Prisma

Plötzlicher Kindstod: Nikotin beeinträchtigt die Atmungskontrolle

Mütter, die während der Schwangerschaft rauchen, erhöhen bei ihren Säuglingen das Risiko für den plötzlichen Kindstod. Dies ist aus Statistiken bekannt, worauf der Zusammenhang beruht, war bislang jedoch weitgehend ungeklärt. Schwedische und französische Wissenschaftler beschreiben in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences nun einen Mechanismus, der ihrer Ansicht nach das erhöhte Risiko erklären könnte.

Der plötzliche Kindstod ist in den Industrieländern die häufigste Todesursache von Säuglingen im Alter von vier Wochen bis zu einem Jahr. Allein in Deutschland sterben jährlich mehr als fünfhundert Säuglinge an dem Phänomen. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, allerdings ist bekannt, dass Rauchen während der Schwangerschaft das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöht.

In einer Studie mit Mäusen untersuchten nun Wissenschaftler vom Pasteur-Institut in Paris und vom Karolinska-Institut Stockholm die Hintergründe für diese Risikoerhöhung näher. Dabei stellten sie fest, dass im Gehirn ein bestimmter Eiweißkomplex vorhanden ist, der bei mangelnder Sauerstoffversorgung während des Schlafs Alarm schlägt und eine Art Aufwachreflex auslöst, und dass die Empfindlichkeit dieses Eiweißkomplexes durch Nikotin negativ beeinflusst wird. Bei Säuglingen von rauchenden Müttern, so die Schlussfolgerung der Studiendurchführenden, ist dieser Eiweißkomplex vorgeschädigt.

Zusammen mit früheren Studienergebnissen, aus denen hervorgeht, dass auch bei gesunden Säuglingen im Schlaf der Atem ab und zu stillsteht und die Sauerstoffversorgung somit abnimmt, erklärt sich das erhöhte Risiko für den plötzlichen Kindstod. ral

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences 2002, online-Vorabpublikation vom 12. 9. 2002

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