Prisma

Sauerstoffradikale machen Immunzellen unflexibel

Verlieren Immunzellen ihre Fähigkeit, sich strukturell an besondere Gegebenheiten anzupassen, leidet die Abwehr. Als Ursache für solche eingeschränkten Funktionen entdeckten Heidelberger Wissenschaftler den Einfluss freier Radikale, die sich z. B. schädigend auf ein Schlüsselprotein der T-Zellen auswirken.

Reaktive Sauerstoffverbindungen, die im Körper z. B. bei Krebs, Entzündungen oder Alterungsprozessen verstärkt gebildet werden, können die Arbeit bestimmter Zellen zur Immunabwehr deutlich beeinträchtigen. So ist bekannt, dass Makrophagen bei Krebs vermehrt Wasserstoffperoxid produzieren. Dadurch werden T-Zellen molekular geschädigt, verlieren an der erforderlichen Flexibilität und sind in ihrer Funktion behindert. Wissenschaftler der Universität Heidelberg entdeckten jetzt den zentralen Mechanismus für diese Beeinträchtigung. Danach oxidieren aggressive Sauerstoffradikale Cofilin, ein spezifisches Protein, das dafür sorgt, dass T-Zellen ihre Struktur bei Bedarf flexibel umbauen können. Ist diese Anpassungsfähigkeit gestört, leidet das komplette Immunsystem. Ziel der Forscher ist es herauszufinden, welche Rolle die Veränderung von Cofilin bei chronischen Entzündungsreaktionen, Tumoren oder Autoimmunerkrankungen spielt. Möglicherweise könnte die Oxidation des Proteins als Maß für den Immunstatus eines Patienten dienen. Demnach wäre es sinnvoll, bei Krebserkrankungen die Zahl der freien Radikale nachhaltig zu dezimieren. Bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen wiederum ließe sich durch vermehrten "Sauerstoffstress" das überaktive Immunsystem gezielt ausbremsen.
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Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg, Nr. 200/2008

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