DAZ aktuell

Arbeit in der Apotheke – wenig wert (Randnotiz)

Die Gehaltstarife für das Apothekenpersonal sind wenig üppig bis mager, das wissen wir alle und beklagen es seit Jahren. Viele Apothekenleiter stehen im Zwiespalt zwischen der ebenfalls nicht mehr berauschenden Ertragslage ihrer Apotheken und der Einsicht, dass es qualifiziertes Personal nun mal nicht zum Nulltarif gibt. Dennoch, gerade in Zeiten eines gravierenden Arbeitskräftemangels, sollte sich der Berufsstand darüber im Klaren sein, welche Außenwirkung ein Gehaltstarifvertrag haben kann - auch auf junge Menschen, die in der Berufsfindungsphase stehen. Die Chancen für ein positives Signal sind günstig: Zeitgleich mit dem Apothekertag und den Diskussionen um den Arbeitskräftemangel ist am 30. September der wie üblich befristete, bis jetzt gültige Gehaltstarifvertrag abgelaufen. Ein neuer ist nicht in Sicht, ebenso wenig ein Verhandlungstermin. Die Arbeitgeberseite hat die von der Apothekengewerkschaft, dem BVA, vorgeschlagenen Gesprächstermine nicht akzeptiert bzw. nicht bestätigt (siehe dazu DAZ Nr. 39, S. 116).

Jeder weiß: Tarifverhandlungen leben von Ritualen. Doch ob man sich diesmal eine Verzögerungstaktik wirklich im selben Ausmaß leisten kann wie in den Jahren zuvor? Wenn man öffentlich über Arbeitskräftemangel klagt und mit einem Antrag auf dem Deutschen Apothekertag Steuergelder einfordert, um die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen, sollte man auch vor der eigenen Haustür kehren. Der zügige Abschluss eines neuen Gehaltstarifvertrags und Offenheit für zukunftsfähige Innovationen bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen, wie der BVA sie fordert, sind das mindeste, was von der Arbeitgeberseite zum jetzigen Zeitpunkt erwartet werden kann. Es geht dabei nicht nur ums Geld, sondern auch darum, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die verdiente Wertschätzung zukommen zu lassen, indem man auf offizieller Ebene ihre Anliegen ernst nimmt.

Reinhild Berger

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