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Plötzlicher Kindstod: Ist Interleukin-1 die Ursache?

Nach wie vor stellt der plötzliche Kindstod Wissenschaftler vor ein Rätsel. Warum hören manche Babys während dem Schlaf auf zu atmen? Liegt eine bislang nicht erkannte Erkrankung oder Mutation zugrunde? Belgischen Wissenschaftlern zufolge ist dies der Fall. Sie entdeckten große Mengen Interleukin-1 im Gehirn von Opfern.

Die Gehirne von 19 Säuglingen, die im Alter zwischen sechs Wochen und zehn Monaten am plötzlichen Kindstod gestorben waren, untersuchte ein Team um Hazim Kadhim von der Universität Louvain/Belgien. Als Vergleich dienten Gehirne von acht Säuglingen, die im Alter zwischen einem Tag und 18 Monaten aufgrund anderer Ursachen verstorben waren.

Bei den am plötzlichen Kindstod gestorbenen Säuglingen fanden die Forscher zum Teil große Mengen an Interleukin-1 in Hirnregionen, in denen die Kontrollgruppe nur sehr niedrige Konzentrationen aufwies. Die Forscher vermuten daher, dass Kinder, die am plötzlichen Kindstod sterben, erhöhte Mengen an Interleukin-1 ausschütten, dass dies eine Wechselwirkung mit Neurotransmittern im Gehirn eingeht, und dass dadurch Veränderungen in der Reizleitung hervorgerufen werden, die dann zum Tod führen.

Dies wäre denkbar, von Kritikern wird allerdings bemängelt, dass die Altersspanne in Studien- und Kontrollgruppe zu weit gefasst war. Die Schwankung im Interleukin-1-Spiegel, so die Aussage, könnte altersbedingt ganz natürlich sein und mit dem plötzlichen Kindstod nichts zu tun haben. Um hier Klarheit zu bekommen, werden also noch weitere Studien notwendig sein. ral

Quelle: Neurology 61, 1256 – 1259 (2003)

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