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Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis 1999

Die diesjährige Verleihung des Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreises fand zum ersten Mal in einer Universität der neuen Bundesländer statt. Der historische und politische Hintergrund Leipzigs sowie das besondere wissenschaftliche Profil der pharmazeutischen Ausbildung in Leipzig gaben der Veranstaltung einen außergewöhnlichen Rahmen.

Seit nunmehr vier Jahren vergibt das Unternehmen Phoenix den Pharmazie-Wissenschaftspreis für innovativ-qualitativ hervorragende Forschungsarbeiten an Nachwuchswissenschaftler, die an pharmazeutischen Hochschulinstituten und Forschungseinrichtungen sowie an Forschungsstellen der pharmazeutischen Industrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig sind. Bisher wurden insgesamt 60000 DM Preisgelder an 12 Forschungsgruppen vergeben.

Prämiert werden die besten im Vorjahr veröffentlichten Publikationen in den Fächern - Pharmakologie, - Pharmazeutische Biologie, - Pharmazeutische Chemie, - Pharmazeutische Technologie.

Die Jury setzt sich aus Vertretern der oben angeführten vier pharmazeutischen Fachrichtungen zusammen: - Prof. Dr. Hermann P. T. Ammon, Institut für Pharmakologie, Universität Tübingen, - Prof. Dr. Adolf Nahrstedt, Institut für Pharmazeutische Biologie, Universität Münster, - Prof. Dr. Walter Schunack, Institut für Pharmazeutische Chemie, Universität Berlin, - Prof. Dr. Jörg Kreuter, Institut für Pharmazeutische Technologie, Universität Frankfurt/Main.

Die Arbeiten werden von allen Jurymitgliedern unabhängig vom Fachgebiet gelesen und bewertet.

Hoher Stand der pharmazeutischen Forschung und Ausbildung

Prof. Dr. Kurt Eger, Prodekan der Fakultät und Direktor des Institutes für Pharmazie der Universität Leipzig, verdeutlichte die "Einmaligkeit und Erstmaligkeit" der diesjährigen Preisverleihung in Leipzig.

Dr. Gert Maibaum vom Staatsministerium für Wirtschaft und Kunst in Sachsen betonte die Stellung der Leipziger Universität als "Landesuniversität" des Freistaates und beschrieb den schweren Weg der pharmazeutischen Ausbildung während der Zeit der DDR, von der Schließung des Institutes 1968 bis hin zur spektakulären Neugründung 1992 innerhalb von zehn Monaten.

Der Rektor der Universität Leipzig, Prof. Dr. Volker Bigl, hob die umfangreichen Rekonstruktionsmaßnahmen aller Institute und Hörsäle hervor, welche "in alter Pracht neu erstanden sind und das Gefühl wissenschaftlicher Atmosphäre des vergangenen Jahrhunderts" vermitteln. Gleichzeitig betonte er das ständige Bestreben der Universität, trotz der nicht immer ausreichenden finanziellen und personellen Ausstattung eine hervorragende Lehre zu gewährleisten.

Der stellvertretende Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, Friedemann Schmidt, forderte die Pharmazeutischen Institute in ganz Deutschland auf, "die Wissenschaftlichkeit des Berufsstandes zu wahren und gleichzeitig den zukünftigen Apothekern verstärkt praktische Kenntnisse zu vermitteln". Die Qualitätssicherung im pharmazeutischen Alltag sollte als die wichtigste Aufgabe angesehen werden, der sich die Hochschulinstitute stellen müssten. Da Ausbildung und Weiterbildung Domänen der wissenschaftlichen Pharmazie seien, sollte eine noch engere Zusammenarbeit der Universitäten mit den öffentlichen Apotheken und der pharmazeutischen Industrie angestrebt werden.

Die Wissenschaft braucht Spenden

"Fortschritt im Arzneimittelbereich ist unmittelbar mit der pharmazeutischen Forschung verbunden - ein Fortschritt in der Medizin ohne pharmazeutische Forschung ist nicht vorstellbar." Diese Worte zur Preisverleihung vom Phoenix-Vorstandsvorsitzenden Dr. Bernd Scheifele waren "als öffentliche Anerkennung für die wichtigsten Ergebnisse der für ihre Leistungen ausgezeichneten Forscherinnen und Forscher der Pharmazie angedacht, welche mit unermüdlichem Fleiß, in großer Abhängigkeit und mit hoher Einsatzbereitschaft Ergebnisse erzielen, die für viele Menschen Wunder bedeuten können". Mit dem Pharmazie-Wissenschaftspreis wolle sich das Unternehmen besonders langfristig an der Unterstützung der pharmazeutischen Ausbildung und Forschung in Deutschland beteiligen.

Prof. Dr. Jörg Kreuter äußerte als Leiter der Wissenschafts-Jury den Wunsch nach einer besseren Dotierung der pharmazeutischen Hochschulinstitute, einer Erhöhung des Anteils an Forschungsausgaben im Bruttosozialprodukt und einer größeren Bereitschaft zur Überlassung von Spendengeldern zur Finanzierung von Ausbildung und Forschungsprojekten. Als positive Beispiele führte er die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich und das College of Pharmacy der University of Michigan an, welche von großzügigen Zuwendungen und Spendengeldern ehemaliger Absolventen profitieren. Es sei notwendig, "dass auch in Deutschland die Hochschulen nicht von ihren Ehemaligen oder der Industrie vergessen werden". Dennoch zeigten die mit dem Phoenix-Wissenschaftspreis ausgezeichneten Arbeiten und der Forschungsführer der Deutschen Pharmazeutische Gesellschaft, dass die Pharmazie in Deutschland weiterhin international kompetitiv ist.

Weiterhin betonte Kreuter die "Rolle der Apotheker für die Volksgesundheit". Jeder einzelne Apotheker müsse sich über die Folgen seiner Tätigkeit beständig im klaren sein. Er führte hier die amerikanischen Verhältnisse als negatives Beispiel an.

Die Preisträger 1999

Aus den eingereichten Arbeiten, welche sich insgesamt durch ein hohes wissenschaftliches Niveau und pharmazeutische Innovation auszeichneten, wählte die Jury folgende Forschungsgruppen als Preisträger des Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreises 1999 aus:

  • Pharmakologie Mario H. Botero Cid, Ulrike Holzgrabe, Elisabeth Mies-Klomfass, Klaus Mohr, Christian Tränkle (Universität Bonn): Identification of a [3H]ligand for the common allosteric site of muscarinic acetylcholine M2 receptors. Molecular Pharmacology 1998, 54, S. 139-145.
  • Pharmazeutische Chemie Margarete Henseler, Dieter Steinhilber, Dagmar Szellas, Oliver Werz (Universität Frankfurt): Nonredox 5-lipoxygenase inhibitors require glutathione peroxidase for efficient inhibition of 5-lipoxygenase activity. Molecular Pharmacology 1998, 54, S. 445-451.
  • Pharmazeutische Technologie Annette Beck-Sickinger, Hans Peter Merkle, Beate Rist, Barbara Rothen-Rutishauser, Werner Rubas, Christiane Schmidt, Wolfgang Sadée, Heidi Wunderli-Allenspach (ETH Zürich): Translocation of human calcitonin in respiratory nasal epithelium is associated with self-assembly in lipid membrane. Biochemistry 1998, 37, S. 16582-16690.
  • Pharmazeutische Biologie In diesem Jahr wurde kein Preis verliehen.

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