Arzneimittel und Therapie

Impfstoff reduziert Häufigkeit und Schmerzdauer

Ein Lebendimpfstoff gegen Herpes zoster (Zostavax™), der sich in der Zulassung befindet, reduzierte die Schmerzen und unangenehmen Begleiterscheinungen einer Gürtelrose um 61%. Dies zeigte eine Studie, in der der Impfstoff bei über 38.500 Männer und Frauen ab 60 Jahren mit Plazebo verglichen wurde, wie aus einer Pressemitteilung von Sanofi Pasteur MSD und Merck & Co., Inc. hervorgeht.

Außerdem konnte in der Phase-III-Studie gezeigt werden, dass der Zosterimpfstoff in 67% der Fälle auch das Auftreten persistierender Nervenschmerzen als häufigste Komplikation der Gürtelrose senkt und die Inzidenz der Zostererkrankungen selbst um 51% reduziert. Merck hat am 25. April 2005 den Zulassungsantrag für Zostavax™ in den USA eingereicht. Ab diesem Datum soll die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA innerhalb von 60 Tagen über den Zulassungsantrag von Merck entscheiden. Sanofi Pasteur MSD hat den Zulassungsantrag für Zostavax™ bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA am 27. Mai 2005 eingereicht.

Latente Varizella-zoster-Infektion

Die Gürtelrose wird durch die Reaktivierung eines latenten Varizella-zoster-Virus ausgelöst – desselben Virus, das auch die Windpockenerkrankung verursacht. Gürtelrose kann sich zunächst als Kribbeln, Jucken oder Schmerz an einer Körper- oder Gesichtshälfte bemerkbar machen. Dann entwickelt sich ein bläschenförmiger Ausschlag, fast immer begleitet von Schmerzen, deren Intensität und Dauer variiert. Gürtelrose kann auch zu Komplikationen führen: Bei der postherpetischen Neuralgie kann der Schmerz Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten.

Selbst die leichte Berührung durch ein Kleidungsstück auf der betroffenen Region kann sehr schmerzhaft für die Betroffenen sein. Dabei reicht der Schmerz von einem leichten, brennenden bis zu einem hämmernden, stechenden Schmerz. Gürtelrose kann jeden treffen, der Windpocken hatte – mehr als 90% der Erwachsenen in den USA – und tritt am häufigsten bei älteren Menschen auf. Schätzungen zufolge liegt die Zahl der Fälle von Gürtelrose in den USA jedes Jahr zwischen 800.000 und einer Million. Ungefähr 25 bis 50% der betroffenen Patienten über 50 Jahre entwickeln persistierende, lang andauernde Schmerzen, eine postherpetische Neuralgie.

Schmerzhäufigkeit bewertet

Die randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Phase-III-Studie zur Prävention der Gürtelrose untersuchte über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren an 22 in USA verteilten Studienzentren, ob eine Impfung mit einer Dosis des in der Zulassung befindlichen Lebendimpfstoffs Zostavax™ die Häufigkeit und/oder den Schweregrad der Gürtelrose sowie einer postherpetischen Neuralgie bei Männern und Frauen im Alter ab 60 Jahre ohne Gürtelrose in der Anamnese reduzieren kann.

Die Probanden wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Impfung erfolgte mit dem Lebendimpfstoff (n = 19.270) oder Plazebo (n = 19.276). Das Auftreten einer Gürtelrose wurde über einen mittleren Zeitraum von 3,1 Jahren beobachtet. Bei Verdacht auf Gürtelrose wurde die Diagnose mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR), Viruskulturen und klinische Untersuchung durch fünf auf Gürtelrose spezialisierte Ärzte abgeklärt. Allen Patienten mit klinisch diagnostizierter Gürtelrose wurden bei medizinischer Indikation oder wenn erforderlich eine antivirale Therapie (Famciclovir) und übliche Schmerzmittel angeboten.

Das Studienendergebnis war die Ausprägung der Beschwerden (burden of illness, BOI) innerhalb der ersten sechs Monate nach Auftreten des Ausschlags. Häufigkeit, Schwere und Dauer des Schmerzes und der unangenehmen Begleiterscheinungen wurden erfasst. Die Stärke des Schmerzes wurde in einem validierten Fragebogen mit einer Punkteskala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (schlimmster vorstellbarer Schmerz) bewertet. Probanden, die keine Gürtelrose entwickelten, erhielten die Punktzahl 0. Die BOI-Punktzahl stellte die durchschnittliche Schwere der Erkrankung bei allen Probanden in der Impfstoff- oder Plazebo-Gruppe dar.

