Arzneimittel und Therapie

Nur positive Ergebnisse sind gute Ergebnisse?

Wenn man die Auswertung der Bostoner Arbeitsgruppe um Florence Bourgeois zusammenfasst, die das Studienregister ClinicialTrials.gov bezüglich fünf Wirkstoffgruppen untersucht hat, sind für veröffentlichte herstellerfinanzierte Studien positive Ergebnisse charakteristisch. Dabei sollte durch das Studienregister verhindert werden, dass Studien mit einem negativen Ausgang von den Herstellern nicht veröffentlicht werden und so das Gesamtbild verzerrt wird.

ClinicalTrials.gov wurde im Jahr 1999 gegründet, um mehr Transparenz bei Arzneimittelstudien zu schaffen. Ziel war vor allem, den sogenannten Publication Bias bei Metaanalysen, die häufig zur Beurteilung von Arzneimitteln herangezogen werden, zu verringern. Zu einem Publication Bias kommt es, wenn nur positive Studienergebnisse veröffentlicht werden, die Ergebnisse von Untersuchungen, die dem entgegenstehen, jedoch nicht allgemein zugänglich sind. Damit wird auch das Ergebnis einer Metaanalyse, die ja auf der Auswertung veröffentlichter Studienergebnisse basiert, tendenziell geprägt.

Inzwischen veröffentlichen namhafte Fachzeitschriften nur noch Studien, die bei ClinicalTrials.gov registriert sind und auch die US-Arzneimittelbehörde FDA schreibt seit 2007 verpflichtend eine Präregistrierung für Arzneimittelstudien außer für Phase I der Zulassung vor.

Die nun vorliegende Bostoner Studie beschreibt, dass in den Jahren 2000 bis 2006 Studien zu Wirkstoffen der Gruppen Cholesterinsenker, Antidepressiva, Antipsychotika, Protonenpumpeninhibitoren und Vasodilatatoren 546 Studien bei ClinicalTrials.gov gemeldet wurden. Die Autoren haben folgende Aspekte untersucht:

Wer hat die Studie in Auftrag gegeben: Hersteller, regierungsgeförderte Stellen, Non-Profit-Organisationen (diese erhalten jedoch häufig eine finanzielle Unterstützung von Herstellern)?

Von wie vielen Studien der jeweiligen Auftraggeber wurden innerhalb von drei Jahren nach Abschluss der Studie die Ergebnisse veröffentlicht?

Wie hoch war der Anteil der positiven Ergebnisse von den veröffentlichten Studien je nach Auftraggeber?

Das Bostoner Studienteam beurteilte hingegen nicht die Qualität der Studiendurchführung.

Bezüglich der Auftraggeber konnten 63% der Studien Herstellern, 14% regierungsgeförderten Stellen und 23% Non-Profit-Organisationen zugeordnet werden. Aber nur von etwa 67% dieser Studien wurde innerhalb von drei Jahren nach Abschluss das Ergebnis publiziert. Positive Studienergebnisse fanden sich in 85% der Hersteller-gesponserten Studien, zu 72% bei den von Non-Profit-Organisationen durchgeführten Studien und lediglich bei 50% der durch die Regierung veranlassten Untersuchungen. Allerdings muss bei diesen Zahlen berücksichtigt werden, dass es sich bei dem überwiegenden Teil der durch die Hersteller beauftragten Studien um Phase-III- und -IV-Studien handelte; das bedeutet, dass diese Studien vermutlich von vornherein größere Erfolgsaussichten haben, als Studien in den frühen Stadien I und II . Dennoch bleibt bei knapp einem Drittel der Studien die Frage, aus welchen Gründen deren Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden und welche Einflüsse diese – eventuell nicht bekannten negativen Studienergebnisse – auf mögliche Metaanalysen hätten. In ihren Berechnungen beschreibt die Bostoner Forschungsgruppe allein den Effekt durch die häufig von Herstellern unterstützten Non-Profit-Organisationsstudien auf das positive Gesamtergebnis im Rahmen einer möglichen Metaanalyse: Es kommt zu einer Steigerung von 61% auf 85% an positiven Ergebnissen. Damit alleine käme der oben erwähnte Effekt des Publication Bias bereits zum Tragen.

Quelle Bourgeois, F. T.; et al.: Outcome Reporting Among Drug Trials Registered in ClinicalTrial.gov. In: Annals of internal Medicine (2010) 153: 158 – 166

 

rme: Pharmastudien glänzen häufiger mit positivem Ergebnis. aerzteblatt.de vom 4. August 2010; www.aerzteblatt.de/nachrichten/42229/Pharmastudien_ glaenzen_haeufiger_mit_positivem_ Ergebnis.htm

 


Apothekerin Dr. Constanze Schäfer

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