Berichte

BSE: Was Sie als Arzt oder Apotheker wissen sollen

Am 15. Dezember sprach Prof. Dr. Theodor Dingermann, Universität Frankfurt, auf einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung von Ärzten und Apothekern in Karlsruhe über "BSE - was sollen Sie als Ärzte und Apotheker wissen?".

Dingermann stellte anhand klarer und verständlich aufgebauter Schaubilder den aktuellen Kenntnisstand zu BSE einprägsam dar. Dr.Dirk Stegen, Leitender Direktor des Stadtveterinäramtes Karlsruhe und Geschäftsführer der Karlsruher Schlachthof-Betriebs-GmbH, machte klar, dass wir zurzeit keine BSE-Krise, sondern vielmehr eine politische und (fleisch)wirtschaftliche Krise haben. Fakten und Entwicklungen, die heute in der Sensationspresse die ersten Seiten füllen, sind seit mehr als zehn Jahren bekannt. Politik und Landwirtschaft hatten ausreichend Material zur Verfügung, um vorbeugende Maßnahmen und organisatorische Vorbereitungen für den "Ernstfall" zu treffen und dafür eine Logistik aufzubauen.

Arzneimittel sind BSE-sicher

Auf dem Gebiet der Arzneimittel ist dies geschehen: In Deutschland zugelassene Arzneimittel unterliegen einem speziellen Sicherheitssystem, das seit November 1995 gilt. So kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland zugelassene Arzneimittel sicher sind. Bedenken, von einer Medikamenteneinnahme könne ein BSE-bedingtes Risiko ausgehen, sind unbegründet. Das Risiko einer Infektion liegt weit niedriger als das Risiko eines Spontanauftretens der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, das 1:1 Million beträgt.

Keine Gefahr bei Fleisch und Milch

Für die Bewertung von Fleisch und Fleischprodukten könnten die Ergebnisse aus den Untersuchungen für das Arzneimittel-Sicherheitssystem bedingt herangezogen werden: Mit dem Muskelfleisch erkrankter Tiere konnte keine Infektion ausgelöst werden. Auch Milch und Milchprodukte gelten nach wie vor als unbedenklich; denn die Infektionsversuche waren ebenfalls negativ. Nach aktuellem Wissensstand kann Rindfleisch zum Konsum ebenso unbedenklich angeboten werden, wie das vor dem BSE-Fall in Schleswig-Holstein der Fall war. Fleischprodukte, in denen andere Bestandteile als Muskel verarbeitet sind, sollten jedoch sicherheitshalber gemieden werden. Die beiden Referenten waren sich einig, dass routinemäßig alle geschlachteten Rinder getestet werden sollten. Bislang scheitert diese Forderung an fehlenden Testkits und fehlenden Labors. Um dieser präventiven gesundheitspolitischen Aufgabe gerecht zu werden, muss die dazu notwendige Logistik unverzüglich aufgebaut werden. Die Kosten dürfen kein Hinderungsgrund sein.

Krise als Chance

Es werden aber auch weitere Fragen an die Produktion und Verarbeitung unserer Lebensmittel gestellt. So zum Beispiel: "Darf nach der bislang üblichen Art weiter geschlachtet werden?" und "Inwieweit ist auch der Verbraucher mit verantwortlich an der Entwicklung?". Gesunde Lebensmittel kosten ihren Preis, betonte Dr. Stegen. Die Verbraucher sind aufgefordert, mit ihrem Einkaufsverhalten deutlich zu machen, was ihnen gesunde Lebensmittel wert sind. Birgt diese Krise vielleicht auch eine Chance?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.