Rezeptfreie Arzneimittel: Privatrezepte wiegen GKV-Ausfälle nicht auf

Frankfurt (ims/ks). Seit Anfang dieses Jahres werden die meisten nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimittel nicht mehr von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstattet. Inzwischen werden diese Präparate vermehrt auf Privatrezept verordnet, allerdings reicht deren Menge nicht aus, um den Ausfall zu kompensieren.

Während im ersten Halbjahr 2003 die auf Privatrezept verordneten rezeptfreien Medikamente zehn Prozent zum Gesamtumsatz nicht-verschreibungspflichtiger Arzneimittel beigetragen haben, waren es 2004 im gleichen Zeitraum 15 Prozent (das sind 42 Prozent Umsatzsteigerung). Dieser Zuwachs kompensiert aber nicht den Rückgang der GKV-Verordnungen. Dies zeigt eine am 2. September vorgestellte Studie des Instituts für Medizinische Statistik (IMS Health). Demnach belief sich im ersten Halbjahr 2004 der Gesamtumsatz rezeptfreier Präparate auf 1,8 Mrd. Euro zu Herstellerabgabepreisen. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzverlust von 10 Prozent. Der Anteil der GKV-Rezepte ist von 39 Prozent auf 23 Prozent zurückgegangen (- 47 Prozent Umsatz). Der Anteil der Barverkäufe hat sich hingegen von 51 Prozent auf 62 Prozent erhöht (+ 10 Prozent Umsatz). Allerdings konnte der Anstieg von Privatrezepten und Selbstmedikation nicht den Rückgang der GKV-Rezepte kompensieren, da letztere ein höheres Verordnungsvolumen aufweisen.

GKV-Verordnungen: Rückgang um 52%

Im Durchschnitt aller Facharztgruppen belief sich der Rückgang von Verordnungen rezeptfreier Arzneimittel nach IMS-Analysen im ersten Halbjahr auf 52 Prozent. Weit unter diesem Durchschnitt liegen mit -10 Prozent nur die Verschreibungen von Kinder- und Jugendärzten. Für ihre Klientel gilt der Erstattungsausschluss nämlich nur bei Patienten, die älter als zwölf Jahre sind (betrifft etwa 15 Prozent der Kinderarzt-Patienten). Alle übrigen Fachgruppen liegen deutlich über dem Durchschnitt, wobei die Verordnungsrückgänge bei Urologen mit 81 Prozent und bei Gynäkologen mit 77 Prozent am höchsten sind.

Gynäkologen: viele Privatrezepte

Im Gegenzug nahmen die Verordnungen rezeptfreier Präparate auf Privatrezept im ersten Halbjahr 2004 im Durchschnitt aller Facharztgruppen um 63 Prozent zu. Dabei liegen die Frauenärzte mit +94 Prozent weit über diesem Durchschnitt. Es folgen HNO-Ärzte (+ 79 Prozent) und Praktische Ärzte (+ 78 Prozent). Vor allem bei Gynäkologen ist festzustellen, dass ein starker Rückgang der GKV-Verordnungen mit einer überdurchschnittlichen Zunahme der Privatrezepte einher geht. IMS Health führt dies darauf zurück, dass Frauen als besonders gesundheitsbewusst gelten und deshalb möglicherweise nicht auf bewährte Medikamente verzichten wollen.

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