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Große Erwartungen

Peter Ditzel

Das Apothekerparlament tagt: vom 24. bis 27. September findet der Deutsche Apothekertag 2009 in Düsseldorf statt. Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker trifft sich zum Gedankenaustausch, für Diskussionen, Beratungen und Beschlüsse. Das Motto des diesjährigen Apothekertags lautet "Gesundheit braucht Verantwortung". Ich gehe davon aus, dass mit diesem Motto gezeigt werden soll, dass der Apotheker bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – für die Gesundheit der Patienten. Auf der Agenda der Hauptversammlung stehen drei Arbeitskreise zu Themen, die zeigen, in welche Richtung sich der Apothekerberuf in Zukunft entwickeln muss, wenn diese Gesellschaft auch weiterhin am Apotheker, am Pharmazeuten festhalten soll und diesen Beruf nicht zu einem Discounter und merkantilen Distributionslogistiker verkommen lassen will.

Arbeitskreis 1 steht unter der Überschrift "Herausforderungen für die Patientenversorgung". In diesem Arbeitskreis wird auf medizinische und soziologische Aspekte der Bevölkerungsentwicklung hingewiesen, auf die steigende Bedeutung der Arzneimitteltherapie, den Fortschritt in der Arzneimittelentwicklung und Medizin, auf Herausforderungen der Versorgung sowie auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Allein schon aus den Themen dieses Arbeitskreises lässt sich ableiten, dass es ohne die pharmazeutische Arbeit des Apothekers nicht geht. Wer könnte besser eine Arzneimitteltherapie begleiten als der Apotheker? Auch der Fortschritt in der Arzneimittelentwicklung ruft nach Fachleuten, die sich mit den modernen Arzneimitteln auskennen, die – interdisziplinär – auch die Ärzte beraten können. Und dies tun, ohne die Pharmakoökonomie aus den Augen zu verlieren. Diese Schnittstelle zwischen Arzt und Patient kann nur ein Apotheker ausfüllen.

Arbeitskreis 2 befasst sich mit den Konsequenzen für eine umfassende pharmazeutische Betreuung. Was erwarten eigentlich die Patienten in dieser Hinsicht vom Apotheker? Welche Erfahrungen liegen in anderen Ländern damit vor? Wie können patientenorientierte Kernkompetenzen und Versorgungsdienstleistungen ausgebaut werden? Und welchen Beitrag leistet der Apotheker konkret zur Arzneimitteltherapiesicherheit? Gerade in der pharmazeutischen Betreuung, die in Deutschland vor über fünfzehn Jahren gestartet ist und bis heute leider nur ansatzweise und noch nicht routinemäßig in der Offizin zum Tragen kommt, liegt nach meiner Einschätzung noch ungeheuer viel Potenzial. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass dies ein essenzieller Teil unserer Profession ist, der unser Überleben, unsere Daseinsberechtigung für die Zukunft sichert. Und eigentlich schon heute viel stärker zum Einsatz kommen sollte. Fragen Sie mal aktiv nach bei Ihren Patienten, wenn sie von der ärztlichen Sprechstunde kommen, ob sie von ihrem Arzt ausführlich über die Arzneimitteltherapie informiert wurden, über Neben- und Wechselwirkungen, über mögliche Complianceprobleme, über Nahrungseinflüsse auf die Arzneitherapie, über eine sinnvolle Zusatzmedikation, und ob sie weitere Hinweise und Tipps erhalten haben, wie sie zu einem schnelleren Heilungsverlauf ihrer Krankheit beitragen können. Augenscheinliches Beispiel dafür, welcher Aufklärungsbedarf hier notwendig und wie wichtig die Arbeit des Apothekers ist, zeigt sich bei den Patienten, die mit einem Entlassungsrezept aus dem Krankenhaus in die Apotheke kommen. Oft stehen die Patienten hilflos den Arzneimitteln gegenüber, sie kennen sich damit nicht aus und kommen damit nicht zurecht. Der Beitrag des Apothekers ist einfach unverzichtbar.

Arbeitskreis 3 des Apothekertags hebt die patientenorientierte Arzneimittelversorgung auf die politische Ebene und diskutiert darüber mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Eine Vorlage für diese Diskussion könnte das Urteil des Europäischen Gerichtshofs bieten, der das Fremd- und Mehrbesitzverbot für rechtens erklärt hat. In seiner Begründung zu diesem Urteil stellt der Generalanwalt die überragende Bedeutung des Apothekers in der Arzneimittelversorgung, in der Patientenberatung durch einen unabhängigen Fachmann heraus. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass wir diesen Anforderungen gerecht werden müssen.

Vor diesem Hintergrund stellen sich große Erwartungen an den diesjährigen Apothekertag. Wie können die Apotheker auf diese zukünftigen Anforderungen besser vorbereitet werden? Reicht eine Fortbildungsoffensive? Wie sieht das moderne Berufsbild des Apothekers für die Zukunft aus? Werden die Apotheker in das Therapiemanagement einsteigen können? Wie wird der Nachwuchs für diese zukünftigen Aufgaben ausgebildet? Ist die Ausbildung vor diesem Hintergrund noch zeitgemäß?

Freuen wir uns auf einen zukunftsweisenden Apothekertag. Und, falls Sie es nicht schon getan haben, gehen Sie zur Wahl. Wie wir in den vergangenen vier Jahren gesehen haben, nützen unsere besten Konzepte nichts, wenn sie politisch keinen Halt finden und Politiker den Apotheker in eine rein kaufmännische Ecke drängen wollen und den Heilberufler vergessen.


Peter Ditzel

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