DAX stemmt sich gegen schlechte Nachrichten

(hps). Nullsummenspiel beim DAX: Im Vergleich zur Vorwoche wies das Börsenbarometer fast keine Veränderung auf. Vor dem Hintergrund haussierender Notierungen bei Öl und Euro ist das schon bemerkenswert. Dennoch fürchten die Investoren weiterhin schlechte Unternehmenszahlen. Möglicherweise sind es aber gerade die besseren Zahlen, vor denen man auf der Hut sein sollte.
Durchwachsene Zahlen der US-Unternehmen beeindrucken deutschen Leitindex nur wenig / Immer mehr Anleger wechseln das Lager

Die Negativmeldungen zu Beginn der Quartalsberichte setzten sich zunächst auch in der zweiten Woche der Berichtssaison fort. Wirklich übel genommen hatten die Investoren dabei die schwachen Ergebnisse von General Electric. GE wird als Gesundheits-barometer der amerikanischen Wirtschaft angesehen. Normalerweise erfüllt GE die Erwartungen der Analysten fast punktgenau. Diesmal jedoch verfehlte der Mischkonzern die Schätzungen deutlich und musste nun auch seine Jahresprognose zurücknehmen. Gleichzeitig fiel das viel beachtete US-Verbrauchervertrauen auf den tiefsten Stand seit 26 Jahren. Diese Überdosis an schlechten Nachrichten kostete den Dow Jones vergangenen Freitag im Sitzungsverlauf über 200 Punkte.

Doch es waren auch versöhnlichere Töne zu hören. Johnson&Johnson zum Beispiel überraschten mit deutlichen Zuwachsraten bei Gewinn und Umsatz. Gleiches gilt für Coca Cola. Intel und IBM glänzten mit Rekordumsätzen und guten Prognosen. Und ganz wichtig: J.P.Morgan und Wells Fargo konnten ebenfalls Zahlen vorlegen, die besser als erwartet ausfielen. Damit wuchs unter den Investoren die Überzeugung, dass eine Wende in der Finanzkrise in Sichtweite sei. Dieser Ansicht ist übrigens auch Mark Mobius, allseits anerkannter Fondsmanager des bekannten Templeton Fonds.

Auch aus der Gesamtwirtschaft gab es Erfreuliches: Der Empire State Index, der die Geschäftstätigkeit der Hersteller in New York misst, machte einen gewaltigen Sprung von – 22,2 auf +0,6, während hierzulande der deutsche Außenhandel das Jahr 2007 mit einem neuen Rekordüberschuss abschloss. Die schädlichen Auswirkungen des starken Euro – immerhin schwankte der Euro letztes Jahr auch schon in luftigen Höhen zwischen 1,35 und 1,45 Dollar – scheinen sich bislang also in Grenzen zu halten. Die US-Industrieproduktion zog im März leicht an.

Alles in allem verstärkte sich dadurch bei den Akteuren der Eindruck, dass es sich bei der herrschenden Konjunkturschwäche – wenn überhaupt – allenfalls nur um eine leichte Rezession handeln dürfte. Eine solche gilt aber bei der Mehrheit der Anleger als eingepreist.

Bad news are good news!

Mit der Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen und dem Verweis auf den Grundsatz, dass die Börse in der Regel rund sechs Monate der aktuellen Wirtschaftsentwicklung vorwegnimmt, führen selbst schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft die Börse weiter nach oben. Man sollte sich daher nicht den Kopf darüber zerbrechen, warum die Märkte aktuell nicht weiter in die Knie gehen. Vielmehr muss die Frage lauten, was denn sein wird, wenn die Konjunktur irgendwann tatsächlich wieder nach oben dreht. Denn bis dahin dürften die Börsen derart viele Vorschusslorbeeren verteilt haben, dass man um eine Anpassung an die tatsächlichen Gegebenheiten nicht mehr herumkommen wird. Aber zunächst herrscht an den Börsen gute Laune. Immer mehr institutionelle Anleger kehren dem Bärenlager den Rücken. Fallende Kurse werden für Rückkäufe genutzt. Der DAX behält die Richtung bei. Das erste Kursziel lautet unverändert 7000 Punkte.

DAX: Erst zaudern, dann hinterherrennen

Deutsche Profianleger haben keinen eigenen "Plan". Der DAX besitzt kein Eigenleben. Wenn die Händler in Frankfurt morgens ihre Rechner hochfahren, gilt ihr Blick als erstes dem Schlussstand in New York. Ist der erste Nachholbedarf dann gedeckt, fällt der DAX in der Regel neuerlich in Lethargie, bis die Futures und die Eröffnung an der Wall Street wieder die Richtung vorgeben. Besonders deutlich wurde dies erst kürzlich wieder am Beispiel Infineon. Als der amerikanische Branchenkollege AMD schlechte Zahlen vorlegte, ließen die Profis Infineon fallen wie eine heiße Kartoffel. Wenige Tage später überraschte dann Branchenprimus Intel mit einem positiven Ausblick. Infineon zogen daraufhin wieder rund 6% nach oben. Diese nahezu hundertprozentige Ausrichtung am New Yorker Kursgeschehen führt dazu, dass der DAX durch die unterschiedlichen Zeitzonen ständig der Entwicklung an der Wall Street hinterher läuft. Dies verursacht diese enormen Tagesschwankungen, die in ihrem Ausmaß letztlich kaum zu prognostizieren sind. Eine vernünftige Aktienanalyse wird sich also immer am New Yorker Geschehen orientieren. Die heutige "Meinung" (klingt ja nach selbstständigem Denken) eines Frankfurter Händlers entspricht in der Regel nur den Fakten, die die Wall Street am Vorabend geschaffen hat.

Fazit

Der Kursaufschwung scheint an Breite zu gewinnen. Auch wenn manche Händler in Frankfurt noch die dünnen Umsätze beklagen, zeigt die Richtung doch nach oben. Abstand halten sollte man derzeit noch von BMW, Daimler sowie Metro, die technisch nicht bzw. nicht mehr überzeugen können. Fast ausnahmslos aufwärts ging es diese Woche mit den Favoriten BASF (92 Euro), Lufthansa (17,60), Allianz (130,00) und Commerzbank (22,00). Lediglich SAP (32,50) treten noch auf der Stelle. Neu hinzu kommen diese Woche Continental (73,25) und ThyssenKrupp (39,00), die nun in den Aufwärtstrend gedreht haben. DAX am 16. April (20.30): 6716 Punkte..

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