Gesundheitspolitik

Die inhabergeführte Apotheke hat eine Zukunft

Teilnehmer beim Innovationsforum in Köln einig: Apotheken-A muss besser gepflegt werden

KÖLN (ifh/az). Beim ersten Innovationsforum in der Kölner Innovations-Akademie Deutscher Apotheken (IDA) diskutierten Experten und Verbraucher über die Arzneimittelversorgung der Zukunft. Positives Fazit des vom Institut für Handelsforschung (IfH), Köln, moderierten Forums: Die inhabergeführte Apotheke wird auch zukünftig den Dreh- und Angelpunkt der Arzneimittelversorgung in Deutschland bilden.

Die Arzneimittelversorgung in Deutschland hat sich gewandelt und wird sich weiter wandeln. Gesundheitspolitische Eingriffe und das Streben verschiedener Marktakteure nach neuen Versorgungs- und Distributionsformen deuten die zu erwartende Systemveränderung an. Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch, wie sich der Vertrieb von Arzneimitteln in Zukunft konkret darstellen wird. Die entsprechenden Diskussionen rücken insbesondere die Frage in den Mittelpunkt, ob der im gegenwärtigen Arzneimittelversorgungssystem in zentraler Rolle agierenden inhabergeführten Apotheke auch zukünftig eine hohe Marktbedeutung beizumessen sein wird oder nicht.

"Prognosen zur Arzneimittelversorgung der Zukunft haben eines gemeinsam, sie sind unsicher und häufig interessengeleitet", so Dr. Andreas Kaapke, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IfH), anlässlich des ersten Innovationsforums in der Kölner Innovations-Akademie Deutscher Apotheken (IDA). Dennoch fällt sein Fazit als Moderator der Veranstaltung positiv für das bestehende Arzneimittelversorgungssystem aus: "Die inhabergeführte Apotheke hat eine Zukunft. Sie wird auch zukünftig den Dreh- und Angelpunkt der Arzneimittelversorgung in Deutschland bilden. Im Sport würde man von einem Konditionswunder sprechen, wohingegen derzeit hoch gehandelte neue Vertriebskanäle vergleichsweise kurzatmig erscheinen."

Positive Aussichten

Wenn es nach Friedrich Neukirch, Vorsitzender der Geschäftsleitung der

Klosterfrau Deutschland GmbH, geht, hat die inhabergeführte Apotheke sogar eine besonders gute Zukunft vor sich. "Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die größte Chance gegenwärtig und auch zukünftig die inhabergeführte Apotheke haben wird. Wir können auch im Mass-Market feststellen, dass sich Vertriebsorganisationen mit selbstständigen Einzelhandelskaufleuten wie zum Beispiel bei Edeka besser entwickeln als filialisierte Unternehmen. Daher sind wir überzeugt, dass die inhabergeführte Apotheke auch die größten Marktanteile auf sich ziehen wird", so Neukirch.

Uneinigkeit über Systemwettbewerb

Uneinig sind sich Experten wie Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., Dr. Thomas Kerckhoff, Geschäftsführer der Avie GmbH & Co. KG, und Ulrich von der Linde, Geschäftsführer der v.d.Linde-Arzneimittel GmbH, hingegen im Hinblick auf die Frage, in welchem Ausmaß sich inhabergeführte Apotheken in Organisations- und Kooperationskonzepte einbinden sollten, um erfolgreich sein zu können. Während Preis die Mitgliedschaft in Kammern und Verbänden für ausreichend hält, räumt Kerckhoff jenen inhabergeführten Apotheken die besten Chancen ein, die sich in Apothekenkooperationen organisieren. Von der Linde erachtet insbesondere einen hohen Organisationsgrad zwischen den Apotheken im Bereich der Beschaffung als erforderlich. Als Klammer bleibt also, dass der notwendige Organisationsgrad für Apotheken hoch sein muss – in welcher Form auch immer.

Ökonomisches zu sehr im Vordergrund

Das IfH ist der Auffassung, dass die an der Arzneimitteldistribution beteiligten Akteure zwar klare Vorstellungen über mögliche Szenarien der Arzneimittelversorgung der Zukunft haben, die Diskussionen zu diesem Thema aber zu sehr auf ökonomische Fragestellungen fokussieren. So kritisiert Dr. Markus Preißner, Leiter der Forschungsstelle für Arzneimitteldistribution am IfH, dass "Diskussionen rund um das Thema Arzneimitteldistribution heute nur selten auch die Qualität der Arzneimittelversorgung und den Verbraucher einbeziehen. Im Mittelpunkt stehen zumeist Überlegungen zu Marktanteilen, Umsatzsteigerungen und Kostensenkungspotenzialen. Zudem ist der zeitliche Horizont meist zu knapp bemessen, demografische Entwicklungen werden beispielsweise kaum beachtet". Preißner warnt: "Bevor Kostensenkungen realisiert und Märkte erschlossen werden können, ist zunächst zu gewährleisten, dass die Arzneimittel- und Versorgungssicherheit sowie die Qualität der Versorgung sichergestellt wird." Dabei lassen sich laut Preißner die aus dem Einzelhandel bekannten Konzepte zur Kostensenkung und Umsatzsteigerung nicht 1:1 auf den Arzneimittelmarkt übertragen.

Vernachlässigtes Apotheken-A

Bemerkenswert waren auch die Äußerungen der vier im Rahmen der Veranstaltung befragten Verbraucher. Diese waren einhellig mit denen von ihnen besuchten Apotheken zufrieden, legten sich aber dennoch nicht auf eine Apotheke als "ihre" Verkaufsstelle für Arzneimittel fest. "In eine Apotheke kann man immer gehen, egal in welche – sie garantiert eine hohe Qualität", so einer der Verbraucher. Vielleicht ist das ja gerade ein Kernproblem der Apotheke, da in einem Workshop der am Innovationsforum teilnehmenden Besucher auch ausführlich über die Bedeutung des Apotheken-A diskutiert wurde. So stand die Frage im Mittelpunkt, ob das A eher Marken- oder Erkennungszeichen sei. Egal, wie die Antworten auf diese Frage auch ausfielen, in einem waren sich die Anwesenden einig, das Apotheken-A muss besser gepflegt werden, um die ihm zugedachten Funktionen eines Marken- oder Erkennungszeichens übernehmen zu können.

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