Interpharm Hamburg

Immunsystem

Der Angriff der Wirkstoffe

Das Immunsystem ist ein komplexes Regelwerk. Wird es gestört, resultieren vielfältige Erkrankungen. Prof. Dr. Theo Dingermann und Dr. Ilse Zündorf fassten in ihrem didaktisch hervorragend aufgebauten Vortrag am Ende der Vortragsreihe zu Allergien und Autoimmunerkrankungen nochmals zusammen, welche Störungen des Immunsystems zu welchen Erkrankungen führen und an welchen Stellen des Immunsystems welche Arzneimittel regulierend eingreifen können.

Allergien und Autoimmunerkrankungen resultieren aus überschießenden Immunantworten. Entzündliche, allergische oder degenerative Reaktionen können die Folge sein. Je nach Krankheitsbild und Symptomatik werden Arzneimittel eingesetzt, die gezielt in das aus dem Lot geratene Immunsystem eingreifen.

Zu den Arzneimitteln, die gegen Allergien und damit beispielsweise gegen Heuschnupfen und Asthma wirken, zählen Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren und Glucocorticoide. Inzwischen hat auch ein rekombinanter Antikörper Einzug in die Therapie allergischer Erkrankungen gefunden, das Omalizumab. Im Gegensatz zu den Antihistaminika greift Omalizumab schon deutlich früher in die Kaskade des allergischen Geschehens ein und verhindert, dass IgE-Antikörper an ihre IgE-Rezeptoren binden können. Allergiker könnten in Zukunft auch von Wirkstoffen profitieren, die das Verhältnis von TH1 -T-Helferzellen zur TH2 -T-Helferzellen in Richtung TH1 -Zellen verschieben. TH2 -Zellen induzieren über verschiedene Interleukine wie IL 4, IL 5 und IL 13 Immunantworten, die die IgE-Produktion in B-Zellen stimulieren. In der Pipeline befinden sich beispielsweise mit Pascolizumab ein Anti-Il-4-Antikörper und mit Mepolizumab ein Anti-Il-5-Antikörper.

Entzündung stoppen

Autoimmunerkrankungen lassen sich einteilen in Formen, bei denen entzündliche oder degenerative Prozesse im Vordergrund stehen. Zu den entzündlichen Formen zählen die Psoriasis und die Neurodermitis, denen man mit Glucocorticoiden, Anti-TNF-alfa-Antikörpern, immunsuppressiven Makroliden und Anti-T-Zell-Antikörper zu begegnen versucht. Immunsuppressive Makrolide wie Ciclosporin verhindern die Interleukin-2-Bildung in der T-Zelle, gegen Interleukin 2 sind auch die Antikörper Basiliximab und Daclizumab gerichtet. Sie verhindern die Ausbildung des Interleukin-2-Rezeptors. Der zur Behandlung der Psoriasis zugelassene humanisierte Antikörper Efalizumab ist gegen das Leukozytenfunktions-assoziierte Antigen 1 gerichtet. Dieses Antigen sitzt auf den Endothelzellen der Blutgefäße und ermöglicht die Einwanderung von T-Zellen in das Entzündungsgebiet. Efalizumab greift damit schon recht früh in den pathophysiologischen Prozess der Psoriasis ein.

Zerstörung verhindern

Die rheumatoide Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen die durch entzündliche und degenerative Prozesse geprägt wird. Neuere Substanzen richten sich gegen die Antikörper-produzierenden B-Zellen und sollen die zerstörerischen, durch Autoantikörper ausgelösten Prozesse stoppen. Neben dem schon zugelassenen Rituximab sollen weitere Anti-B-Zell-Antikörper die Produktion von Autoantikörpern verhindern. Gegen TNF-alfa und Interleukin-1 gerichtete Strategien sollen entzündliche Prozesse bekämpfen. Daneben steht auch Il-6 im Focus, das neben TNF-alfa und Interleukin 1 der dritte wichtige Mitspieler bei der Aufrechterhaltung der Entzündung ist.

Degenerative Prozesse stehen bei der multiplen Sklerose im Vordergrund. Die Zerstörung der Myelinscheide von Nervenzellen versucht man mit Immunsuppressiva und Glatirameracetat zu verhindern. Natalizumab soll ähnlich wie Efalizumab das Einwandern von Leukozyten in das Gewebe stoppen. Ein neuer Ansatz wird mit Finolimod verfolgt, der ähnlich wie Sphingosin an einen spezifischen, auf Lymphozyten lokalisierten Rezeptor bindet und das Auswandern der Lymphozyten aus den Lymphknoten unterbinden soll. Weitere neue Strategien richten sich gegen T-Zellen, B-Zellen und Makrophagen. Die dazu verwendeten Antikörper Daclizumab, Rituximab und Alemtuzumab sind alte Bekannte, die schon bei anderen Indikationen eingesetzt werden. du

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