Kommentar

Ortskrankenkassen: "Zu teure Me-too-Präparate"

Bonn (im). Der AOK-Bundesverband hat den Umsatzanstieg so genannter Me-too-Präparate kritisiert und den niedergelassenen Ärzten in diesem Sektor unwirtschaftliches Verschreiben vorgeworfen. Vertragsärzte sollten stattdessen verstärkt preiswerte Generika von seit langem eingesetzen Arzneimitteln verordnen, hieß es.

Das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in Bonn hat die Arznei-Verschreibungen für die rund 26 Millionen AOK-Versicherten im ersten Halbjahr analysiert und dort vermutete Einsparpotenziale für die gesamte gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hochgerechnet. Eine wirtschaftliche Verordnungsweise bei Medikamenten hätte 3,9 Milliarden Mark in den ersten sechs Monaten sparen können, so die Einschätzung des Kasseninstituts.

Ein "Me-Too-Präparat" (Nach WIdO-Angaben: Analogpräparat mit nur geringfügigen Molekülvariationen ohne therapeutischen Zusatznutzen) koste durchschnittlich 119,24 Mark, während für die ursprüngliche Innovation häufig schon preiswerte Generika mit einem Durchschnittspreis von 33,50 Mark existierten. Me-too-Präparate verzeichneten demnach ein Umsatzplus von rund 16 Prozent im ersten Halbjahr, während zugleich der Umsatz im generikafähigen Markt stagnierte. Für das Kasseninstitut ist das ein Zeichen von unwirtschaftlichem Verhalten unter Einfluss des Pharma-Marketings.

Das WIdO veröffentlichte am 18. September Beispiele aus drei Gruppen (pharmakologisch-therapeutisch austauschbare Wirkstoffe) gemäß dem Arzneiverordnungs-Report 2000, bei denen die Ärzte durch Generika-Verordnung bis zu 350 Millionen Mark hätten sparen können.

So habe der Amlodipinhaltige Calcium-Antagonist Norvasc (Tagestherapiekosten 1,45 Mark) im ersten Halbjahr einen Umsatzzuwachs von fast 13 Prozent verzeichnet, während Nitrendipinhaltige Präparate erheblich preiswerter zur Verfügung stünden (Tagestherapiekosten 0,20 Mark). Je nach Preis des eingesetzten Generikums hätte der Einsatz von Nitrendipin anstelle von Amlodipin bis zu 85 Prozent der Tagestherapiekosten einsparen können. Die Hochrechnung der AOK-Experten kommt auf ein maximales Einsparpotenzial im ersten Halbjahr für die GKV von 200 Millionen Mark.

Auf weitere 65 Millionen Mark beziffern sie das theoretische Sparvolumen in der GKV für das Pantoprazolhaltige Pantozol. Hier lägen die Tageskosten bei 5,56 Mark, während verglichen damit Generika mit dem Protonenpumpenhemmer Omeprazol als vergleichbare Therapeutika nur Tageskosten von 2,74 Mark verursachten.

Als drittes Beispiel wird das Antidiabetikum Amaryl mit dem Wirkstoff Glimepirid angeführt, Umsatzzuwachs im ersten Halbjahr: fast 14 Prozent. Als gleichwertige Alternative wird Glibenclamid erwähnt. Während die Tagestherapiekosten bei Amaryl bei 0,78 Mark lägen, seien sie bei Glibenclamid erheblich niedriger (0,17 Mark). Je nach Wahl des Generikums könnten hier bis zu 85 Millionen Mark eingespart werden, so die Hochrechnung des WIdO.

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