Deutscher Apothekertag 2009

Hasta luego, Plauderstündchen – oder lieber doch nicht

Peter Ditzel

Nett ist sie, attraktiv ist sie, Ana Plasencia, die Moderatorin der Sendung Umschau beim Mitteldeutschen Rundfunk. Sie war in diesem Jahr von der ABDA für die Moderation der Arbeitskreise des Deutschen Apothekertages verpflichtet worden. Als Tochter spanischer Eltern wurde sie in Deutschland geboren, wuchs aber auf Teneriffa, also in spanischer Umgebung auf. Erst mit 18 ging sie zurück nach Deutschland. Ihr spanisches Temperament, ihren feurig spanischen Blick und ihren leichten ausländischen Akzent, den sie gerne kokettierend einsetzt, hat sie bis heute erhalten. Attribute, die bei unseren ABDA-Oberen wohl gut gepunktet haben, als man sich für sie als Moderatorin der Hauptversammlung entschieden hatte.

Man hätte es bleiben lassen sollen. Nichts gegen Ana Plasencia, aber das Apothekerparlament war mehrere Nummern zu groß für sie. Das hätten diejenigen, die sie auswählten, spüren müssen. Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker ist keine MDR-Umschau-Sendung und keine Talkrunde, sie ist auch keine Sendung für Laien, denen man Arzneimittelfälschungen und die Arbeit des Apothekers erklären muss. Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker ist das Apothekerparlament, auf dem richtungsweisende Diskussionen laufen und Entscheidungen getroffen werden, die für die Zukunft des Apothekerberufs mitbestimmend sind.

Dies hatte man Ana Plasencia vermutlich nicht gesagt oder sie war sich dessen wohl nicht bewusst. Sie hatte zwar versucht, sich auf diesen Auftritt vorzubereiten, glaubte wohl aber, eine Boulevard-Fernseh-Talk-runde vor sich zu haben und zu moderieren, deren Zuschauer ein Querschnitt unserer Bevölkerung ist. Brav hatte sie sich ihre Fragen für ihre Talkgäste zurechtgelegt, ebenso brav spulte sie sie ab. Nicht nur mir sind Zweifel gekommen, ob sie überhaupt die Antworten der Podiumsteilnehmer verstanden hat und einordnen konnte. Denn eine Nachfrage, ein Verknüpfen der Antworten mit ihren Fragen, ein kleines Resümee zwischendurch – das kam so gut wie nicht. Hauptsache die Diskutanten hielten sich an die von ihr streng vorgegebene Redezeit.

Aber wie gesagt, vielleicht darf man das alles gar nicht ihr anlasten. Angesichts der zum Teil komplizierten Materie, der Komplexizität der Themen und der Bedeutung für die Apotheke konnte sie gar nicht in diesen Themen stecken, als dass sie souverän einen Arbeitskreis über Herausforderungen für die Patientenversorgung oder Konsequenzen für eine umfassende pharmazeutische Betreuung hätte überblicken können. Ja, man hätte sie nie dafür einsetzen dürfen.

Schade nur für den Apothekertag, seine Arbeitskreise drohten zu einem Plauderstündchen zu verkommen. Es fehlte nur noch ein prasselndes Kaminfeuer im Hintergrund, das man per Videobeamer hätte einspielen können. Den Diskutanten selbst war es zu verdanken, dass die Arbeitskreise doch noch Substanz boten, weil sich die Podiumsteilnehmer über Anas Fragen hinwegsetzten und miteinander diskutierten.

Mag sein, dass es einige Delegierte gibt, denen diese Art von Infotainment und Talkrunden auf einem Apothekertag gefällt. Ob wir allerdings mit solchen Plaudereien auf dem Apothekertag weiterkommen, möchte ich bezweifeln. Für mich ist der Apothekertag immer noch ein ernsthaftes Forum mit Arbeitskreisen, die ihrem Namen gerecht werden.

Hoffen wir auf Einsicht fürs nächste Jahr! Hasta la vista, hasta luego Plauderstunde und adios Ana Plasencia! Aber nicht auf dem Apothekertag.

Peter Ditzel

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