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Falls die Positivliste käme: Mögliche Szenarien

BONN (im). Auch wenn die Einführung der Positivliste in der gesetzlichen Krankenversicherung derzeit unwahrscheinlich ist Ų die Verordnung erhielte voraussichtlich nicht die notwendige Zustimmung des Bundesrates Ų , würde bereits die Veröffentlichung des Entwurfs Gegenreaktionen im ärztlichen Verordnungsverhalten nach sich ziehen. Diese Einschätzung äußerte Dr. Mark Seidscheck vom Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH), der zwei mögliche Szenarien für die Zukunft entwickelte.

Nach Bekanntwerden des Entwurfs der Liste erstattungsfähiger Medikamente würden vermutlich die Verordnungen in den Indikationsbereichen, die nicht auf der Liste wären, sinken, prognostizierte Seidscheck am 11. Januar vor Journalisten in Bonn (weitere Berichte siehe AZ Nr. 3 vom 17. Januar).

Szenario eins: Kostenanstieg in der GKV

Dabei gebe es je nach Ausgestaltung der Liste unterschiedliche Entwicklungen. Beim ersten Szenario ging der Hauptgeschäftsführer des BAH von einer Positivliste ohne therapeutische Lücken aus. Dann würden die Ärzte die nicht mehr erstattungsfähigen Arzneimittel durch Listenpräparate ersetzen. Bei Substitution durch eher hochpreisige Medikamente wäre ein Kostenanstieg in der GKV die Folge. Schübe für die Selbstmedikation gebe es hierdurch voraussichtlich nicht. Allerdings käme es bei anhaltendem Budgetdruck zu einem anderen Trend, da sich dann die Mediziner bei der Verschreibung rezeptfreier Präparate zurückhielten. Dies wäre nicht mit steigenden Gesamtkosten für die GKV verbunden, wohl aber mit einem schwachen Wachstumsimpuls für die Selbstmedikation.

Szenario zwei: Verordnungseinbruch

Ganz andere Entwicklungen wären jedoch bei der Ausgliederung ganzer Indikationsgebiete aus einer künftigen Positivliste zu erwarten, meinte Seidscheck. In den betroffenen Bereichen würden die Verordnungen einbrechen oder die entsprechenden Arzneimittel vermehrt auf Privatrezept verschrieben. In diesem Szenario – Liste mit therapeutischen Lücken – würden die Ärzte alternativ verstärkt Empfehlungen zum Selbstkauf der Präparate durch den Patienten aussprechen. Aus diesen unterschiedlichen Szenarien ergäben sich unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten für die pharmazeutischen Unternehmen.

Als Hypothese formulierte Seidscheck die teilweise Substitution der verordneten rezeptfreien Arzneimittel durch den Selbstkauf. Die Umsätze sowohl im Selbstmedikationsmarkt als auch bei den verordneten rezeptfreien Arzneimitteln könnten zum Teil durch Nicht-Arzneimittel ersetzt werden, zumal – so eine weitere These – die Grenzen zwischen OTC-Präparaten und anderen Produkten unschärfer werden. Dies könnte eine Folge daraus sein, dass künftig womöglich nur noch in zwei Kategorien gedacht werde, nämlich den Markt der Positivlisten-Arzneimittel, die die Krankenkassen bezahlen, auf der einen Seite und alles übrige, was im Nichterstattungsmarkt zusammengefasst werde, auf der anderen Seite. Nicht auszuschließen sei darüber hinaus die Stigmatisierung der nicht gelisteten Arzneimittel als nicht positiv".

Auch wenn die Einführung der Positivliste in der gesetzlichen Krankenversicherung derzeit unwahrscheinlich ist, würde bereits die Veröffentlichung des Entwurfs Gegenreaktionen im ärztlichen Verordnungsverhalten nach sich ziehen. Diese Einschätzung äußerte Dr. Mark Seidscheck vom Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller, der zwei mögliche Szenarien entwickelte: Kostenanstieg in der GKV oder Verordnungseinbruch.

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