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Atmosphärische Verbesserungen beim Apothekertag (Kommentar)

So. Nun ist das Thema also auch offiziell auf dem Apothekertag angekommen: der dramatische pharmazeutische Arbeitskräftemangel. Endlich ist es auch einer Mitgliedsorganisation der ABDA, nämlich der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, aufgefallen, dass die lobenswerten Ziele der pharmazeutischen Betreuung, QMS und was der tollen Dinge mehr sind, nur mit Personal durchgeführt werden können. Nachdem der BVA seit Jahren (nachzulesen in unzähligen Pressemitteilungen) davor gewarnt hat, dass aufgrund der unattraktiven Bezahlung es irgendwann zu Nachwuchsproblemen kommen wird, tritt nun genau das ein.

Allerdings hat die Apothekerkammer Westfalen-Lippe trotz vieler richtiger Argumente (Wiedereingliederung, höhere Ausbildungskapazitäten) den Kern der Sache noch nicht richtig erfasst: die im Vergleich zu anderen Berufen zu niedrige Bezahlung. Die Apothekenangestellten stehen zusammen mit den Beschäftigten im Einzelhandel am unteren Ende der Einkommensskala. Ein Approbierter im ersten Berufsjahr verdient im Vergleich zu anderen verwandten akademischen Berufen dermaßen wenig Geld, dass Männer sich von diesem Berufswunsch in der Regel sofort verabschieden - es sei denn, sie haben ohnehin vor, in die Industrie zu gehen oder sich selbständig zu machen. Aber auch unter den Apothekenleitern steigt die Zahl der Apothekerinnen seit Jahren kontinuierlich an. Warum wohl? Hans-Günter Friese, Präsident der ABDA, hat es zugegeben. Es muss wohl an der Bezahlung liegen... Apothekerin, bald ein reiner Frauenberuf?

Immerhin ist es mittlerweile möglich, auf dem Apothekertag auch das Wort "Tarife" und "Geld" (in Zusammenhang mit Angestellten) in den Mund zu nehmen, ohne auf der Stelle abgebügelt zu werden. So geschehen noch vor wenigen Jahren, als ein entsprechender Antrag von engagierten KollegInnen, die Böses für die Zukunft ahnten, durch einen Geschäftsordnungsantrag auf Übergang zum nächsten Antrag sofort beerdigt wurde. Zugegebenermaßen war der damals gestellte Antrag auch etwas direkter formuliert als der diesjährige aus Westfalen-Lippe. Es ist schon bezeichnend, dass nicht einmal in der Begründung dieses Antrages das Wort "Tarife" auftaucht (auftauchen darf), während sich weite Teile des Apothekertages direkt oder indirekt mit der Ertragssituation der Apotheken und damit der ApothekenleiterInnen befassen. Es ist also, trotz atmosphärischer Verbesserungen, nach wie vor ein Apothekertag, auf dem Belange der Angestellten in Apotheken, insbesondere der PTA und PharmazieingenieurInnen, nicht oder nur unvollständig thematisiert werden können.

Und wer bricht eine Lanze für die PKA? Auch sie hat eine nicht unwesentliche Funktion in der Apotheke. Sie ist diejenige, die im Hintergrund für die Logistik, Warenbewirtschaftung und die kaufmännischen Angelegenheiten zuständig ist und damit dem pharmazeutischen Personal den Rücken für die pharmazeutischen Aufgaben freihält. Diese Arbeiten können nicht ausreichend qualifiziert von ungelernten Hilfskräften wahrgenommen werden.

Insa Heyde, BVA Bundesvorstand

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