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Insekt des Jahres 2000: Der Goldglänzende Rosenkäfer

Der Goldglänzende Rosenkäfer ist zum Insekt des Jahres 2000 ernannt worden. Seine goldschimmernde Farbe macht ihn zu einem der schönsten Käfer in Deutschland. Dennoch ist er nur eine Verlegenheitslösung.

Metallisch schillernder Brummer

Ein metallisch schillernder dicker Brummer ist Insekt des Jahres 2000. Der Goldglänzende Rosenkäfer, Cetonia aurata L., im Mittellter auch Metallkäfer genannt, hat das Rennen um die Auszeichnung des Kuratoriums "Insekt des Jahres" gemacht. Der Kerf schillert in veränderlichen Farben, von goldgrün bis kupfergolden. Kopf, Halsschild und das dreieckige Schildchen sind meistens purpurrot. Weiße Flecken und Streifen durchziehen als unregelmäßiges Muster die Deckflügel. Dem bis zu 20 Millimeter langen Tierchen wachsen an der Oberseite verstreut feine Haare. Die Unterseite dagegen ist mit langen Haaren dicht besetzt. Die Flügeldecken sind an ihrer Naht fest verwachsen. Die Rosenkäfer können ihre Deckflügel also nicht öffnen, wie das bei Käfern üblich ist. Sie sind trotzdem gute Flieger, da sie dank seitlicher Ausbuchtungen unterhalb des Halsschildes ihre Hautflügel ausklappen können.

Nicht nur Rosen

Den Käfern bleiben nur wenige Monate, um als adulte Tiere die nächste Generation auf den Weg zu bringen. Von Mai bis Juli besuchen sie die Blüten der Hundsrosen. Auch Flieder, Holunder, Weißdorn oder Hartriegel, Doldenblüten und Disteln gehören zu ihren Mutterplätzen. Hier verharren die Kerbtiere oft stundenlang, um Pollen und zarte Blütenteile zu fressen. Sie saugen auch den Baumsaft, der an verletzten Stämmen oder frischen Baumstümpfen austritt. Mit etwas Glück findet man einzelne Exemplare schon im April. Aktiv sind sie bis in den Oktober hinein. Verbreitet sind sie in ganz Eurasien. Nur die höheren Berglagen meiden die wärmeliebenden Tiere.

Langes Larvenstadium

Die Entwicklung zum ausgewachsenen Käfer dauert zwei bis drei Jahre. Die Weibchen suchen deshalb sehr sorgfältig nach geeigneten Orten zur Eiablage. Sie legen ihre gesamten Eivorräte an nur eine Stelle. Aus den Eiern schlüpfen bald die Junglarven. Sie leben im Mulm, dem zerfallenen Holz alter Eichen, Pappeln, Weiden oder Obstbäumen. Auch in humoser Erde und vor allem im Kompost fühlen sie sich sehr wohl. Sie fressen den Mulm und zarte Wurzelfasern. Ihre Entwicklungsdauer wird von der Temperatur und der Feuchte stark beeinflusst. Die bis zu 45 Millimeter langen Engerlinge sehen denen der verwandten Maikäfer sehr ähnlich.

Rosenkäfer mauern

Die Engerlinge bleiben vom Schlüpfen bis zur Verpuppung am Standort der Eiablage. Ist die Zeit gekommen, baut sich die Larve einen Kokon aus dem Material ihrer Umgebung. Holzstückchen, Erde und Sand werden zu einem kleinem Tönnchen vermauert. Mit den Mundwerkzeugen vermengt die Larve das Baumaterial mit einem klebrigen Sekret, das sie aus einer Drüse am Hinterleib ausscheidet. Sie formt die entstehende breiige Masse zum Kokon, der an der Luft aushärtet. Die Innenseiten des Kokons bestreicht sie mit dem Sekret und glättet sie durch Bewegungen ihres Körpers. Bei all dem bringt es die Larve fertig, den Kokon waagrecht auszurichten. Die Larve liegt darin auf dem Rücken und wartet auf ihre Verwandlung. Die Metamorphose dauert nur zwei bis drei Wochen. Der fertige Käfer schlüpft zwar, aber er verbleibt noch einige Wochen in seiner Puppenstube. In dieser Zeit erhärtet sich sein Chitinpanzer und bildet die wunderschönen Farben aus.

