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Das Profil des Apothekers schärfen

HYDERABAD (diz). "Ohne Apotheker gibt es keine sichere Arzneimittelversorgung", so lautet das Credo des Präsidenten des Weltapothekerverbands FIP (Fédération Internationale Pharmaceutique), Michael Buchmann. Diese Erkenntnis müsse aber noch stärker in der Gesellschaft und bei Politikern verankert werden.
Fotos: DAZ/diz
Der FIP-Präsident Michael Buchmann: Im Mittelpunkt des Apothekerberufs sollte noch mehr der Heilberufler als der Kaufmann ­stehen.

In seiner Eröffnungsansprache zum 71. FIP-Kongress, der vom 3. bis 8. September 2011 in Hyderabad, Indien, stattfand, stellte Buchmann heraus, dass es keine Alternative zur Qualität und Sicherheit im Arzneimittelbereich gebe. Die FIP arbeite intensiv daran, das Wissen um Qualität und Sicherheit in allen Ländern, weltweit, für alle Pharmazeuten zugänglich zu machen.

Im öffentlichen Bewusstsein stünden beim Thema Gesundheitswesen zudem noch viel zu stark Ärzte und Pflegekräfte im Mittelpunkt, kaum die Rolle der Apotheker, sie sei weniger präsent. Daher sollten die Apotheker alle Anstrengungen unternehmen, ihr Profil als Experten und Entscheider im Gesundheitswesen zu schärfen, und deutlich machen, dass Pharmazeuten mit anderen Beteiligten im Gesundheitswesen zusammenarbeiten wollen.

Beim FIP-Kongress im kommenden Jahr, wenn das 100-jährige Bestehen der FIP in Amsterdam gefeiert werden kann, ist ein internationales Gipfeltreffen mit Politikern und hochrangigen Persönlichkeiten aus dem Gesundheitswesen geplant, um allen zu signalisieren, dass die Apotheker bereit sind, die kommenden Herausforderungen anzunehmen.

Freundliches Team Zahlreiche ­indische Pharmaziestudentinnen arbeiteten auf dem FIP-Kongress mit, um den Gästen aus aller Welt Rede und Antwort zu stehen.

In diesem Jahr veröffentlichte die FIP verbesserte Richtlinien für eine Gute Pharmazeutische Praxis (good pharmacy practice – GPP). Diese Richtlinien stellen ein wichtiges Werkzeug dar, um zu verdeutlichen, dass Pharmazeuten immer beteiligt sein sollten, wenn es um die Anwendung von Arzneimitteln geht. Diese Richtlinien soll auch helfen, eine gute pharmazeutische Praxis in der ganzen Welt zu stärken: "Unser Beruf wird danach beurteilt werden, wie wir unsere Verpflichtung in die Praxis übertragen können", so Buchmann.

Pharmazeuten sollten von billigen Kaufmannsgebaren Abstand nehmen und vielmehr unter Qualitätsgesichtspunkten einerseits ihre logistische Rolle wahrnehmen, andererseits aber auch professionelle Dienstleistungen bereitstellen, die dazu beitragen, dass Arzneimittel bei allen Patienten sicher und wirksam zur Anwendung gelangen. Mit anderen Worten: Im Mittelpunkt des Apothekerberufs sollte nach Ansicht des FIP-Präsidenten mehr der Heilberufler als der Kaufmann stehen.

Darüber hinaus ist es auch eine Aufgabe und ein Ziel der FIP, die Ausbildung des Apothekers im Blick zu haben. Alle hier Tätigen ruft die FIP auf, eine gründliche Ausbildungsreform anzugehen, die die Bedürfnisse der einzelnen Sparten des Apothekerberufs wie beispielsweise öffentliche Apotheke, Krankenhausapotheke oder industrielle Forschung stärker berücksichtigt. Die FIP fasst alle ihre Ausbildungsinitiativen und -Aktivitäten unter dem Begriff "FIPEd" zusammen.

Grosses Ereignis Sie freuten sich, dass der FIP-Kongress in ihrem Land stattfand und sie teilnehmen konnten: indische Pharmaziestudentinnen.

Die Pharmazie des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr die von früher und es sollte sie auch nicht mehr sein, hob Buchmann hervor, als noch das Produkt im Mittelpunkt stand. Heute dreht sich alles um den Patienten und dessen Gesundheit. Angesichts ständiger Fortschritte und Neuentwicklungen wird die Patientenfürsorge immer komplexer. Daher muss die Zusammenarbeit der Heilberufe untereinander gestärkt werden. Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass eine intensive Zusammenarbeit dazu beitrage, Kosten zu senken und die Qualität zu verbessern.

Zusammenarbeit sollte darüber hinaus auch mit Patientenorganisationen stattfinden, um gemeinsam vor Fälschungen zu warnen und dagegen anzugehen. Das Bewusstsein der Patienten müsse hier geschärft werden. "Der Kampf gegen Arzneimittelfälschungen kann nur gewonnen werden" so Buchmann, "wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, die Heilberufe, die Wissenschaftler, die Gesellschaft, Behörden, Polizei, Zoll und Hersteller." Patientensicherheit ist allerdings nicht allein auf Abwehr von Fälschungen begrenzt, zur Patientensicherheit gehören auch Überwachung, Risikominderung bei Nebenwirkungen und Interaktionen – und diese Aufgaben gehören zu den fundamentalen Aktivitäten des Apothekerberufs.

Autorickscha Ein Erlebnis der besonderen Art und billiger als ­Taxis sind die Autorickschas, die es zu tausenden auf den Straßen von Hyderabad gibt.

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