Arzneimittel und Therapie

Droperidol gegen Übelkeit und Erbrechen

Das Neuroleptikum Droperidol ist seit Juni 2008 wieder in Deutschland auf dem Markt. Unter dem Markennamen Xomolix® ist es als intravenöse Injektion zur Prophylaxe und Therapie von postoperativer Übelkeit und Erbrechen zugelassen.
Droperidol

Früher wurde das Neuroleptikum Droperidol unter anderem in der Anästhesie verwendet und war zusammen mit einem Opioid, meist Fentanyl, ein Bestandteil der Neuroleptanalgesie, die durch andere Narkoseverfahren weitgehend verdrängt wurde. Bei der Neuroleptanalgesie sind die Patienten sediert und angstfrei sowie weitgehend gleichgültig gegenüber den sie umgebenden Vorgängen, schlafen aber nicht immer. Auf diese Weise können nur kleinere Eingriffe wie Endoskopien durchgeführt werden. Nachdem bei der hoch dosierten oralen Langzeittherapie als Neuroleptikum kardiale Nebenwirkungen aufgetreten waren, wurde die orale Applikationsform und später auch wegen gesunkener Umsätze die parenterale Form im Jahr 2001 von der Herstellerfirma Janssen-Cilag in Deutschland vom Markt genommen.

Jetzt hat die Firma ProStrakan die Fachinformation überarbeitet und die Zulassung für Droperidol für die intravenöse Anwendung zur Prophylaxe und Therapie von postoperativer Übelkeit und Erbrechen bei Erwachsenen und Kindern über zwei Jahre und zur Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen durch Opioide bei der postoperativen, patientenkontrollierten Analgesie erhalten. Droperidol ist ein Butyrophenon-Derivat. Es hemmt dopaminerge Rezeptoren in der Chemotrigger-Zone der Area postrema und wirkt stark antiemetisch. Außerdem besitzt es eine schwache alpha1 -adrenolytische Wirkung und weder anticholinerge noch antihistaminerge Wirkung.

Eine halbe Stunde vor Operationsende spritzen

Zur Vorbeugung und Behandlung von postoperativer Übelkeit und Erbrechen werden bei Erwachsenen 0,625 bis 1,25 mg Droperidol eingesetzt, bei Älteren, Kindern über zwei Jahren und Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz wird die Dosis reduziert. Die Injektion sollte eine halbe Stunde vor dem voraussichtlichen Operationsende erfolgen. Zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen, die durch Opioide hervorgerufen werden, erhalten Erwachsene 15 bis 50 µg Droperidol pro mg Morphin, bis maximal 5 mg Wirkstoff pro Tag.

Droperidol wirkt vergleichbar gut antiemetisch wie Ondansetron und Dexamethason. Alle Mittel reduzieren das relative Risiko von postoperativer Übelkeit und Erbrechen um etwa 26%. Da sie sich gegenseitig nicht beeinflussen, erscheint bei besonders hohem Risiko für postoperatives Erbrechen eine Kombination mit Dexamethason oder mit 5-HT3 -Antagonisten oder mit beiden gleichzeitig sinnvoll.

Abbau in der Leber

Die Wirkung einer intravenösen Einzeldosis Droperidol setzt zwei bis drei Minuten nach der Applikation ein. Die beruhigende und sedative Wirkung kann zwei bis vier Stunden lang anhalten, wobei die Aufmerksamkeit bis zu zwölf Stunden beeinträchtigt sein kann.

Droperidol wird rasch in der Leber metabolisiert und unterliegt einer Oxidation, Dealkylierung, Demethylierung und Hydroxylierung durch die Cytochrom-P450-Isoenzyme 1A2 und 3A4 und in einem geringeren Ausmaß durch 2C19. Die Metabolite zeigen keine neuroleptische Aktivität. Die Metaboliten werden zu 75% durch die Nieren ausgeschieden, nur 1% des Wirkstoffs wird unverändert über den Urin und 11% über den Stuhl ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 134 Minuten.

Steckbrief: Droperidol

Handelsname: Xomolix

Hersteller: ProStrakan, Starnberg

Einführungsdatum: 15. Juli 2008

Zusammensetzung: 1 ml Injektionslösung enthält 2,5 mg Droperidol. Sonstige Bestandteile: Natrium < 23 mg, Mannitol (Ph. Eur.), Weinsäure (Ph. Eur.), Natriumhydroxid (zur pH-Wert-Einstellung), Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise und PZN: 10 x 1 ml Injektionslösung, 74,34 Euro, PZN 1161314.

Stoffklasse: Antiemetika; Butyrophenon-Derivat. ATC-Code: N05AD08.

Indikation: Zur Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen nach Operationen bei Erwachsenen und als Therapie der zweiten Wahl bei Kindern und Jugendlichen; zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen bei Erwachsenen durch Morphinderivate bei der postoperativen patientenkontrollierten Analgesie.

