Arzneimittel und Therapie

Vitamin C entschärft Glimmstengel

Geringere Auswirkungen auf Lungenfunktion bei Kindern von Raucherinnen

Blauer Dunst und Babybauch, das passt eigentlich nicht zusammen. Ob eine Vitamin-C-Supplementation die respiratorischen Folgen für das ungeborene Kind abschwächen kann, wurde nun untersucht.

Dass Rauchen in der Schwangerschaft neben den negativen Auswirkungen auf die mütterliche Gesundheit dramatische Folgen für das ungeborene Kind haben kann, ist hinlänglich bekannt: Das Risiko für Fehl- und Frühgeburten, Fehlbildungen, Plazentaablösungen und ein geringes Geburtsgewicht steigt ebenso wie die Wahrscheinlichkeit für spätere Allergien und respiratorische Erkrankungen. Da Rauchen außerdem die Fertilität negativ beeinflusst, sollten Frauen bzw. Paare mit Kinderwunsch das Rauchen am besten schon präkonzeptionell einstellen [1]. Dennoch schaffen viele schwangere Raucherinnen den Absprung nicht: Von den im Rahmen der KiGGS-Studie befragten Müttern der untersuchten Kinder im Alter von null bis sechs Jahren hatten 11% während der Schwangerschaft geraucht [1]. Für die USA sind ähnliche Zahlen bekannt. Vor diesem Hintergrund untersuchte die Arbeitsgruppe von Cindy McEvoy, ob Vitamin C zumindest die respiratorischen Folgen für das Kind abschwächen kann [2]. Dieselbe Arbeitsgruppe hatte bereits 2014 berichtet, dass eine Vitamin-C-Supplementation der werdenden Mütter zu einer verbesserten Lungenfunktion der Neugeborenen innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt führte. Innerhalb des ersten Lebensjahres traten in der Interven­tions­gruppe zudem seltener respiratorische Symptome auf [3].

Bedeutung für die Beratung

Foto: Kaspars Grinvalds – stock.adobe.com

Oberste Priorität in der Beratung schwangerer Raucherinnen sollte weiterhin die Motivation zum Rauchstopp haben. Sind die Bemühungen jedoch nicht erfolgreich, stellt die Gabe von Vitamin C offenbar eine einfache und kostengünstige Methode dar, einen Teil der respiratorischen Folgen zu mildern, wobei jedoch keine Aussagen über einen langfristigen Nutzen der Supplementation getroffen werden können.

Die negativen Folgen des Rauchens in der Schwangerschaft sind hauptsächlich auf das Nicotin zurückzuführen; Nicotin-Kaugummis stellen also keine dauerhafte Alternative dar, können aber unter Umständen und unter engmaschiger ärztlicher Begleitung den Rauchstopp erleichtern, wenn ein abruptes Aufhören nicht möglich ist [4]. Nicotin-Pflaster sind in der Schwangerschaft hingegen kontraindiziert [5].

In der nun publizierten, randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie an 222 Mutter-Kind-Paaren wurde der Einfluss einer maternalen Vitamin-C-Einnahme (500 mg/Tag) auf die Lungenfunktion der Kinder im Alter von drei Monaten untersucht, gemessen am forcierten expiratorischen Fluss (FEF). Dieser wird durch Rauchen in der Schwangerschaft negativ beeinflusst und gilt als Marker für das Auftreten respiratorischer Erkrankungen. Die Vitamin-C-Einnahme erfolgte ab dem Zeitpunkt der Randomisierung in der 13. bis 23. Schwangerschaftswoche bis zur Entbindung. Primärer Endpunkt war der FEF75-Wert, der gemessen wird, wenn 75% des Gesamtvolumens (forcierte Vitalkapazität, FEC) exhaliert sind. Dieser Wert unterschied sich zwar nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen, die als sekundäre Endpunkte definierten spirometrischen Para­meter FEF50 und FEF25 – 75 aus derselben Messung waren jedoch in der Verumgruppe signifikant erhöht (436,7 vs. 408,5 ml/s bzw. 387,4 vs. 365,8 ml/s). Andere Studien konnten zeigen, dass selbst geringfügige Unterschiede in dieser Größenordnung einen Einfluss auf die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen haben. Es wird vermutet, dass unter anderem oxidative Mechanismen für die intrauterinen Effekte des Nicotins auf die Lungenfunktion verantwortlich sind, was den protektiven Effekt des Antioxidans Vitamin C erklären würde. |

Quelle

[1] Koletzko B et al. Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Geburtshilfe Frauenheilkd 2018;78(12):1262-1282

[2] McEvoy CT et al. Oral Vitamin C (500 mg/day) to Pregnant Smokers Improves Infant Airway Function at 3 Months: A Randomized Trial. Am J Respir Crit Care Med 2018; doi:10.1164/rccm.201805-1011OC

[3] McEvoy CT et al. Vitamin C supplementation for pregnant smoking women and pulmonary function in their newborn infants: a randomized clinical trial. JAMA 2014;311(20):2074-2082

[4] Fachinformation Nicotinell® 2 mg Kaugummis, Stand Oktober 2017

[5] Fachinfomation Nicotinell® 24-Stunden-Pflaster, Stand März 2018

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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