Arzneimittel und Therapie

Strategien gegen Demenz

Gehirnjogging, Psychomotorik und Ginkgo halten Alte länger fit

Die Botschaft ist nicht schlecht: Wir leben immer länger. Doch je älter wir werden, umso mehr steigt das Risiko für zahlreiche Erkrankungen, insbesondere auch für eine Demenz. Gezieltes Gedächtnistraining in Kombination mit psychomotorischen Übungen kann bei beginnendem demenziellen Syndrom die Selbstständigkeit länger erhalten und die Entwicklung eines Morbus Alzheimer verzögern. Unterstützend wirkt die Therapie mit einem Ginkgo-biloba-Extrakt.

"Wir sind ein Entwicklungsland", bemängelte Prof. Dr. Wolf Oswald vom Institut für Psychogerontologie der Universität Erlangen mit Blick auf die stetig steigenden Zahlen Demenzkranker und der mangelhaften Ausbildung der Ärzte. Insbesondere kritisierte er, dass es noch immer keinen Facharzt für Geriatrie gibt. Dabei sollte aus seiner Sicht ein Patient bei Verdacht auf eine Demenzerkrankung unbedingt zu einem Spezialisten gehen, etwa zu einem spezialisierten Neurologen oder Psychiater, in eine Gedächtnissprechstunde oder in eine "Memory Clinic". Nicht zuletzt auch, weil bis zu 30% der vermeintlich demenziell Erkrankten unter einer Depression, einer Arzneimittelintoxikation oder schlicht unter einer Exsikkose leidet.

Immer wieder diskutiert werden Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz. Oswald nannte hier langsames Verarbeitungstempo, schlechtes logisches Denken sowie ein schlechtes assoziatives und visuelles Gedächtnis. Wer körperlich nicht leistungsfähig ist, baut ebenfalls geistig schneller ab. Nicht signifikant assoziiert ist dagegen eine schlechte Ernährung, so die Ergebnisse einer Cox-Regressionsanalyse von 340 Teilnehmern einer SIMA(Selbständig im Alter)-Gruppe. Umgekehrt gibt es auch Strategien sich zu schützen, zumindest bis zu einem gewissen Maß. Fordernde Tätigkeiten bis ins hohe Alter scheinen ebenso günstig wie Reisen, komplizierte Strickarbeiten, anspruchvolle Gartenarbeit und Brettspiele wie Schach und Backgammon. Auch Vereinsvorstände erkranken seltener. "Alles, was unser Gehirn quält, ist protektiv für Alzheimer", so Oswald. Er propagierte das unter dem Namen Sima entwickelte Programm, das eine Kombination aus Psychomotorik- und Gedächtnistraining vorsieht. In einer Präventionsstudie unter seiner Leitung konnte über 15 Jahre hinweg bestätigt werden, dass die Kombination auf theoriengeleitetem Gedächtnistraining mit täglichen psychomotorischen Übungen die Selbstständigkeit länger erhält und die Entwicklung eines Morbus Alzheimer verzögert. Wichtig: Beide Elemente müssen täglich etwa 15 Minuten trainiert werden. Unterstützend bietet sich laut Oswald die Behandlung mit einem Ginkgo-biloba-Extrakt an. Er verwies auf die große Zahl wissenschaftlicher Studien, die die Wirksamkeit von Ginkgo bei dieser Indikation belegen. Und nicht ohne Grund erkennt die WHO Ginkgo biloba als Antidementivum an.

Ginkgo-Extrakte bei vielen Patienten erstattungsfähig

Ginkobil® ratiopharm ist ein Trockenextrakt (35-67:1) aus Ginkgo-biloba-Blättern, extrahiert mit einem Aceton-Wasser-Gemisch, das der positiven Monographie der Kommission E entspricht. Ginkgo-biloba-Extrakte wirken günstig Blutgefäßregulation, Blutviskosität und Thrombozytenaggregation, aber auch auf den neuronalen Stoffwechsel und mehrere Neurotransmittersysteme. Zudem wirkt der Extrakt der zellschädigenden Wirkung von Radikalen entgegen. Indiziert ist Ginkobil® ratiopharm in einer Tagesdosis von 120 bis 240 mg zur symptomatischen Behandlung hirnorganisch bedingter Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei demenziellen Syndromen mit der Leitsymptomatik

  • Gedächtnisstörung,
  • Konzentrationsstörungen,
  • depressive Verstimmung,
  • Schwindel,
  • Ohrensausen,
  • Kopfschmerzen.

Bei dieser Indikation ist der Extrakt laut Ausnahmeliste erstattungsfähig. Außerdem wird er eingesetzt zur Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit sowie bei Schwindel und vaskulärem Tinnitus, dieses sind aber für Ginkgo-Extrakte keine erstattungsfähigen Indikationen.

Quelle

Prof. Dr. Wolf Oswald, Erlangen: "Geistig fit im Alter: Strategien gegen das Vergessen", München, 18. Juli 2006, veranstaltet von der ratiopharm GmbH, Ulm.

Apothekerin Dr. Beate Fessler
Die SimA (Selbstständigkeit im höheren Lebensalter)-Akademie hat es sich zur Aufgabe gemacht, praxisrelevante wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Alternsforschung in sinnvoller Weise an Praktiker aus den verschiedenen Arbeitsfeldern der Altenarbeit zu vermitteln.
Informationen rund um die SimA-Akademie e. V., die durch die Forschungsgruppe Prävention & Demenz, Institut für Psychogerontologie der Universität Erlangen-Nürnberg betreut wird, erhalten Sie bei folgender Adresse:
SimA-Akademie e. V.
Wallensteinstr. 61-63
90431 Nürnberg
Tel. (0 91 31) 6 05 29 75
Fax. (09 11) 5 28 26 71

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.