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Forschungsministerium fördert Projekt zur Kindergesundheit

BERLIN (ks). Zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung im Kindes- und Jugendalter fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Reihe von Projekten mit jährlich insgesamt rund 10 Mrd. Euro. So wird derzeit ein nationaler Kinder- und Jugendsurvey durchgeführt, um erstmals valide Daten zum Gesundheitszustand der bis zu 18-Jährigen zu gewinnen. Auch das Pädiatrische Netzwerk PAED-Net, das sich für die Verbesserung der Arzneimitteltherapie für Kinder einsetzt, gehört zu den vom BMBF unterstützten Projekten. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) stellte einige der von ihrem Ministerium geförderten Aktivitäten am 10. Februar in Berlin vor.

"Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen sind von großer gesundheits- und gesellschaftspolitischer Bedeutung", sagte Bulmahn. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Gesundheit der Kinder die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt wiederspiegele, so die Ministerin.

Das Krankheitsspektrum, dem Kinder ausgesetzt sind, habe sich im Laufe der Zeit verändert: Während früher Infektionskrankheiten und eine hohe Säuglingssterblichkeit die Hauptprobleme waren, treten heute zunehmend chronische Erkrankungen auf, erklärte Bulmahn. So etwa Diabetes mellitus, Krebs, Asthma oder Allergien.

Als Ursache werden gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen wie schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung, aber auch Reizüberflutung angesehen. Doch Genaues weiß man über die Zusammenhänge nur sehr selten.

Survey soll Datenlage verbessern

Insgesamt ist die Datenlage zur Kindergesundheit "flickenteppichartig", erklärte auch Bärbel-Maria Kurth vom Robert Koch-Institut (RKI), Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung. Das soll sich in wenigen Jahren geändert haben. Kurth stellte die seit Mai 2003 vom RKI durchgeführte Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit vor, die neben dem BMBF auch vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wird.

18 000 Kinder zwischen 0 und 18 Jahren – jeweils 1000 pro Jahrgang – sollen bis 2006 für diesen Survey untersucht, einem Fitnesstest unterzogen und befragt werden. Erste Ergebnisse werden 2007 erwartet. Schwerpunkte der Studie sind unter anderem Krankheiten und Unfallverletzungen, Gesundheitslage und sozialer Status, Arzneimittelgebrauch, Impfstatus und Ernährung. Durch die Erfassung einer Vielzahl von Risikofaktoren erwartet Kurth wichtige Erkenntnisse etwa zur Entstehung von Übergewicht und Allergien.

Studien mit Kindern zu bekannten Arzneimitteln

Bernhard Roth vom Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Köln erläuterte das PAED-Net: Sechs deutsche Unikliniken bauen in diesem pädiatrischen Netzwerk eine Infrastruktur auf, um eine Plattform für professionelle klinische Studien bei Kindern zu schaffen.

Denn angesichts der vielen Besonderheiten beim Einsatz von Arzneimitteln bei Kindern (die Patientengruppen sind klein, die Erkrankungen sehr altersspezifisch) habe die pharmazeutische Industrie kaum Interesse an der Durchführung klinischer Studien bei Kindern, so Roth. Demzufolge ist auch die Datenlage spärlich.

Der Off-Label- und Unlicensed Use von Medikamenten ist bei Kindern Gang und Gäbe. Im ambulanten Bereich liegt er bei rund zehn Prozent, im stationäreren Bereich bei bis zu 80 Prozent. Die Folge: eine Vielzahl unerwünschter Arzneimittelreaktionen – bis hin zur ebenfalls nicht erwünschten Unwirksamkeit.

Roth berichtete von einer Clonidin-Studie, die er im Rahmen des PAED-Net leitet: Das schmerzstillende Clonidin wird unter anderem bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet, die künstlich beatmet werden. Insgesamt 28 deutsche Kinderkliniken beteiligen sich an der randomisierten und doppelblinden Studie, um herauszufinden, wie gut das Arzneimittel tatsächlich bei Kindern wirkt. Ziel ist, die Zulassung des Mittels für Kinder zu erlangen.

ADHS durch Rauchen in der Schwangerschaft

Karl Mann, Sprecher der BMBF-Suchtforschungsverbünde, berichtete von einer durch das BMBF geförderten Studie, in welcher die psychischen Folgen des Rauchens während der Schwangerschaft auf die Kinder untersucht wurden: 362 Kinder wurden von ihrer Geburt bis zu ihrer späten Kindheit in der Entwicklung begleitet. 25 Prozent der Mütter hatten in der Schwangerschaft geraucht.

Es zeigte sich, dass es für Angst- oder depressive Störungen der Kinder keinen Unterschied macht, ob die Mutter in der Schwangerschaft geraucht hatte oder nicht. Hingegen zeigten die Kinder von Raucherinnen dreimal häufiger Störungen im Sozialverhalten.

Das Risiko, dass Kinder am Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden, ist der Studie zufolge viermal höher, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft rauchten. Erstmals habe mit dieser Studie gezeigt werden können, dass das Rauchen einen unabhängigen Beitrag zum ADHS-Risiko liefere, betonte Mann.

Infos aus dem Netz

Dem Thema Sucht hat sich eine neue Broschüre des BMBF angenommen. Sie stellt den aktuellen Stand der Suchtforschung dar, beschreibt neue Therapieverfahren und zeigt Präventionsansätze auf. Die Broschüre "Verstehen, Helfen, Vorbeugen: Suchtforschung auf neuen Wegen" kann auf der Homepage des BMBF (www.bmbf.de) als PDF-Datei heruntergeladen oder kostenlos bestellt werden.

Mehr Informationen zum Kinder- und Jugendsurvey finden sich im Internet unter www.kiggs.de.

Das Kinderärzte-Netzwerk hat eine Website unter der Adresse www.paed-net.org.

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