Ein Jahr Gesundheitsreform: Arzneimittelausgaben drastisch gesunken

Berlin (ks). Die gesetzlichen Krankenkassen gaben im Jahr 2004 über 2,5 Mrd. Euro weniger für Medikamente aus als noch im Jahr zuvor. Damit gingen die Arzneimittelausgaben gegenüber 2003 um 11,24 Prozent zurück. Im Dezember 2004 war ein Rückgang von 466 Mio. Euro bzw. 18,66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu verzeichnen. Diese Zahlen gab die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am 27. Januar in Berlin bekannt.

Apotheker und Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sind sich einig: Bei den Arzneimittelausgaben wirkt die Gesundheitsreform. Nach ersten Analysen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) konnten im vergangenen Jahr 1,4 Mrd. Euro durch den Ausschluss der OTC-Präparate aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gespart werden. Die höheren Patientenzuzahlungen entlasteten die Kassen um 600 Mio. Euro, die Erhöhung des Herstellerrabatts um eine Mrd. Euro. Die Halbierung der Großhandelsmargen und die Umstellung der Apothekenvergütung führten laut DAV zu Einsparungen von weiteren 800 Mio. Euro.

Schmidt: Die Selbstverwaltung ist am Zug

Schmidt zeigte sich erfreut über den "größten Ausgabenrückgang seit vielen Jahren". Die Einspareffekte der Gesundheitsreform hielten unvermindert an. "Damit sind alle Schwarzmaler widerlegt, die Anfang vergangenen Jahres den Ausgabenrückgang bei Arzneimitteln nur für ein Strohfeuer hielten". Jetzt, so die Ministerin, komme es im Arzneimittelbereich entscheidend darauf an, "dass die Selbstverwaltung ihre Hausaufgaben macht". Die Ausgabenentwicklung liege in der Hand von Ärzten, Apothekern und Kassen. Nachdem bislang vor allem die Versicherten zur guten Finanzsituation der Kassen beigetragen hätten, appellierte Schmidt an Ärzte und Krankenkassen, "ihre gesetzlichen Spielräume zur Förderung einer sicheren und preisgünstigen Arzneimitteltherapie konsequent zu nutzen". Von der Pharmabranche erwartet die Ministerin "Vernunft und Augenmaß".

BPI: Mehr ist nicht zu verkraften

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) verwies darauf, dass auch die Pharmaunternehmen durch den erhöhten Herstellerrabatt und die Erstattungsausgrenzung für OTC-Arzneimittel einen erheblichen Beitrag zu den Einsparungen geleistet haben. Allerdings könnten die Unternehmen "nicht immer weiter ausgequetscht werden", erklärte BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp. "Ein weiterer Anstieg der Belastungen ist nicht mehr zu verkraften." Fahrenkamp warnte zudem davor, in der Öffentlichkeit ständig den Eindruck zu erwecken, mit dem Arzneimittelsektor - der 2004 knapp 13,5 Prozent der GKV-Gesamtausgaben ausmachte - ließe sich das ganze System sanieren.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.