inspiziert werden.

Bis zum Bekanntwerden des Skandals hatten sich die Städte Bottrop, Gelsenkirchen und Recklinghausen die Aufsicht geteilt: Die zuständige Amtsapothekerin sagte im Prozess gegen Peter S. aus, ihr Team mit rund anderthalb Apothekerstellen sei für rund 250 Apotheken zuständig gewesen. Inzwischen haben die Städte die Aufsicht neu aufgestellt: „Wir haben eine eigene Mitarbeiterin als Konsequenz aus den Ereignissen“, sagt ein Pressesprecher der Stadt Bottrop – verbunden natürlich mit wesentlich höheren Personalkosten.

Stadt Essen: eine Stelle mehr

Auch die benachbarten Städte Mülheim, Essen und Oberhausen haben sich seit 2005 die Kontrollen geteilt – die Städte führen die Kooperation fort. Bislang arbeiten dort zwei Amtsapothekerinnen mit zwei Vollzeitstellen sowie drei Verwaltungsfachkräfte, die sich 1,75 Stellen teilen, wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ kürzlich berichtet hat. Als Folge des Skandals sei die Aufsicht von der Stadt Essen um eine Amtsapotheker-Stelle aufgestockt worden, die Mehrkosten werden auf die Städte umgelegt. Der Teil, den Mülheim tragen muss, erhöhe sich für 2020 um knapp 22.000 Euro.

„Die Alternative – ein Alleingang – wäre aber offensichtlich ungünstiger, finanziell und arbeitstechnisch“, schreibt die Zeitung. Die Gesamtkosten für die Aufsicht hätten im vergangenen Jahr genau 473.235 Euro betragen. Für Mülheim würden sich eigentlich 38.900 Euro Mehrkosten ergeben, doch reduziert sich dieser Betrag um 17.000 Euro Gebühren, die die Apotheker für die Revisionen bezahlen müssen.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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