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IMS-Analyse: Positivliste wird Arzneimittelausgaben der GKV erhöhen

Berlin (ks). Eine Positivliste entsprechend der derzeit vorliegenden Vorschlagsliste würde gemessen an Packungen fast ein Drittel der bislang noch verordnungsfähigen Arzneimittel ausgrenzen. Nicht auf der Vorschlagsliste enthalten sind vor allem preisgünstige Medikamente. Der durchschnittliche Packungspreis läge bei 31, 91 Mark, während die nicht mehr erstattungsfähigen Präparate im Schnitt 16,64 Mark pro Packung kosten. Durch den Zwang zur Substitution sei deshalb mit einer erheblichen Ausgabensteigerung für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu rechnen. Dies ist das Ergebnis einer Analyse, die das Institut für Medizinische Statistik (IMS Health) in Frankfurt/Main im Auftrag des Bundesfachverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) vorgenommen hat.

Kombis und Phytos besonders betroffen

Die ausgegrenzten Arzneimittel sind - bezogen auf den Gesamtmarkt - zu 11,7 Prozent Monopräparate und zu 19,9 Prozent Kombinationspräparate. Von den Monopräparaten wären künftig nur noch rund drei Viertel verordnungsfähig, bei den Kombinationspräparaten reduzierte sich der erstattungsfähige Anteil gar auf weniger als 40 Prozent. Vom Positivlisten-Entwurf sind auch 26,5 Prozent der derzeit noch von den Kassen zu erstattenden Phytopharmaka ausgeschlossen.

Kostenanstieg infolge Substitution

Der Studie zufolge ist von der Positivliste auch keinerlei Kostendämpfung im Gesundheitswesen zu erwarten. Das Gegenteil sei der Fall: Voraussichtlich müssten preiswertere Arzneimittel, die nach der Positivliste nicht mehr verordnet werden dürften, durch teurere Medikamente ersetzt werden. Nach den Berechnungen von IMS käme es bereits zu einer Kostensteigerung von 1,8 Mrd. Mark, wenn nur 50 Prozent der ausgeschlossenen Arzneimittel durch teurere Präparate substituiert würden.

BAH sieht seine Befürchtungen bestätigt

Dr. Hermann Kortland, Referent für Wirtschaft und Internationales beim BAH, sieht durch die Studie die Befürchtungen der pharmazeutischen Industrie bestätigt. Sowohl aus gesundheitspolitischen und -ökonomischen als auch aus medizinischen Gründen sei die Positivliste abzulehnen. Sie bewirke einen Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin und werde zudem zu einem erheblichen Umsatzverlust und damit auch zu einem Arbeitsplatzabbau bei den Arzneimittelherstellern führen. Vor allem mittelständische Betriebe werden nach Einschätzung Kortlands betroffen sein. Der BAH wird die komplette Analyse zur Unterstützung seiner Ablehnung jedweder Listenmedizin gegenüber der Politik einsetzen.

Staatssekretär Schröder zweifelt an Ergebnissen der Studie

Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, äußerte Zweifel an den Ergebnissen der Studie. Zwar ist man auch im Ministerium nicht mehr der Auffassung, die Positivliste sei ein Sparinstrument, dennoch liegen dort andere Zahlen vor. Schröder bot auf der Jahresversammlung des BAH am 19. September in Berlin jedoch "einen offenen Dialog" an: man solle sich zusammensetzen und die Zahlen gemeinsam vergleichen. Die Frist zur Stellungnahme zur Vorschlagsliste lief am 14. September ab. Nun befindet sich der Entwurf im Anhörungsverfahren. Mit einem Ergebnis rechnet man zum Jahreswechsel.

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