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Monozyten mögen keinen Stress

Mainzer Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Monozyten besonders empfindlich auf reaktive Sauerstoffspezies (ROS) reagieren und auch gleich die Ursache dafür geklärt. Sie vermuten hinter dem Phänomen einen ausgeklügelten Mechanismus, um die Immunantwort und eine überstarke ROS-Produktion im Körper zu regulieren.

Es ist bekannt, dass das Immunsystem durch Bestrahlung oder Chemotherapie geschädigt wird. Weniger bekannt ist, welche Immunzellen besonders empfindlich auf Strahlung und Chemotherapeutika reagieren und welche nicht. Diese Frage konnten Mainzer Wissenschaftler nun beantworten. "Wir konnten zeigen, dass Monozyten besonders empfindlich auf reaktive Sauerstoffspezies reagieren, während Makrophagen und Dendritische Zellen, die aus Monozyten durch Zytokingabe gereift wurden, resistent sind", erläutert Prof. Dr. Bernd Kaina, Direktor des Instituts für Toxikologie an der Universitätsmedizin Mainz. Warum Monozyten so empfindlich reagieren, erklärt die Gruppe um Kaina folgendermaßen: Die Monozyten konnten durch ROS induzierte DNA-Schädigungen nicht reparieren. Dies lag daran, dass wichtige Reparaturproteine von den Zellen in nur sehr geringer Menge hergestellt wurden. "Monozyten sind faktisch defekt in zwei wichtigen DNA-Reparatursystemen", so Kaina. "Ein derartiger Reparaturdefekt wurde bisher weder in Zellen des menschlichen Körpers noch in experimentellen In-vitro-Systemen beschrieben." Kaina sieht in dem Reparaturdefekt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Immunantwort: Um in entzündlichem Gewebe eine übermäßige ROS-Produktion durch Makrophagen und eine überschießende Immunantwort zu vermeiden, werden die Monozyten als Vorgängerzellen der Makrophagen durch ROS gezielt zerstört. Weniger Monozyten bedeutet weniger Makrophagen und damit weniger ROS – insgesamt also eine ausgeklügelte Regulation. Die klinischen Implikationen: Insbesondere bei chronisch entzündlichen Erkrankungen ist die Regulation gestört. Durch das gezielte Abtöten von Monozyten ließe sich das System möglicherweise wieder in Balance bringen.


ral


Quelle: Bauer, M. et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. 2012; 108: 21105 – 21110



DAZ 2012, Nr. 4, S. 8

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