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Pharmaindustrie rechtfertigt sich

BERLIN (ks). Bei den Verbänden der pharmazeutischen Industrie ist der Arzneiverordnungs-Report (AVR) kritisch aufgenommen worden. Auch wenn der Report anerkennt, dass die Industrie im vergangenen Jahr einen erheblichen Sparbeitrag geleistet hat – die errechneten Wirtschaftlichkeitspotenziale halten die Verbände für wirklichkeitsfremd. Auf die Kritik der AVR-Herausgeber an den Marketingmethoden der Pharmahersteller gingen die Verbände nicht ein.

VFA: Report hat methodische Mängel

Dr. Ulrich Vorderwülbecke, Geschäftsführer beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), kritisierte die Methoden der AVR-Autoren: Sie errechnen angebliche Einsparmöglichkeiten, indem sie aus jeder Medikamentengruppe das preiswerteste Präparat heraussuchen und dies allen Patienten mit der betreffenden Krankheit "zwangsverordnen" – unabhängig von deren Krankengeschichte, Begleitmedikation und der Frage, ob sie auf bestimmte Präparate nicht oder nur mit Nebenwirkungen ansprechen. Vorderwülbecke: "Die mathematischen Einsparpotenziale können in der Praxis niemals erzielt werden, und sie sollten es auch nicht – um der Patienten willen!" Zudem werde im AVR der Nutzen von Analogpräparaten für das Gesundheitswesen verkannt. Diese Medikamente unterschieden sich oft vom Original und von anderen Analogpräparaten hinsichtlich Wirksamkeit, Wirkdauer, Nebenwirkungsspektrum und darin, wie sie mit anderen Medikamenten kombiniert werden können, betonte Vorderwülbecke. Zudem stimuliere es den Preiswettbewerb zwischen den Herstellern, wenn mehrere ähnliche Präparate zur Wahl stehen – und das "lange bevor die Preise auch durch erste Generika unter Druck kommen."

BPI: Einsparungen zu Lasten der Patienten

Beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) wies man die Kritik des AVR an Analogarzneimitteln mit ähnlichen Worten zurück. Der ständige Druck auf wichtige Analogpräparate und innovative Arzneimittel führe dazu, dass die Pharmaindustrie Arbeitsplätze verliere und ein Großteil der Arzneimittelforschung auswandere, betonte BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp. Auch seien die 2004 erzielten Einsparungen infolge des Ausschlusses rezeptfreier Arzneimittel aus dem GKV-Leistungskatalog zu Lasten der Patienten sowie der standorttreuen, mittelständischen Pharmaunternehmer gegangen. Fahrenkamp warnte davor, "weitere Regulierungsburgen" aufzubauen. Einsparungen seien nur durch mehr Wettbewerb zu erzielen – und zwar auf Anbieter- wie auf Verwaltungsseite.

BAH: Hersteller sind keine Kostentreiber

Für den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) zeigen die gegenseitigen Schuldzuweisungen von Politik, Ärzteschaft und Krankenkassen bei der Vorstellung des AVR, dass die Grundverantwortung für den diesjährigen Ausgabenanstieg nicht bei den Arzneimittel-Herstellern liegt. Daher könne die Pharmaindustrie auch nicht ständig als der Kostentreiber dargestellt werden. Von der künftigen Bundesregierung erwartet der BAH, dass sie "die wahren Kostengründe" analysiert und nicht wieder Kostendämpfungsgesetze zu Lasten der Arzneimittel-Hersteller erlässt.

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