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OTC-Präparate: Einbruch bei Augenarzt-Verordnungen

BONN (im). Von den niedergelassenen Medizinern halten sich alle Facharztgruppen seit Jahresbeginn stark mit Verordnungen nicht-verschreibungspflichtiger Arzneimittel zurück. Selbst die Kinderärzte greifen seltener zum Rezeptblock, allerdings waren die Verordnungsrückgänge bei ihnen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres noch am geringsten. Im Gegensatz dazu brachen die Verschreibungen von OTC-Präparaten zum Beispiel bei Augenärzten ein, wo der Rückgang im Jahr 2004 von Januar bis Mai 87 Prozent (gemessen am Vorjahreszeitraum) betrug.

Das Marktforschungsinstitut IMS Health in Frankfurt/Main hat die Veränderungen in diesem Bereich für den Zeitraum der ersten fünf Monate 2004 untersucht. Den vergleichsweise geringen Rückgang von Verordnungen rezeptfreier Arzneimittel auf Kassenrezept bei Kinder- und Jugendärzten (minus 15 Prozent) bezeichneten die Marktforscher als plausibel, da OTC-Präparate für Patienten bis zu zwölf Jahren weiterhin erstattungsfähig sind. Dass die Verordnungen dieser Facharztgruppe dennoch um 15 Prozent sanken, erkläre sich dadurch, dass immerhin 14 Prozent der Patientenklientel der Kinder- und Jugendärzte über zwölf Jahre alt sind, heißt es in der Pressemitteilung von IMS Health vom 20. Juli weiter. Sofern die Jugendlichen in dem Alter nicht Entwicklungsstörungen aufweisen, dürfen sie keine OTC-Arzneimittel auf Kassenrezept erhalten.

Haut- und Frauenärzte zurückhaltend

Besonders hohe Verordnungsrückgänge rezeptfreier Arzneimittel gibt es laut IMS Health bei spezialisierten Facharztgruppen. Neben dem erwähnten Einbruch bei OTC-Verschreibungen durch Augenärzte sanken die Verordnungen dieser Präparate durch Dermatologen und Gynäkologen jeweils um über 80 Prozent in den ersten fünf Monaten dieses Jahres und um 68 Prozent bei Orthopäden. Etwas gemäßigter sieht es bei Allgemeinmedizinern sowie Internisten aus. Hier sanken die Verschreibungen rezeptfreier Medikamente um 67 Prozent (Allgemeinärzte) und um 59 Prozent (Internisten).

Die Marktforscher begründen das damit, dass diese beiden Gruppen am häufigsten diejenigen OTC-Präparate verordnen, deren Erstattung die Kassen in bestimmten Ausnahmefällen übernehmen dürfen. Mehr rezeptfreie als verschreibungspflichtige Präparate hatten im übrigen in 2003 neben den Kinder- und Jugendärzten (zwei Drittel OTC-Verordnungen, ein Drittel rezeptpflichtige Verordnungen) nur Dermatologen verschrieben (53 Prozent rezeptfreie, 47 Prozent rezeptpflichtige Verordnungen), wie eine weitere IMS-Studie zeigte. Bei allen anderen Gruppen überwiege der Anteil rezeptpflichtiger Verordnungen.

Rückgang auch bei rezeptpflichtigen Präparaten

Darüber hinaus gingen auch bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln die Verordnungen in allen untersuchten Fachgruppen zurück, allerdings deutlich geringer als bei rezeptfreien Medikamenten, so IMS Health weiter. Am geringsten fielen diese bei Augenärzten (minus drei Prozent), Urologen (minus vier Prozent), Kinder- und Jugendärzten (minus sechs Prozent) sowie Neurologen und Psychiatern (minus acht Prozent) aus. Als Begründung werden die sinkenden Besuche der Patienten in den Arztpraxen seit Jahresbeginn angeführt, außerdem habe sich bei rezeptpflichtigen Medikamenten, die häufig der Behandlung chronischer Erkrankungen dienen, der Anteil verordneter Großpackungen zwischen Januar und Mai 2004 kontinuierlich erhöht, hieß es.

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