Berichte

Universität Münster: Kurs in Klinischer Pharmazie

In der Woche vom 19. bis 23. Februar fand zum fünften Mal ein Kurs in Klinischer Pharmazie an der Universität Münster statt. Das Angebot richtete sich an Studenten nach dem 7. oder 8. Semester. Die Nachfrage nach dem Kurs war so hoch, dass nur etwa jedem zweiten interessierten Studenten einer der 20 Plätze angeboten werden konnte.

Nachdem Dr. Georg Hempel eine Einführung und einen Bericht über die aktuelle Entwicklung der Klinischen Pharmazie als eigenständiges Fach gegeben hatte, waren zunächst die Teilnehmer gefordert: In der Vorbesprechung vor einigen Wochen waren vier Arbeitsgruppen gebildet worden, die jetzt in einem Kurzreferat die Pharmakotherapie und Pathophysiologie der vier Schwerpunktthemen Asthma, Epilepsie, Onkologie und Ulcus vorstellen sollten. Anschließend wurde den Gruppen zu dem jeweiligen Schwerpunktthema ein Patientenfall ausgehändigt, den sie im Laufe der Woche bearbeiten und später dem ganzen Kurs vorstellen sollten. Die Gruppen wurden jeweils von einem Tutor aus der klinisch-pharmakologischen Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Joachim Boos, Universitäts-Kinderklinik, betreut.

TDM

Der Schwerpunkt des ersten Tages lag beim Therapeutischen Drug Monitoring (TDM). Wiltrud Probst aus der Apotheke des Kreiskrankenhauses Heidenheim gab zunächst eine Einführung in die Thematik und berichtete von ihrer täglichen Arbeit. Nachmittags führten die Studenten in kleinen Gruppen Übungen zum therapeutischen Drug Monitoring durch. Die Teilnehmer lernten, dass in der Praxis ein Taschenrechner reicht, um pharmakokinetische Berechnungen durchzuführen, die die Therapie für die Patienten sicherer und effektiver machen.

Klinische Studien und Arzneimittelinformation

Am nächsten Tag stand das Thema Klinische Studien auf dem Programm. Anhand einer aktuellen Studie zur Thromboseprophylaxe mit Acetylsalicylsäure und der Häufigkeit von gastrointestinalen Blutungen wurden Arten von Klinischen Studien, wichtige statistische Begriffe und Probleme der Nutzen-Risiko-Bewertung besprochen. (In den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft zur Ausbildung wurde definiert, dass Studenten befähigt werden sollen, klinische Studien in ihrer Aussagekraft zu bewerten und daraus Therapieempfehlungen abzuleiten. Siehe DAZ 9, S. 44-50.)

Petra Gelhaus vom Institut für Theorie und Geschichte der Medizin der Universität Münster gab eine Einführung zum Thema Ethik in Klinischen Studien. Dabei wurde die aktuelle Neufassung der Deklaration von Helsinki (vom Oktober 2000), die Studien mit nicht einwilligungsfähigen Personen, z.B. geistig Behinderten und Kleinkindern, deutlich erleichtert, zum Teil sehr lebhaft diskutiert.

Stefan Simon vom Bundesverband der Innungskrankenkassen gab einen Einblick in die Gesundheitsökonomie mit Schwerpunkt Pharmakoökonomie. Auch bei diesem Referat nahm die Diskussion mit den Teilnehmern einen breiten Raum ein. Insbesondere wurde über apothekenrelevante Probleme wie Positivliste, Festbeträge und alternative Vertriebswege diskutiert.

Zum Thema Arzneimittelinformation wurden Übungen am Computer durchgeführt. Ute Wilhelm-Rump vom Prosper-Hospital in Recklinghausen stellte zunächst verschiedene Bücher, Datenbanken und Quellen im Internet, die zur Beschaffung von Informationen über Arzneimittel nützlich sind, vor. Anschließend konnten die Teilnehmer an Computern die Datenbanken Embase, Medline und Drugdex selber benutzen und damit Aufgaben bearbeiten.

Pharmazeutische Herstellung

Am Mittwoch berichtete Elvira Ahlke von der Apotheke der Universitätskliniken Münster über ihre Arbeit auf der pädiatrisch-onkologischen Station. Probleme der Herstellung von Zytostatika wurden diskutiert. Norbert Plöger, ebenfalls Krankenhausapotheker in den Universitätskliniken, referierte über seine Arbeit im Ernährungsteam auf der pädiatrischen Intensivstation sowie über die Aufgaben des Apothekers bei der Herstellung von parenteralen Nährlösungen. Anschließend konnten sich die Teilnehmer in Kleingruppen vor Ort ein Bild von der Herstellung machen: von Zytostatika auf der Stationsapotheke in der pädiatrischen Onkologie und von parenteralen Nährlösungen in der Zentralapotheke.

Im klinisch-chemischen Zentrallabor der Universitätskliniken zeigte Manfred Fobker den Studenten, wie in einem Großlabor die Bestimmung von Arzneistoffen in Patientenproben durchgeführt wird.

Praxis und Pharmazeutische Betreuung

Am folgenden Tag wurden die Studenten auf Krankenhausapotheken, öffentliche Apotheken mit besonderen Aufgaben und einige Stationen in den Universitätskliniken verteilt und hatten so die Gelegenheit, sich ein Bild von klinisch-pharmazeutischen Tätigkeiten und Fragestellungen in der Praxis zu machen.

Am letzten Kurstag, der in der Apothekerkammer Westfalen-Lippe durchgeführt wurde, stand vormittags das Thema Pharmazeutische Betreuung im Mittelpunkt.

Silvia Zink und Reinhild Lohmann gaben zunächst eine Einführung in die Thematik und erklärten z.B. das SOAP-Konzept (Subjektive Probleme - Objektive Fakten - Assessment [Einschätzung] - Plan) und seine Umsetzung in die Praxis. Daran schlossen sich Übungen mit den Teilnehmern an, unter anderem zur Auswertung von Arzneimittel-Anwendungsprofilen, wobei Probleme mit Interaktionen oder Compliance erkannt und behoben werden konnten.

Nachmittags wurden in Kleingruppen die am ersten Tag ausgegebenen Patientenfälle unter Anleitung der Tutoren bearbeitet und anschließend in der Gruppe vorgestellt. In der folgenden Nachbesprechung diskutierte man die Erfahrungen vom Vortag aus den verschiedenen Krankenhausapotheken und -stationen.

Positiv hervorzuheben ist sowohl das Engagement der Referenten als auch die gute Mitarbeit der teilnehmenden Studenten bei dieser freiwilligen Veranstaltung in der vorlesungsfreien Zeit.

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