Aus Kammern und Verbänden

Altägyptische Medizin und Pharmazie

Mit den schriftlich überlieferten Anfängen der Heilkunde befasste sich eine Veranstaltung der DGGP-Regionalgruppe Franken in Kooperation mit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft am 15. Januar in Würzburg. Dr. Tanja Pommerening, Mainz, sprach über "Medizin und Pharmazie im alten Ägypten".

Die Referentin verfügt als Apothekerin und Ägyptologin über die naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Qualifikationen, um im Rahmen eines von der DFG geförderten Forschungsprojekts an der Universität Mainz die medizinischen Rezepte Altägyptens in ihrem transdisziplinären Kontext zu erforschen.

Aus alten Papyri

Eine der frühesten Sammlungen medizinischer Literatur stellt der Papyrus Ebers dar, der von etwa 1550 v. Chr. datiert. Die Rezepturen mitsamt ihren Indikationen sind teils in hieratischer Schrift, teils in Hieroglyphen geschrieben, wobei die Interpretation der Texte noch manche ungelösten Fragen aufgibt. In den Rezepturen finden sich viele Arzneidrogen, die später auch in der Materia medica der griechisch-römischen Antike und des Mittelalters eine Rolle spielten, wie beispielsweise Ricinus und Granatapfel.

Nach dem Papyrus Ebers ging die Referentin auf ein chirurgisches Handbuch aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert ein, den Edwin Smith Papyrus. Sehr anschaulich schilderte sie eine Rezeptur, die eine Art Anti-Aging-Mittel der Ägypter darstellte. Deren Zutaten wurden nicht nur aufgrund ihrer pharmakologisch wirksamen Sekundärstoffe ausgewählt – magische Aspekte der Drogen waren ebenfalls wichtig; so war es beispielsweise bei Bittermandel und Bockshornklee von Bedeutung, dass die Samenschale an dem Samen haften blieb.

Auch beim Abmessen der einzelnen Zutaten spielten mythologische Konzepte eine Rolle. Laut Pommerening, die sich schon im Rahmen ihrer Magisterarbeit an der Universität Marburg mit den altägyptischen Hohlmaßen beschäftigt hatte, ist das zugrunde liegende System des Messens nicht allein rational zu verstehen.

Die Referentin resümierte, dass man das komplexe Thema der altägyptischen Medizin nur interdisziplinär erforschen kann. Eine Beschränkung auf rein geisteswissenschaftliche Fragestellungen führt ebenso wenig zum Ziel wie eine Begrenzung auf die pharmazeutischen Aspekte der Drogen und der Maßeinheiten.

In der Diskussion wurde vor allem auf die im Vortrag erwähnten Pflanzen Bezug genommen. Obwohl die ägyptische Medizin die Humoralpathologie, die seit Claudius Galenus (1. Jh. n. Chr.) bis in die frühe Neuzeit die abendländische Arzneimittellehre beherrscht hat, nicht gekannt hatte, gibt es bei den Indikationen einzelner Arzneipflanzen erstaunliche Parallelen zwischen Ägypten und Europa.


DGGP-Regionalgruppe Franken

Dr. Thomas Richter, Würzburg, steht seit Anfang 2008 an der Spitze der Regionalgruppe Franken der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP). Er ist der Nachfolger von Dr. Karlheinz Bartels, Lohr am Main, der die Regionalgruppe mehr als drei Jahrzehnte lang geleitet hatte. Neben seiner Tätigkeit als Inhaber der Marien-Apotheke in Lohr am Main fand Bartels immer wieder Zeit, umfangreiche Forschungen zur Pharmaziegeschichte durchzuführen und die Ergebnisse in zahlreichen Publikationen und Vorträgen zu präsentieren. Richter dankte seinem Vorgänger für sein langjähriges Engagement in der DGGP und versprach, die guten Traditionen zu pflegen, aber auch eigene Akzente zu setzen. So sei eine Veranstaltung in der zweiten Jahreshälfte geplant, auf der die regionale Medizin- und Pharmaziegeschichte in Franken beleuchtet werden soll. Gleichfalls dankte Richter Frau Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Universität Würzburg, für die gute Zusammenarbeit zwischen DGGP und DPhG bei der Organisation der Wintervorträge an der Universität Würzburg.

Neue stellvertretende Leiterin der DGGP-Regionalgruppe Franken ist die Nürnberger Apothekerin Christiane Engel, die an die Stelle von Prof. Dr. Werner Dressendörfer, Bamberg, getreten ist.


Dr. Thomas Richter, Würzburg

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