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Universitätsklinikum Münster: Bundesweit erstes Prostatazentrum gegründet

MÜNSTER (was). Die seit Jahren bestehende Kooperation zwischen der Klinik für Urologie und der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Münster mündete jetzt in die Gründung des bundesweit ersten Prostatazentrums. Dies gaben die Direktoren der beiden Kliniken, Prof. Dr. Lothar Hertle und Prof. Dr. Normann Willich, und der Initiator des Prostatazentrums, Priv.-Doz. Dr. Axel Semjonow, bekannt. Das Prostatazentrum will Qualitätsstandards setzen, Auskunftsstelle für ratsuchende Patienten und Ärzte sein und Forschung und Fortbildungen betreiben.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat für die Behandlung der häufigsten Krebserkrankung der Frau so genannte Brustzentren geplant, in denen besonderer Sachverstand und gute Kooperation gewährleistet sein sollen. Vergleichbare Zentren gibt es für die häufigste Krebserkrankung des Mannes, das Prostatakarzinom, noch nicht.

Sowohl die Diagnostik als auch die Behandlung des Prostatakarzinoms gestalten sich schwierig, berichtete Prof. Dr. Normann Willich, bei einer Pressekonferenz am 23. Juni im Universitätsklinikum Münster (UKM).

Ist der PSA-Wert im Blut erhöht, kann dies auf ein Prostatakarzinom hinweisen, möglicherweise liegt jedoch nur eine gutartige Prostatavergrößerung vor. Erst die Gewebeuntersuchung nach Ultraschall-gesteuerter Probenentnahme gibt Auskunft über das Vorhandensein, die Lokalisation und die Ausdehnung eines Karzinoms.

Bestmögliche Therapie in Ruhe aussuchen

Das Prostatakarzinom wächst im Unterschied zu vielen anderen Krebserkrankungen überwiegend langsam. Daher kann der Patient nach Beratung durch die Ärzte in Ruhe eine Entscheidung über die für ihn bestmögliche Therapie treffen. Grundsätzlich kommen Operation und/oder Strahlentherapie, gegebenenfalls auch eine medikamentöse Therapie in Frage.

Bei der Auswahl des geeigneten Verfahrens sind Tumorgröße, Patientenalter und insbesondere die Wünsche des Patienten entscheidend. Auch für Frühformen des Prostatakarzinoms gibt es maßgeschneiderte Behandlungsmethoden. Beispielsweise kann die Bestrahlung kleiner Tumoren quasi von innen erfolgen: Beim Seed-Verfahren werden radioaktive Körnchen in die Prostata eingebracht.

Parallele Sprechstunde

Die Suche nach dem schonendsten und zugleich wirksamsten Therapieverfahren für den einzelnen Patienten hat zu einer guten Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Urologie und der Klinik für Strahlentherapie geführt. Erstmals in Deutschland wurde jetzt am UKM ein Prostatazentrum gegründet.

Eingebunden sind alle Fachdisziplinen, die an der Diagnose oder Behandlung von Prostatakarzinomen beteiligt sind, darunter die Pathologie, die Anästhesiologie und operative Intensivmedizin und die Klinik für Nuklearmedizin. Urologen und Strahlentherapeuten halten ihre Sprechstunde nun zur selben Zeit ab, sodass der Patient beim Klinikumsbesuch beide Therapeuten aufsuchen kann. Geplant ist eine gemeinsame Auskunftsstelle für Rat- und Terminsuchende.

Beste Chancen für hohe Qualität

Schon bei der Probenentnahme und der Histologie gibt es große Qualitätsunterschiede, befürchtete Willich. Daher sei es wichtig, Qualitätsstandards zu setzen. Das Prostatazentrum bietet unter anderem Kurse zur Ultraschall-gesteuerten Probenentnahme für niedergelassene Urologen an, engagiert sich in der Forschung, erstellt Aufklärungsbroschüren für Patienten und baut eine langfristige Dokumentation auf.

Das Prostatakarzinom ist vor Dickdarm- und Bronchialkarzinom die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Pro Jahr erkranken daran etwa 35 000 Männer in Deutschland, etwa 11 000 Männer sterben daran.

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