Ein Allerweltskäfer

Mit dem Rosenkäfer wurde ein Insekt ausgezeichnet, das außer den schillernden Farben seiner Oberseite so gar nichts Spektakuläres vorweisen kann. Weder schädigt er Kulturpflanzen in einem ernst zu nehmenden Ausmaß, noch zeichnet er sich als Nützling aus. Er ist kein wichtiger Bestäuber, und selten ist er auch nicht. Ein besonderes Objekt der Forschung ist er ebenfalls nicht, deshalb ist über die Biologie dieses Tieres auch noch recht wenig bekannt. Der Käfer ist zwar nach der Bundesartenschutzverordnung ein geschütztes Tier, doch nicht einmal die Experten des Deutschen Entomologischen Institutes (DEI)in Eberswalde halten den Schutz für notwendig.

Qual der Wahl

Das Kuratorium "Insekt des Jahres" steht unter der Schirmherrschaft von Bärbel Höhn, der Ministerin für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitglieder des Kuratoriums sind neben dem DEI die Biologische Bundesanstalt in Braunschweig, der Naturschutzbund Deutschland, weitere Fachgesellschaften und Forstämter und die Sparkasse Barnim. Der demokratische Einigungsprozess auf das Insekt des Jahres 2000 war sehr schwierig. Nur darüber, dass der Florfliege, dem ersten Insekt des Jahres (siehe DAZ 3/1999,S.311), ein Käfer folgen sollte, bestand Konsens. Immerhin gibt es geschätzte 350 000 Käferarten auf der Welt. Mindestens 6000 davon finden sich auch in Deutschland. Die Vorschläge reichten vom possierlichen Marienkäfer bis zum kapitalen Hirschkäfer.

Zwei seltene Verwandte

Zu den vorgeschlagenen Kandidaten zählten auch der sehr seltene und streng geschützte Eremit und Protaetia cuprea. Beide sind enge Verwandte des Rosenkäfers. Alle drei gehören zur Familie der Scarabäen, der Blatthornkäfer. Sie sehen sich auch sehr ähnlich. So unterscheidet sich P. cuprea fast nur durch weiße Kniegelenke vom Rosenkäfer, während der Eremit lediglich ein paar Zacken mehr an den Beinen hat. P. cuprea legt ihre Eier vorzugsweise in die Hügel der Großen Roten Waldameise. Da die Ameisen streng geschützt sind und den Larven auch nichts tun, lebt die Käferlarve in den wohltemperierten Bauen sehr bequem. Einzig die Wildschweine halten sich nicht an das Schutzgebot. Sie durchwühlen die Haufen der Waldameisen gerade wegen der fetten Engerlinge von P. cuprea. Der Eremit, Osmoderma eremita, zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er nur im Mulm von Laubbäumen lebt und bei Sonnenschein intensiv nach Juchtenleder duftet.

Pressetauglich

Doch beide Kandidaten haben einen gravierenden Nachteil. Sie sind in der Natur so gut wie unsichtbar. Da es ein erklärtes Ziel des Kuratoriums ist, die Öffentlichkeit auf konkrete Arten aufmerksam zu machen, hatten die beiden keine Chance. Ein weiteres eher organisatorisches Problem kam hinzu. Die Entscheidung für das Insekt des Jahres wurde im November gefällt, einem zum Fotografieren von Insekten nicht gerade idealen Monat. Der Rosenkäfer war damals einer der wenigen Käfer, von dem pressetaugliche Fotos vorlagen.

Der Goldglänzende Rosenkäfer ist zum Insekt des Jahres 2000 gewählt worden.Der metallisch schillernde Käfer ist im Sommer als häufiger Gast auf großen Blüten zu beobachten.

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