In der Studie wurde auch die Häufigkeit der lang andauernden Nervenschmerzen nach der Erkrankung in den beiden Gruppen bewertet, die Zostavax™ bzw. Plazebo erhielten. Die postherpetische Neuralgie wurde definiert als Schmerz, der in Zusammenhang mit der Gürtelrose auftrat (Wert = 3 auf der oben genannten Skala von 0 bis 10), und länger als 90 Tage anhielt bzw. innerhalb von 90 Tagen nach dem Ausschlag auftrat. Auch die Häufigkeit der Erkrankung innerhalb der mit Zostavax™ und der mit Plazebo geimpften Personen wurde untersucht.

Beschwerden verringert

Die Studie ergab eine Verminderung der Ausprägung der Beschwerden (burden of illness) und der Häufigkeit einer postherpetischen Neuralgie und Gürtelrose.

  • Zostavax™ verringerte signifikant Häufigkeit, Stärke und Dauer von Schmerzen und unangenehmen Begleiterscheinungen, die durch die Gürtelrose verursacht wurden, und zwar um 61,1%; die Gesamtpunktzahl des BOI lag bei 2,21 in der Impfstoffgruppe und bei 5,68 in der Plazebo-Gruppe;
  • Zostavax™ verringerte signifikant die Häufigkeit von persistierenden Nervenschmerzen nach Gürtelrosenerkrankung, und zwar um zwei Drittel (66,5%); 27 Fälle von postherpetischer Neuralgie traten in der Impfstoffgruppe auf, 80 Fälle in der Plazebo-Gruppe;
  • Zostavax™ verringerte die Gesamtinzidenz der Gürtelrose um 51,3%; 315 Fälle von Gürtelrose traten in der Impfstoffgruppe auf, 642 Fälle in der Plazebo-Gruppe.

In der Studie zeigte sich, dass der Prüfimpfstoff die Schmerzausprägung bei der Gürtelrose erheblich verringerte und zu einer Senkung der Häufigkeit der postherpetischen Neuralgie führte. Der Prüfimpfstoff reduzierte auch die Häufigkeit der Gürtelrose selbst. Zostavax™ zeigte seine Wirksamkeit bei diesen Studienzielen unabhängig von Geschlecht und Alter der Probanden und anderen demographischen Faktoren.

Untersuchungsergebnisse bezüglich der Sicherheit

Die Zahl der schwerwiegenden Nebenwirkungen, systemischen Nebenwirkungen und Krankenhausaufnahmen war gering. Bei Beurteilung der Sicherheit innerhalb von 42 Tage nach der Impfung waren Anzahl und Art der schwerwiegenden Nebenwirkungen bei der Impfstoffgruppe und der Plazebo-Gruppe vergleichbar. Auch war die Verteilung der schwerwiegenden Nebenwirkungen nach Organsystem in beiden Gruppen ähnlich.

Nur fünf Probanden erlitten schwerwiegende Nebenwirkungen, die von den Prüfärzten als möglicherweise durch den Impfstoff ausgelöst eingestuft wurden, zwei in der Impfstoffgruppe (Verschlechterung des Asthmas und der Polymyalgia rheumatica) und drei in der Plazebo-Gruppe (anaphylaktoide Reaktion, Polymyalgia rheumatica und Goodpasture-Syndrom). In diesem Zeitraum traten Windpocken-ähnliche Ausschläge an der Impfstelle bei der Impfstoffgruppe häufiger auf als bei der Plazebo-Gruppe. In einer weiteren Nebenwirkungsstudie mit mehr als 6600 Probanden aus 22 Prüfzentren wurden in der Impfstoffgruppe signifikant häufiger Lokalreaktionen an der Injektionsstelle beobachtet als in der Plazebo-Gruppe. Am häufigsten trat bei Probanden in der Impfstoffgruppe eine Rötung auf; Schmerz oder Berührungsempfindlichkeit; Schwellung und Pruritus. ck

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