DAZ aktuell

Apothekennotdienst in Bayern: Gemeinsame Hotline von Apothekern und Ärzten

MÜNCHEN. In diesem Monat geht erstmals eine überregionale, einheitliche Rufnummer (0 18 05 – 19 12 12 ) für den Apothekennotdienst und den Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Bayern an den Start. Die seit Jahren bei der Bevölkerung für den ärztlichen Bereitschaftsdienst geschätzten Vermittlungs- und Beratungszentralen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) geben seit dem 1. Oktober 2004 auch Auskünfte über die nächstgelegene dienstbereite Apotheke. Die Datenbank von apotheken.de wird die hierfür notwendigen Informationen tagesaktuell liefern. So werden erstmals Notdienstdaten verschiedener Heilberufe in den Datenbanken eines Dienstleisters zusammengefasst, um sie je nach Bedarf telefonisch an Kunden und Patienten weiterzugeben zu können.
Freude über die Eröffnung der gemeinsamen Hotline von Apothekern und Ärzten 
in Bayern (v. l.): Florian Picha, Christa Stewens, Gerhard Reichert und Dr. Axel 
Munte.

Bayerns Sozialministerin Christa Stewens gab persönlich am 29. September um 15.00 Uhr in Anwesenheit von Gerhardt Reichert, 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, Florian Picha und Sigrid-Renate Drasch, 1. bzw. 2. Vorsitzende des Vereins Apotheker im Internet e.V., sowie Dr. Hermann Vogel jun., Projektleiter von apotheken.de, und Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, den offiziellen Startschuss für die neue Service-Hotline.

Die Ministerin überzeugte sich dabei persönlich von der Leistungsfähigkeit des Systems. Sie zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Ärzte und Apotheker, um den Bürgern auch außerhalb der üblichen Praxis- und Apothekenöffnungszeiten den Zugang zur medizinischen Grundversorgung zu erleichtern: "Die Menschen benötigen, wenn sie sich nachts, am Wochenende oder an Feiertagen krank fühlen, schnell ärztliche Hilfe, entsprechende Arzneimittel oder eine fachkundige Beratung. All das bietet ihnen die gemeinsame Rufnummer 0 18 05 – 19 12 12. Ich bin den Vertragsärzten und den Apothekern sehr dankbar dafür, dass sie ihre Kräfte gebündelt haben und den Patienten mit diesem Projekt mehr Service bieten."

Für Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der KVB, beweist die auf diesem Gebiet einmalige Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern, dass die Selbstverwaltung der Heilberufe funktioniert: "Viele selbsternannte Experten zweifeln ja momentan gerne an der Zukunftsfähigkeit der Selbstverwaltung in unserem Gesundheitswesen. Wir zeigen mit unserer Zusammenarbeit, dass eine professionell agierende Standesvertretung mit innovativen Ideen der Gesundheitsversorgung neue Impulse geben kann." Ein solcher Patientenservice für die sprechstundenfreien Zeiten ist laut Munte in Deutschland bislang einmalig. Tagesaktuelle Notdienstdaten verschiedener Heilberufe werden in einer Datenbank zusammengefasst und können auf Anfrage innerhalb kürzester Zeit an die Anrufer weitergegeben werden.

"Eine eigene Hotline für den Apothekennotdienst und die Medikamentenberatung konnten wir bisher in Bayern nicht verwirklichen. Wir sind daher sehr froh, durch die Kooperation mit den Vertragsärzten der Bevölkerung im Freistaat diesen Service anbieten zu können", erklärte Florian Picha, 1. Vorsitzender des Vereins Apotheker im Internet. Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit waren laut Picha die langjährige Erfahrung der KVB in der Vermittlung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes und die Akzeptanz der Bürger.

Über 1,5 Millionen Anrufe werden bisher jährlich unter der Nummer 0 18 05 – 19 12 12 (0,12 Euro/Min) entgegengenommen, Tendenz steigend. Drei regional verteilte Vermittlungszentralen in München, Augsburg und Nürnberg stehen Patienten zur Verfügung. Modernste GPS-Technologie der Funk-Taxis in München und geobasierte Daten für Ärzte und Apotheken im Einsatzleitsystem machen es möglich, diesen modernen Service in Bayern flächendeckend anzubieten und auch über das Handy zu nutzen.