Dosierung: Zur Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen nach Operationen: Erwachsene: 0,625 mg bis 1,25 mg (0,25 bis 0,5 ml); Kinder über zwei Jahre und Jugendliche: 20 bis 50 μg/kg (bis maximal 1,25 mg). Anwendung 30 Minuten vor dem voraussichtlichen Operationsende, eine weitere Dosis je nach Bedarf alle sechs Stunden. Zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen durch Morphinderivate bei der postoperativen, patientenkontrollierten Analgesie: Erwachsene: 15 bis 50 μg Droperidol pro mg Morphin, Maximaldosis pro Tag 5 mg Droperidol, nicht für Kinder und Jugendliche indiziert.

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Butyrophenone; verlängerte QT-Intervalle; Hypokaliämie oder Hypomagnesämie; Bradykardie; Begleitmedikation, die zu Bradykardie führen kann; Phäochromozytom; komatöse Zustände; Parkinson-Krankheit; schwere Depression.

Nebenwirkungen: häufig: Benommenheit, Müdigkeit; Hypotonie.

Wechselwirkungen: Arzneimittel, die zu einem verlängerten QTc-Intervall führen, dürfen nicht gleichzeitig mit Droperidol angewendet werden. Um einer QT-Verlängerung vorzubeugen, ist besondere Vorsicht geboten, wenn Patienten Arzneimittel einnehmen, die zu einer Störung des Elektrolythaushalts führen. Die gleichzeitige Anwendung von Metoclopramid und anderen Neuroleptika kann zu einer Zunahme extrapyramidaler Symptome führen und sollte daher vermieden werden. Droperidol kann eine durch andere ZNS-depressiv wirkende Arzneimittel hervorgerufene Depression verstärken. Auf den Konsum von Alkohol sollte verzichtet werden. Droperidol kann die Wirkung von Beruhigungsmitteln und Antihypertensiva verstärken, ebenso die atemdepressive Wirkung von Opioiden verstärken. Droperidol kann die Wirkung von Dopaminagonisten abschwächen. Substanzen, welche die Aktivität der Cytochrom-P450-Isoenzyme CYP1A2 und/oder CYP3A4 hemmen, können den Abbau von Droperidol verlangsamen und dessen pharmakologische Wirkungsdauer verlängern.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Die Anwendung sollte mit Vorsicht erfolgen bei Patienten mit Epilepsie oder Erkrankungen, die zu erhöhter Epilepsie- oder Krampfneigung führen. Patienten, die Risikofaktoren für eine kardiale Arrhythmie aufweisen oder bei denen ein entsprechender Verdacht besteht, sollten vor der Anwendung von Droperidol genau untersucht werden.

Nebenwirkungen: Benommenheit und Hypotonie

Nach klinischen Erfahrungsberichten sind die häufigsten Nebenwirkungen Benommenheit und Müdigkeit. Weniger häufig kam es zu Hypotonie, kardialer Arrhythmie, malignem neuroleptischem Syndrom sowie zu Bewegungsstörungen wie Dyskinesie und Angst oder Unruhe. Droperidol darf nicht bei Patienten mit bekannten oder vermuteten verlängerten QT-Intervallen eingesetzt werden. Arzneimittel, die zu einem verlängerten QTc-Intervall führen, dürfen nicht gleichzeitig mit Droperidol angewendet werden. Beispiele dafür sind Antiarrhythmika der Klasse IA wie Chinidin, Procainamid, und der Klasse III, z. B. Amiodaron und Sotalol; Makrolidantibiotika wie Azithromycin, Erythromycin, Clarithromycin; Fluorchinolonantibiotika; Antihistaminika wie Astemizol und Terfenadin; einige trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva und antipsychotisch wirksame Arzneimittel; Antimalaria-Mittel, z. B. Chinin, Chloroquin, Halofantrin; außerdem u. a. Cisaprid, Tacrolimus und Tamoxifen. Eine gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die extrapyramidale Symptome hervorrufen, zum Beispiel Metoclopramid und andere Neuroleptika, kann zu einer erhöhten Inzidenz dieser Effekte führen und sollte daher vermieden werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Patienten Arzneimittel einnehmen, die zur Störung des Elektrolythaushalts führen können, zum Beispiel Diuretika, Abführmittel und Glucocorticoide. Da Droperidol Dopaminrezeptoren blockiert, kann die Wirkung von Dopaminagonisten wie Bromocriptin, Lisurid und Levodopa abgeschwächt werden. Substanzen, welche die Aktivität der Cytochrom-P450-Isoenzyme CYP1A2 und/oder CYP3A4 hemmen, können den Abbau von Droperidol verlangsamen und dessen Wirkdauer verlängern.

 

Quelle

Fachinformation von Xomolix® , Stand März 2008.

Apfel, Ch. C.; et al.: A factorial trial of six interventions for the prevention of postoperative nausea and vomiting. N. Eng. J. Med., 350(24), 2441-2451 (2004).

White, P. F.: Prevention of postoperative nausea and vomiting - a multimodal solution to a persistent problem. N. Eng. J. Med., 350(24), 2511-2512 (2004).

 


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1 Kommentar

Verfasser*in

von Arno Müller am 19.03.2019 um 6:07 Uhr

Wo kann man denn sehen, wer der*die Autor*in dieses Artikels ist?

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