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Unter dem vielversprechenden Namen "Invade" wurde im bayerischen Landkreis Ebersberg bei München ein Studienprojekt ins Leben gerufen, das bemerkenswert ist. Der Name erweckt Assoziationen an Invasion, sprich Angriff. Zum Sturm geblasen wird mit diesem Projekt auf Schlaganfall und Demenz. Und das erklärt der ausgeschriebene Name des Projekts: "Interventionsstudie zu vaskulären Hirnerkrankungen und Demenz im Landkreis Ebersberg". Hausärzte und Neurologen, eine Krankenkasse, eine Klinik, zwei Pharmaunternehmen, der Bayerische Apothekerverband und die Apotheken dieses Landkreises wollen gemeinsam gegen die dritthäufigste Todesursache vorgehen, gegen den Schlaganfall, und gegen Demenzerkrankungen. In Deutschland kommt es allein aufgrund eines Schlaganfalls zu 400 000 stationären Behandlungen, Tendenz steigend! Erschreckende Zahlen auch bei Demenzerkrankungen: mehr als 7 Prozent der über 65-Jährigen leiden daran, die jährliche Neuerkrankungsrate in der Altenbevölkerung beläuft sich derzeit auf knapp 2 Prozent. Die Versorgung von Demenzkranken - zu denen auch die Alzheimer-Patienten gehören - verschlingt über 50 Milliarden DM pro Jahr an direkten und indirekten Kosten. Wer Patienten aus der Apothekenpraxis oder aus seinem privaten Umfeld kennt, die einen Schlaganfall erlitten haben, weiß, welches Schicksal mit dieser Erkrankung verbunden ist und wie plötzlich und unerwartet ein Schlaganfall eintritt.

Invade soll zeigen, dass die Häufigkeit von Schlaganfall und Demenz bei den Patienten, die im Landkreis Ebersberg an dieser Studie mitmachen, signifikant absinkt, dass es außerdem zu einer statistisch signifikanten Verminderung von Pflegebedürftigkeit kommt und letztendlich damit Kosten eingespart werden können. Ein ehrgeiziges Projekt, das sich die Initiatoren (zwei Neurologen) mit ihrem hierfür gegründeten Verein INVADE vorgenommen haben. In diesem Projekt, das auf acht Jahre angelegt ist, sollen konsequent vaskuläre Risikofaktoren erfasst und behandelt werden, wie z. B. Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Diabetes, Rauchen, Vorhofflimmern, Bewegungsmangel sowie Übergewicht und Ernährungsgewohnheiten wie eine zu geringe Aufnahme bestimmter ungesättigter Fettsäuren und ein Zuviel an gesättigten Fettsäuren. Besonders erwähnenswert ist auch, dass bei Invade die Apotheken des Landkreises Ebersberg mit eingebunden sind und mitmachen. Sie sollen diese Patienten "pharmazeutisch betreuen", z. B. die Compliance fördern, die Therapie überwachen und gegebenenfalls auch Ernährungsberatungen durchführen. Ein Projekt, das sicher zur Nachahmung empfohlen werden kann.

Ein Zukunftsprojekt anderer Art sind Qualitätsmanagementsysteme (QMS). Die Diskussion um Für und Wider hält an. Ein Meinungsbeitrag in dieser Ausgabe erklärt Bedeutung, Nutzen und Inhalte von QMS. Vor allem Skeptikern sei dieser Beitrag ans Herz gelegt - er könnte dazu anregen, sich erneut mit dieser Thematik zu befassen und sogar die Beschäftigung mit QMS in die Nähe der Machbarkeit zu rücken. Abgesehen davon, dass über kurz oder lang wohl keine Apotheke mehr an QMS vorbei kommen wird, wenn sich nämlich der Gesetzgeber aufgrund äußerer Umstände dazu gezwungen sieht, QMS verbindlich für Apotheken vorzuschreiben. Die anfangs betonte Freiwilligkeit eines Qualitätsmanagementsystems dürfte, so kristallisiert sich mittlerweile heraus, eines nicht allzu fernen Tages nicht mehr zu halten sein. In der Schweiz beispielsweise ist ein QMS absolut notwendig, um Beratungskosten erstattet zu bekommen.

Peter Ditzel

Zukunftsprojekt

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