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Botulinumtoxin gegen Lähmungserscheinungen nach Schlaganfall

Zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen, spastischen Bewegungsstörungen, Falten, Kopf- und Rückenschmerzen wird Botulinumtoxin bereits eingesetzt. Amerikanische Wissenschaftler haben nun ein neues Anwendungsgebiet entdeckt: Wie sie in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" schreiben, hat das Gift des Botulismus-Erregers eine positive Wirkung auf Finger- und Handgelenkslähmungen nach einem Schlaganfall.

Botulinumtoxine sind Neurotoxine des Bakteriums Clostridium botulinum. Sie binden an einen spezifischen präsynaptischen Akzeptor an cholinergen Nervenendigungen und verhindern die Freisetzung von Acetylcholin an der neuromuskulären Endplatte und anderen cholinergen Synapsen. Derzeit sind sieben verschiedene Botulinumtoxin-Serotypen bekannt: A, B, C2, D, E, F und G. Alle außer C2 sind Neurotoxine. Therapeutisch genutzt werden die Botulinumtoxin-Serotypen A und B.

Im Rahmen einer Studie behandelten Mediziner der Universität Indianapolis Schlaganfallpatienten mit spasmischen Lähmungen der Finger oder des Handgelenks entweder mit Botulinumtoxin A oder mit Plazebo. Die Studienteilnehmer erhielten die Medikation als einmalige Injektion (200 bis 240 Einheiten), anschließend wurden sie in regelmäßigen Abständen über den Beweglichkeitszustand der betroffenen Gelenke befragt und diesbezüglich untersucht.

Ergebnis: Bei 40 von insgesamt 64 Patienten, die eine Botulinumtoxin-Injektion erhalten hatten, verbesserte sich der Zustand der Gelenke innerhalb von einem Zeitraum von sechs Wochen. In der Kontrollgruppe berichteten im gleichen Zeitraum nur 17 von 62 Probanden über eine Besserung. Bedeutende Nebenwirkungen wurden laut den Studiendurchführenden nicht beobachtet. ral

Quelle: New England Journal of Medicine 2002, Vol. 347, Nr. 6, S. 395 – 400

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