Ärzte setzen auf IGeL

BERLIN (ks). Etwa 18 Millionen Patienten – das sind rund ein Viertel der gesetzlich Versicherten – haben im Laufe der letzten zwölf Monate in einer Arztpraxis sogenannte "individuelle Gesundheitsleistungen" (IGeL) angeboten bzw. in Rechnung gestellt bekommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse zur Entwicklung im IGeL-Markt des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO).

Krankenkassen sehen private Zusatzleistungen kritisch

Die aktuellen Zahlen, so WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber, bewegten sich nach wie vor auf einem hohen Niveau, das sogar noch leicht angewachsen sei. Insgesamt werde mit IGeL ein Umsatz von hochgerechnet rund einer Milliarde Euro erzielt. Die aktuelle Untersuchung bestätigt den bereits bekannten Trend, dass IGeL vor allem Patienten mit überdurchschnittlicher Bildung und höherem Einkommen angeboten werden. Dennoch fühlten sich viele Patienten von der Vermarktung privater Zusatzleistungen in der Arztpraxis verunsichert. Kritisch sieht das WIdO, dass bei fast zwei Drittel der privaten Zusatzleistungen die erforderliche schriftliche Vereinbarung zwischen Arzt und Patient vor der Behandlung unterblieb. Ein Fünftel der erbrachten Leistungen sei zudem ohne Rechnung erfolgt. "In einem wachsenden Privatmarkt der IGeL ist nach wie vor mehr Transparenz und Qualitätssicherung nötig", betonte Studienleiter Klaus Zok. Krankenkassen und Verbraucherzentralen böten hier Unterstützung an.

Bei der Befragung von 3000 GKV-Versicherten zeigte sich, dass die Bandbreite der einzelnen Leistungen groß ist. An der Spitze liegen mit einem Anteil von 19,7 Prozent Ultraschalluntersuchungen, gefolgt von Augeninnendruckmessungen (14,6 Prozent) und ergänzenden Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bei Frauen (13,8 Prozent). Deutlich wurde auch, dass Fachärzte im Vergleich zu Allgemeinmedizinern deutlich mehr private Leistungsangebote unterbreiten – vor allem Gynäkologen und Augenärzte. Ihnen folgen die Urologen, Hautärzte und Orthopäden.

Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) will man sich die IGeL jedoch nicht schlecht reden lassen. "Die Zusatzleistungen können im Einzelfall durchaus sinnvoll sein," sagte KBV-Sprecher Roland Stahl gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er wies die Vermutung zurück, Ärzte könnten aus finanziellen Gründen "ihre Patienten über den Tisch ziehen". Entscheidend sei das individuelle Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient..

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