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Schwierige Fragen – kompetente Antworten

Jährlich wird in Deutschland nahezu 49.000-mal die Diagnose Prostatakarzinom gestellt, jährlich versterben etwa 11.000 Männer an den Folgen. Frühzeitig erkannt, bestehen gute Heilungschancen. Doch wenn man sich mit dem Thema näher befasst, stellen sich unzählige Fragen:

Was können gängige Früherkennungsuntersuchungen tatsächlich leisten? Können wir unseren Kunden und Patienten überhaupt PSA-Tests empfehlen? Welche Nahrungsmittel, Vitamine und Spurenelemente reduzieren das Prostatakarzinomrisiko wirklich? Welche therapeutischen Optionen gibt es, wenn ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird?

Die Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Daher haben wir kompetente Fachleute gebeten, uns in die Problematik einzuführen und uns den derzeitigen Wissensstand zu vermitteln.

Vieles deutet darauf hin, dass Ernährungsgewohnheiten und die Prostatakarzinominzidenz in engem Zusammenhang stehen. Während in Zentralasien nur 3 von 100.000 Männern an einem Prostatakarzinom erkranken, sind es in Nordamerika 160 von 100.000. Um herauszufinden, welche Nahrungsmittel und Inhaltsstoffe protektiv wirken, wurde so manches auf den Prüfstand gestellt: Tomaten, Fisch, Grüner Tee, Soja, Vitamine aller Art und Spurenelemente. Plausible Hypothesen wurden entwickelt und wieder verworfen, weil sie einer tiefergehenden Überprüfung nicht Stand halten konnten. Doch es gibt auch erfolgversprechende Ansätze. Die Dresdner Urologen Prof. Dr. Manfred Wirth und Dr. Christian Höfling haben für uns die Datenlage gesichtet und herausgefiltert, was empfehlenswert ist und wovon abgeraten werden sollte.

Problemfeld Früherkennung: Ein auf den ersten Blick einfaches und zudem kostengünstiges Screening auf ein Prostatakarzinom versprechen PSA-Schnelltests. Doch bei näherer Betrachtung erweisen sie sich als äußerst problematisch. Die Tests sind so wenig aussagekräftig, dass die Bundesapothekerkammer eine Durchführung in Apotheken nicht empfehlen mag. Anhand einer eindrucksvollen Grafik, die Sie in dieser Ausgabe finden, erläutert der Göttinger Allgemeinmediziner Dr. François Chenot, dass der Test in etwa zwei Drittel aller Fälle ein falsch positives Ergebnis liefern wird. Selbst bei einem richtig positiven Ergebnis kann es sich immer noch um ein langsam wachsendes Karzinom handeln, das dem Betroffenen möglicherweise nie Probleme machen wird. Darüber sollte der Patient aufgeklärt werden, das sollte er nach Möglichkeit schon wissen, bevor er sich für einen PSA-Test in Eigenregie entscheidet.

Die Früherkennung des Prostatakarzinoms gehört nicht zuletzt wegen dieser Problematik nach Meinung des Essener Urologen Dr. Christof Börgermann in jedem Fall in die Hände eines Urologen. PSA-Schnelltests lehnt er ab. Doch viele Männer, die schon den Gang zum Hausarzt scheuen, werden nur in größter Not einen Urologen aufsuchen. Für sie wird es verlockend sein, einen PSA-Schnelltest einfach zu Hause durchzuführen. Im besten Fall besorgen sie sich diesen in der Apotheke und werden dort über das Für und Wider aufgeklärt. Im schlechtesten Fall wählen sie den anonymen Weg über den Versandhandel.

Wird ein Prostatakarzinom rechtzeitig erkannt und ist es noch lokal begrenzt, dann bieten Operation und Bestrahlung gute Heilungschancen. Doch diese Heilung bezahlen viele Männer mit Inkontinenz und Impotenz. Das ist ein hoher Preis. Alternativen sind gefragt. In letzter Zeit wird verstärkt für HIFU geworben. Das ist ein neues Verfahren, das mit Hilfe von hochintensivem Ultraschall das Prostatagewebe zerstört. Wir wollten genauer wissen, wie sicher und wirksam diese neue Methode ist und ob sich damit die Probleme von Stahl und Strahl umgehen lassen. Antworten auf unsere Fragen hat uns der Urologe Prof. Dr. Rolf Mutscher aus Rotenburg/W. gegeben, der mit HIFU schon Erfahrungen sammeln konnte.

Bei fortgeschrittenem und metastasiertem Prostatakarzinom werden die Patienten weder mit HIFU noch mit Operation und Bestrahlung ausreichend zu behandeln sein. Dann muss mit einer gezielten Hormon- oder Chemotherapie versucht werden, die Progression der Erkrankung zu verlangsamen. Dabei steht neben der Verlängerung der Überlebenszeit vor allem die Lebensqualität im Vordergrund. Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie müssen vermieden oder gelindert, Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Wie das geschieht, erläutern die Münchner Urologen Prof. Dr. Jürgen Gschwend, Dr. Tobias Maurer und Kollegen.

Wir haben bei der Konzeption und Bearbeitung des Themenschwerpunktes Prostatakarzinom viel gelernt und auf spannende Fragen interessante Antworten erhalten. Jetzt hoffen wir, dass auch Sie unsere Schwerpunktbeiträge mit Gewinn lesen werden und die Ausführungen unserer Experten zu offenen Fragen in der Praxis nutzen können.

Doris Uhl

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