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62. Kongress des Weltapothekerverbands FIP: Im Mittelpunkt: Sicherheit für den

NIZZA (diz). Über 2500 Apothekerinnen und Apotheker aus 95 Ländern waren zum 62. Internationalen Kongress der Fédération Internationale Pharmaceutique (FIP), dem Weltapothekerverband, nach Nizza gereist. Der Kongress fand vom 31. August bis 5. September 2002 im Kongresszentrum "Acropolis" der südfranzösischen Stadt an der Cote d' Azur statt. Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Programms stand das Thema Sicherheit in der Behandlung und für die Patienten.

Im Rahmen der traditionellen Eröffnungszeremonie wies der noch amtierende FIP-Präsident Dr. Peter Kielgast in seiner Begrüßungsansprache auf das mittlerweile 90-jährige Bestehen der FIP hin: der Verband wurde formell am 25. September 1912 in DenHaag gegründet. (Kielgasts Amtszeit endete turnusgemäß mit diesem Kongress; zu seinem Nachfolger wurde der Franzose Jean Parrot gewählt.)

Man habe für den diesjährigen Kongress, so Kielgast, die Sicherheit des Patienten in den Mittelpunkt gestellt. Um sie zu gewährleisten, sei es notwendig, dass alle im Gesundheitswesen Beteiligten zusammenarbeiteten. Die FIP arbeite beispielsweise bereits seit langem mit der Weltgesundheitsorganisation und den Pflegeverbänden zusammen.

Arzneimittel sind nicht die Kostentreiber

Kielgast beklagte, dass in vielen Gesundheitswesen Arzneimittel nur als Kostenfaktor gesehen werden statt als Teil des Gesundheitswesens, der Kosten einsparen hilft. Denn viele Kosten lassen sich gerade aufgrund des rationalen Arzneimitteleinsatzes einsparen, da dadurch z. B. teure Operationen verhindert werden.

Als wirkliche Kostentreiber machte Kielgast die demografischen Gegebenheiten aus und den medizinischen Fortschritt. Zusammen mit der Tatsache, dass die Patienten immer besser über ihre Krankheiten und die Behandlungen Bescheid wissen und eine optimale Behandlung fordern, wird dies dazu führen, dass nicht mehr jeder mit allem versorgt werden kann. Hier seien in naher Zukunft fundamentale Entscheidungen notwendig.

Für den Apotheker habe dies einen negativen und einen positiven Effekt. Negativ sei, dass auch der Apotheker unter Kosteneinsparungen zu leiden habe und möglicherweise nach neuen Distributionsformen gesucht werde. Der positive Effekt sei, dass die Anforderungen an die Kompetenz des Apothekers wüchsen. Die Nachfrage nach Apothekern sei hoch, bisweilen sei bereits eine Verknappung an Apothekern festzustellen. Er rief dazu auf, dass der Apotheker eine Schlüsselposition auf dem Arzneimittelgebiet einnehmen solle.

Pharmazeutische Betreuung hinterfragen

Kielgast beklagte, dass die Umsetzung der pharmazeutischen Betreuung – trotz allem Enthusiasmus, mit dem man solche Konzepte umgibt – "gelinde gesagt bescheiden ist". Eine Vielzahl gut klingender Projekte wollen dokumentieren, welchen Wert es hat, wenn der Apotheker eine breitere Verantwortung übernimmt. Aber bis heute sei die pharmazeutische Betreuung noch kein integraler Bestandteil irgend eines Gesundheitswesens. Vor diesem Hintergrund sei es nötig, dass der Apothekerberuf sich selbst realistisch sehe.

Um nicht falsch verstanden zu werden, so Kielgast, meine er nicht, dass die pharmazeutische Betreuung falsch sei, aber man müsse sich bewusst machen, dass sie ohne dem Zutun und Wollen der Patienten und denen, die sie bezahlen sollen, nicht funktioniere.

Kritisch äußerte sich Kielgast zum Thema e-Pharmazie, also zum Thema Internet und Apotheke. Er verstehe nicht, warum Apotheker nach dem Gesetzgeber riefen, um Internetapotheken zu verbieten, statt selbst die Kontrolle darüber zu übernehmen.

Arzneimittel der Zukunft aus der Hand des Apothekers?

