Gesundheitspolitik

2. IDA-Innovationsforum

Apothekenkonzepte mutig und konsequent umsetzen

KÖLN (ifh/az). Ohne ein strategisches Konzept wird das Überleben einer Apotheke zunehmend zum Glücksspiel. Hierin waren sich die Teilnehmer des vom Institut für Handelsforschung (IfH) in der Innovations-Akademie deutscher Apotheken (IDA) durchgeführten Innovationsforums einig. Erfolgreich könne ein Apothekenkonzept jedoch nur sein, wenn es die individuellen Rahmenbedingungen einer Apotheke berücksichtigt und die Umsetzung konsequent erfolgt.

"Ist dies nicht der Fall, ist auch das beste Konzept zum Scheitern verurteilt", schlussfolgert Dr. Andreas Kaapke, Moderator der Veranstaltung und Geschäftsführer des IfH. Die im Rahmen des Forums vorgestellten Praxisbeispiele belegen dies; sie alle zeichnen sich durch mutiges, kreatives und engagiertes Unternehmertum aus, ohne dabei die heilberuflichen Kernkompetenzen des Apothekers zu vernachlässigen.

All business is local – besonders in der Apotheke

"Faktoren wie die Bevölkerungs- und Verschreiberstruktur entscheiden über den Erfolg oder Misserfolg einer Apotheke", stellte Dr. Markus Preißner, Bereichsleiter der Forschungsstelle für Arzneimitteldistribution am IfH, in seinem Impulsvortrag heraus. Auch für die im Rahmen des IDA-Innovationsforums vorgestellten Apothekenkonzepte spielt die Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten eine entscheidende Rolle:

  • Der Erfolg der Mauritius-Apotheke in Krefeld basiert nach Angaben des Inhabers Klaus Mellis vor allem auf der Bildung lokaler Netzwerke im Gesundheitswesen. Apotheker Mellis versteht sich als "integrativer Dienstleister", der eng mit Ärzten, Psychotherapeuten und Krankenschwestern zusammenarbeitet und die dabei entstehenden Synergien nutzt.

  • Der "Filialist auf dem Land", Apotheker Jens Wiegland aus Nierstein, begegnet der niedrigen Bevölkerungsdichte im Umfeld seiner Landapotheken mit einem konsequenten Sparkurs: Er reduzierte die Kapitalbindung durch den Verzicht auf eine umfassende Sicht- und Freiwahl. Die Personalkosten senkte er durch den Einsatz eines Kommissionierautomaten und verkürzte Öffnungszeiten. Zudem filialisierte er, um größenbedingte Einsparpotenziale zu realisieren.

  • Der Wiener Apotheker Dr. Wilhelm Schlagintweit bedient sich in seiner Apotheke "Zum Löwen von Aspern" der mikrogeografischen Segmentierung, um Werbeaktionen zielgruppenspezifisch zu steuern. Einzigartigkeit sichert sich Schlagintweit durch die erlebnisorientierte Architektur seiner Apotheke mit Raum für Kunst- und Kulturveranstaltungen, einen öffentlich zugänglichen Kräutergarten und vielfältige Beratungsangebote rund um Gesundheit und Wellness.

Einbindung des gesamten Apothekenteams

Ein Apothekenkonzept kann nur erfolgreich sein, wenn es konsequent gelebt wird, und zwar vom gesamten Apothekenteam. Denn anders als in den meisten anderen Branchen hängt die Apotheken- und Produktwahl in hohem Maße von der Freundlichkeit, Motivation und Qualifikation des Apothekenpersonals ab. So kommt es nach Ansicht von Apotheker Wiegland "nicht darauf an, wie viele Produkte in der Apotheke gezeigt werden, sondern wie kompetent und vertrauenswürdig das Personal am HV-Tisch ist." Wieglands Verzicht auf einen umfassenden Frei- und Sichtwahlbereich ist folglich konsequent, wenn auch mutig. Knackpunkt könnte die Personalbeschaffung sein, denn diese wird immer schwieriger – besonders auf dem Lande.

Breite Zustimmung für Apothekenkonzepte

Die im Rahmen des IDA-Innovationsforums zu Wort kommenden Experten waren sich darüber einig, dass strategische Konzepte in der Apotheke unabdingbar sind. Dabei befürwortet Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., konzeptionelle Ansätze, die die heilberufliche Kompetenz des Apothekers in den Vordergrund stellen. Auch für pharmazeutische Hersteller ist eine "koordinierte, strukturierte Herangehensweise der Apotheken beispielsweise bei der Produktneueinführung von Vorteil", so Dr. Stefan Plantör von Pro Generika e.V. Laut Plantör wirken Apothekenkooperationen als Treiber strategischer Konzepte im Apothekenmarkt. Dies bestätigt auch Pharmagroßhändler Hanns-Heinrich Kehr. Nach dessen Ansicht müssen Apothekenkooperationen aber stets eine sinnvolle Hilfestellung nach dem Baukastenprinzip bieten, ohne Apotheker in ihrer Entscheidungsfreiheit zu stark einzugrenzen. Ob die Verwirklichung von Apothekenkonzepten am besten unter dem Dach einer Kooperation oder im Alleingang gelingen mag, kann laut Moderator Kaapke nicht pauschal beurteilt werden. Zu unterschiedlich seien die einzelnen Apothekerinnen und Apotheker und zu unterschiedlich seien auch die Rahmenbedingungen, unter denen sie jeweils tätig sind, so Kaapke.

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