Je nach Schwere der Erkrankung erfolgt entweder eine telefonische Beratung durch den diensthabenden Arzt, eine Behandlung in der nächstgelegenen Praxis oder ein Hausbesuch durch den Bereitschaftsarzt. Bei lebensbedrohlichen Notfällen sind hingegen die bayerischen Rettungsleitstellen unter der Rufnummer 19 222 (in München 112) die erste Anlaufstelle für die Patienten.

Während der Erprobungsphase hat es bereits weit über 1000 erfolgreiche Weitervermittlungen an Apotheken gegeben. "Das zeigt" so Dr. Hermann Vogel jun., "wir sind mit dieser gemeinsamen Service-Hotline auf dem richtigen Weg." Besonders froh sei man laut Sigrid-Renate Drasch, auch 1. Vorsitzende des BAV-Bezirksverbandes München, dass dieser Service für alle am Apothekennotdienst in Bayern teilnehmenden Apotheken geschaffen worden sei und so Fragen zu Medikamenten nicht an berufsstandfremde Call-Center, sondern die Apotheken selbst weitergeleitet werden.

"Gerade gegenüber den seit diesem Jahr erlaubten Versandapotheken müsse man", so Sigrid-Renate Drasch weiter, sich jetzt klar profilieren und der Bevölkerung mit einem starken lokalen Gesundheitsnetzwerk die Vorteile der wohnortsnahen medizinischen und pharmazeutischen Versorgung bewusst machen".

Zu Spitzenzeiten an Sonn- und Feiertagen wird bei der KVB an über 100 Telefonieplätzen rund um die Uhr gearbeitet. "Eine Vielzahl der bisher an uns gerichteten Anfragen zum Beispiel zur Anwendung von Medikamenten oder deren Verlust könnte jetzt in der nächsten dienstbereiten Apotheke beantwortet werden", so Sabine Steinlechner, verantwortliche Leiterin der Vermittlungs- und Beratungszentralen der KVB, "und so haben wir bei Anfragen jetzt eine weitere Option zur Problemlösung." Sie sei überzeugt, dass durch die Weiterleitung an die nächstgelegene dienstbereite Apotheke auch ein spürbarer Vorteil für die Patienten erreicht wird.

"Der Apotheker als Arzneimittelfachmann vor Ort kann oft nicht nur mit einer Medikamentlieferung helfen", so Florian Picha. "In vielen Fällen können im Gespräch mit dem Apotheker Probleme schnell geklärt werden." Dass die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker harmonisch verlaufen werde, dafür sehen alle Projektbeteiligten gute Voraussetzungen. Mit dem gemeinsamen Ziel, den Patienten mehr Service zu bieten, habe man eine solide Grundlage für eine gute Zusammenarbeit geschaffen.

Apotheker im Internet e. V.

Zweck des Vereins ist die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens durch Nutzbarmachung der Möglichkeiten des Internet für die allgemeine 
Arzneimittelversorgung, insbesondere durch Unterrichtung der Allgemeinheit über die Möglichkeiten des Einsatzes des Internet bei der Arzneimittelversorgung. 
Der Verein wird im Interesse der Volksgesundheit tätig und fördert unter Anwendung der Möglichkeiten des Internet das gesetzliche Anliegen, die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln zu versorgen, insbesondere dadurch, dass der Verein in nicht kommerzieller Weise eine Internet-Plattform mit der Internet-Adresse „apotheken.de“ unterhält und unter dieser Internetadresse 
die Bevölkerung über Arzneimittel und ihre Wirkungen, über die Apotheken, deren 
Betrieb, deren Organisation und deren Umfeld im Gesundheitswesen umfassend unterrichtet. Eine Werbung für Arzneimittel oder deren Absatz ist dem Verein nicht gestattet. Der Verein arbeitet mit bestehenden Organisationen des Gesundheitswesens durch Informationsaustausch eng zusammen.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.