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BSE-Krise: Paul-Ehrlich-Institut: Impfstoffe unbedenklich!

Langen (pei/diz). Meldungen in der New York Times vom 8. Februar, in den USA seien möglicherweise BSE-verseuchte Impfstoffe auf dem Markt, haben auch in Deutschland zu Verunsicherung geführt. Prof. Dr. Johannes Löwer, Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Langen bei Frankfurt, dazu: "Von Impfstoffen geht nach heutigem Erkenntnisstand keine BSE-Gefahr aus, das Risiko einer Übertragung von BSE durch Impfstoffe ist höchst hypothetisch."

Infektionskrankheiten wie die Leberentzündungen (Hepatitis) und Wundstarrkrampf (Tetanus) dagegen stellten auch heute noch eine ganz reale Gefahr dar, vor denen Impfstoffe zuverlässig und sicher schützen könnten.

Als Begründung für die Unsicherheit von Impfstoffen führte der Zeitungsbericht an, bei der Herstellung der Impfstoffe seien Rinderbestandteile aus nicht BSE-freien Ländern verwendet worden. "Agenturmeldungen, nach denen es Impfstoffe gibt, die Zellen von Rindern enthalten, sind gänzlich falsch, um nicht zu sagen unverantwortlich", kommentiert Löwer die in Deutschland verbreiteten Meldungen.

"Für die Herstellung von Impfstoffen wird unter anderem Serum von jungen Kälbern oder auch Fleischextrakt aus Muskelfleisch benötigt", erklärt Löwer. Beides werde für die Anzucht der Krankheitserreger, aus denen die Impfstoffe hergestellt werden, eingesetzt und anschließend wieder ausgewaschen. Im fertigen Impfstoff seien sie nicht enthalten. Einzige Ausnahme bilde die aus Milch hergestellte Laktose, die im Impfstoff gegen Hib (Haemophilus influenzae Typ b) als Stabilisator enthalten sei. Sowohl Serum als auch Milch oder Muskelfleisch sind in die Risikokategorie IV eingestuft (= keine Infektiosität nachweisbar).

Hintergrundinformationen

Die New York Times kritisiert in ihrem Bericht vom 8.2.2001, dass für die Herstellung von neun Impfstoffen, die in den USA zugelassen sind, Rindermaterialien aus nicht BSE-freien Ländern verwendet wurden. Aus dieser Tatsache schließt sie auf ein mögliches BSE-Risiko. Zu diesen nicht BSE-freien Ländern gehört auch Deutschland und zu den verwendeten Materialien gehört Muskelfleisch, das als Fleischextrakt bei der Anzucht von Bakterien verwendet wird, oder auch Serum von ganz jungen oder ungeborenen Kälbern, das für die Anzucht von Zellen benötigt wird, in denen Impfviren vermehrt werden.

Im Sinne einer größtmöglichen Transparenz hatte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) am 22. Dezember 2000 auf ihrer Webseite Informationen zu Impfstoffen veröffentlicht, zu deren Herstellung Rindermaterialien bzw. -produkte von europäischen Rindern verwendet werden (www.fda.gov/cber/bse/bse.htm).

Die FDA wies aber auch darauf hin, dass ein BSE-Risiko auch von diesen Impfstoffen kaum zu erwarten sei, die Wahrscheinlichkeit wurde mit maximal 1:40 000 000 angegeben. Gleichzeitig legte die FDA auf der Website einen Link zu einer Veröffentlichung des Fachorgans MMWR (Morbidity and Mortality Weekly Report) vor, unter dem die Ergebnisse und Empfehlungen einer fachübergreifenden Konferenz vom 27. Juli 2000, bei der Sachverständige und Impfstoffexperten sich mit dem Thema TSE (Transmissible Spongiforme Encephalopathie) beschäftigt haben, beschrieben werden. (www.cdc.gov/ mmwr/preview/mmwrhtml/ mm4950a4.htm)

Impfprogramm nicht unterbrechen

Den Expertenmeinungen zufolge ist auszuschließen, dass von Impfstoffen das Risiko einer Übertragung oder Ausbreitung der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJD) ausgeht. Die Experten stellten weiterhin fest, dass die Vorteile von Schutzimpfungen das hypothetische Risiko einer vCJD-Erkrankung bei weitem überwiegen. Impfprogramme, die aus Angst vor BSE und vCJD unterbrochen oder nicht durchgeführt würden, hätten einen nicht wieder gutzumachenden Schaden zur Folge.

Auch europäische Behörden und Gremien, die mit der Zulassung von Impfstoffen befasst sind, haben eine detaillierte Bewertung aller Impfstoffe vorgenommen, zu deren Produktion Rindermaterialien bzw. -produkte verwendet werden. Das PEI hat bei dieser Bewertung federführend mitgewirkt. Auch auf europäischer Ebene ist die einstimmige Schlussfolgerung, dass es kein Risiko zur Verbreitung von TSE durch Impfstoffe gibt.

Die Hersteller von Impfstoffen sind gesetzlich verpflichtet, den Nachweis zu führen, dass die zur Impfstoffproduktion eingesetzten Rindermaterialien bzw. -produkte den strengen Richtlinien und Verordnungen genügen. Das PEI kontrolliert die Einhaltung dieser Vorschriften sehr genau.

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