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Vorsichtiges Aufatmen bei der Pharmaindustr

BERLIN (ks). Der Umsatz der Arzneimittelhersteller im Apothekenmarkt ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wieder angestiegen. Während er 2004 im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben war, stieg der Umsatz zu Herstellerabgabepreisen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2004 um 10,5 Prozent auf 10,6 Mrd. Euro. Der Absatz stieg im selben Zeitraum um 6,3 Prozent auf 786 Millionen Packungen. Dies gab der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) am 5. September in Berlin bekannt.

Im Markt der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2005 um 11,1 Prozent. Die Mengenkomponente verzeichnete hier ein Plus von 6,1 Prozent, die Strukturkomponente legte um 5,6 Prozent zu. Dagegen wies die Preiskomponente einen Rückgang um 0,6 Prozent aus. "Für die Unternehmen bedeutet das vorsichtiges Aufatmen", erklärte der BPI-Vorsitzende Dr. Bernd Wegener anlässlich der Vorstellung der "Pharma-Daten 2005". Bei einigen großen Unternehmen sei es vereinzelt zu "wertvollen Investitionstätigkeiten" gekommen – dies stelle aber keinen verallgemeinbaren Trend dar. Gerade der pharmazeutische Mittelstand habe noch immer mit den Folgen des GKV-Modernisierungsgesetzes zu kämpfen. Dieses habe die "Standardisierung der Patientenbehandlung eingeleitet und individualisierte Behandlungsmethoden zurückgedrängt", erklärte Wegener.

Insbesondere die Hersteller von homöopathischen, anthroposophischen und pflanzlichen Arzneimitteln mussten im vergangenen Jahr erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen.

Verlust von Arbeitsplätzen

Dass die staatlichen Eingriffe ihre Spuren bei den Unternehmen hinterlassen haben, zeige nicht zuletzt der Rückgang bei den Beschäftigungszahlen. So gingen im vergangenen Jahr 4731 Arbeitsplätze in der pharmazeutischen Industrie verloren – das entspricht einem Minus von vier Prozent. Wegener wies darauf hin, dass die Zahl der weggefallenen Stellen sogar doppelt so hoch sein dürfte, wenn man davon ausgeht, dass jeder Arbeitsplatz im Pharmabereich einen weiteren Arbeitsplatz bei Zulieferern und Dienstleistern sichert. Er betonte, dass die Pharmaindustrie mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stellen könnte, wenn es weniger staatliche Eingriffe gäbe.

Im Interesse einer besseren Beschäftigungssituation schlägt der BPI daher eine Reihe von Maßnahmen vor. Unter anderem müsse der Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel halbiert und der Herstellerrabatt auf Null zurückgeführt werden. Allein die Senkung der Mehrwertsteuer könne die GKV um 1,7 Mrd. Euro entlasten, so Wegener.

Kassen diffamieren Branche

Der BPI-Vorsitzende beklagte zudem die anhaltende "Diffamierung" seiner Branche durch die Krankenkassen. Es sei eine "Lüge", wenn die GKV ihre Mehrbelastungen im Arzneimittelbereich mit 20 Prozent beziffere. Tatsächlich liege die Steigerung bei den Kassen bis zum Juli dieses Jahres bei 11,3 Prozent, erklärte Wegener – vermutlich hätten die Kassen die Patientenzuzahlung in ihre Berechnungen einbezogen. Er forderte, dass die Kassen ihre Zahler transparent machen – alles andere sei "Stimmungsmache" gegen die Pharmaindustrie. Wegener unterstrich, dass selbst eine angenommene Steigerung um 20 Prozent angesichts des Anteils der Arzneimittelkosten an den GKV-Gesamtausgaben für die Beiträge bestenfalls Auswirkungen im Promillebereich hätten. "Über Einsparungen im Arzneimittelbereich lässt sich das nicht sanieren", betonte der BPI-Vorsitzende.

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