Norwegische Ketten unter Korruptionsverdacht

(diz). Ökokrim, die norwegische Ermittlungsbehörde für Wirtschaftsdelikte, geht derzeit gegen die drei Pharmagroßhändler des Landes vor. Wie die norwegische Zeitung "Aftenposten" berichtet, wird ihnen vorgeworfen, mit manipulierten Arzneimittelpreisen den Staat betrogen zu haben. In Norwegen befinden sich nahezu alle Apotheken in der Hand dieser Großhändler, sie kontrollieren weit nahezu 90 Prozent des Apothekenmarktes.

Kriminalpolizei ermittelt gegen drei Großhändler

Zum Hintergrund: Wird in Norwegen einem Patienten seine Medikation auf einem blauen Rezept ausgestellt, so stellt dies sicher, dass jeder, unabhängig von seiner Zahlungsfähigkeit, bei einer schweren und chronischen Krankheit die Arzneimittel erstattet bekommt. Der Staat übernimmt dafür die Kosten. Nach den vorliegenden Informationen werden in Norwegen zwei Drittel der Arzneimittel vom Staat bezahlt. Nun ist der Verdacht aufgekommen, dass die Großhändler den Staat aufgrund von Preisabsprachen um 100 Millionen Norwegische Kronen (etwa 12,3 Mio. Euro) betrogen haben sollen. Das Zentralamt für Arzneimittel geht davon aus, dass es sich um betrügerische Machenschaften handelt, um eine höhere staatliche Erstattung von Arzneimitteln zu erreichen.

Die Großhändler sollen bei der Abrechnung der blauen Rezepte dem Staat einen höheren Preis in Rechnung gestellt haben als sie tatsächlich an die Arzneimittelfirmen für die Arzneimittel bezahlt haben. Dadurch sei den Apotheken, die im Besitz der Großhändler sind, vom Staat zu viel Geld erstattet worden, so die Anschuldigung des staatlichen Zentralamts für Arzneimittel.

Das sind die unter Verdacht stehenden Großhandlungen:

  • Norsk Medisinaldepot, die zur deutschen Celesio AG gehört und in Norwegen die Apothekenketten "Vitus Apotek" und "Ditt Apotek" mit rund 130 Apotheken der insgesamt 575 Apotheken in Norwegen (Stand 2006) besitzt;
  • Apokjeden, die im Besitz der deutschen Phoenix ist, mit der Apothekenkette "Apotek 1" mit etwa 220 Apotheken und
  • die britische Alliance Boots mit der Apothekenkette "Alliance apotekene" mit 120 Apotheken.

Mit den höheren abgerechneten Preisen seien aber auch die Patienten geschädigt worden, da sie aufgrund der höheren Arzneimittelpreise einen höheren Eigenanteil bezahlen mussten.

Zunächst habe Ökokrim aus Kapazitätsgründen keine Ermittlungen aufnehmen wollen, heißt es in der Zeitung "Aftenposten", die Anfang Mai über diese Anschuldigungen berichtete. Erst nach Insistieren des Zentralamts für Arzneimittel wurden die Untersuchungen eingeleitet. Nach verdeckten Ermittlungen habe man die Preismanipulationen dokumentieren können. Daraufhin habe der norwegische Staat bei Ökokrim eine Schadenersatzforderung gegen die Großhändler anhängig gemacht.

Die drei Großhandlungen zeigen sich unisono unbeeindruckt von den Vorwürfen. Sie lassen verlauten, dass man sich zwar keine polizeilichen Ermittlungen wünsche, aber eine Überprüfung durch Ökokrim willkommen sei: "Wir haben nichts zu verbergen.".

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