In absehbarer Zeit werde man verstehen, wie Viren, Bakterien und unser eigener Körper programmiert seien und wie sie umprogrammiert werden könnten, so Kielgast. Der Fortschritt der Biotechnologie und Pharmaindustrie dürfte womöglich ein wenig langsamer gehen, neue zielgerichtete Pharmaka zu produzieren, als von einigen Börsenspekulanten und Geldgebern erhofft. Sicher sei allerdings, dass wir es schon bald mit einer neuen Generation von pharmazeutischen Spezialitäten zu tun haben werden.

Unser pharmazeutischer Nachwuchs wird den Wechsel mitbekommen weg von der akuten Intervention und hin zur personalisierten Behandlung und Prävention. Möglicherweise wird dies dazu führen, dass die Gesellschaft mehr für solche Arzneimittel ausgeben wird als sie zur Zeit für die Behandlung durch Arzt und im Krankenhaus ausgibt. "Wir wissen nicht, ob diese Arzneimittel noch so aussehen wie heute, und wir Apotheker dürfen nicht davon ausgehen, dass wir es als selbstverständlich betrachten können, dass wir es sind, die mit diesen Arzneimitteln handeln", so Kielgast, "es sei denn, wir akzeptieren die neue Welt und lernen, die Kombination der digitalen und biotechnologischen Sprache zu beherrschen."

Der Apotheker schützt den Patienten

Grußworte überbrachte Jean-Franćois Mattei, der französische Minister für Gesundheit, Familie und Behinderte, der die bedeutende Rolle des Apothekers in Zusammenarbeit mit den anderen im Gesundheitswesen Beteiligten hervorhob, gerade im Hinblick auf das Hauptthema des Kongresses, der Sicherheit. Noch immer gebe es in Frankreich jährlich 18 000 Todesfälle, die auf unsachgemäßen Arzneimittelgebrauch zurück zu führen seien. Angesichts dessen kommt dem Apotheker die Aufgabe zu, auch die ärztlichen Verordnungen zu überprüfen. Der Apotheker müsse Schutz bieten vor Miss- und Fehlgebrauch von Arzneimitteln. Aufgrund seiner Neutralität sei der Apotheker der ideale Ansprechpartner für Arzt und Patient.

Mehr Zusammenhalt unter den Völkern

Ein Höhepunkt der Kongresseröffnung war die Rede des Friedensnobelpreisträgers und früheren Präsidenten von Costa Rica, Dr. Oscar Arias Sánchez. Er betonte die Notwendigkeit eines neuen "Marshall Plans" für die Armen der Welt. Er rief Pharmazeuten und die pharmazeutischen Wissenschaften dazu auf, dem Aufbau und Aufrechterhalten einer gesunden Bevölkerung weltweit höchste Beachtung zu schenken.

Angesichts eines prognostizierten Bevölkerungswachstums von heute etwa sechs Milliarden auf über neun Milliarden im Jahre 2050 könne man nicht mehr so weiter machen wie bisher. Die Welt benötige mehr Solidarität der Völker, weniger Egoismus. Der Apotheker könne ein Funken sein, mehr Licht in eine bessere Zukunft zu bringen. Sánchez wörtlich: "Ich glaube an eine Welt mit mehr Liebe."

Kasten:

Der 63. FIP-Kongress 2003 findet vom 4. bis 9. September in Sydney, Australien, statt. Der 64. FIP-Kongress 2004 findet vom 4. bis 9. September in New Orleans, USA, statt.

Kasten Neuer FIP-Präsident

Zum neuen Präsident des Weltapothekerverbands FIP wurde in Nizza Jean Parrot, Präsident des französischen Apothekerverbands, gewählt. Parrot, der bisher Vizepräsident der FIP war, ist der erste französische Präsident der FIP, seine Amtszeit dauert vier Jahre.

Über 2500 Apothekerinnen und Apotheker aus 95 Ländern waren zum 62. Internationalen Kongress der Fédération Internationale Pharmaceutique (FIP), dem Weltapothekerverband, nach Nizza gereist. Der Kongress fand vom 31. August bis 5. September 2002 im Kongresszentrum "Acropolis" der südfranzösischen Stadt an der Cote d'Azur statt. Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Programms stand das Thema Sicherheit in der Behandlung und für die Patienten.   

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