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Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis für innovative Arbeiten

MÜNCHEN (bf). Der Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis ist inzwischen fester Bestandteil des deutschen pharmazeutischen Forschungsumfeldes. Bereits zum fünften Mal wurden in diesem Jahr Forschungsgruppen für "innovativ-qualitativ hervorragende Arbeiten mit pharmazeutischer Relevanz" in den einzelnen Fachgebieten prämiert. Die Preisverleihung war aber auch Anlass, das Nachwuchsproblem in der Pharmazie umfassend zu diskutieren.

Die Kulisse war der Preisverleihung angemessen: das neue Pharmazeutische Institut auf dem High-Tech-Campus der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort ist die Pharmazie eingebunden in ein wissenschaftspolitisches Konzept, das Naturwissenschaften in ihrer Gesamtheit mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften vereint. Ein "ideales Umfeld", so Prof. Dr. Th. Wanner, Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie der LMU München. Doch der Pharmazie fehlt es an Nachwuchs für die wissenschaftlichen Tätigkeitsbereiche, so Wanner. Und er beklagte, dass nur etwa zehn Prozent aller Pharmaziestudenten und -studentinnen promovieren. "Das hat nachhaltige Auswirkungen auf die Professorenstellen." Das Studium werde von vielen als Einbahnstraße gesehen, die direkt in die Apotheke führe. Auf interessante Alternativen werde meist verzichtet. Um so wichtiger sei es, junge Wissenschaftler, die schließlich auch Vorbildcharakter hätten, zu bestätigen und zu motivieren.

Deutsche Hochschulen in der Misere

Wanner betonte zudem, dass das Ausbildungsniveau in der Pharmazie auf keinen Fall sinken dürfe. Doch die Situation für die Pharmazie an deutschen Hochschulen ist derzeit alles andere als zufriedenstellend, stellte Prof. Dr. Jörg Kreuter, Frankfurt, Leiter der wissenschaftlichen Jury, fest und verwies auf die Schließung der Pharmazie an der Humboldt-Universität in Berlin und die seit Jahren unbesetzte C4-Professur in Pharmazeutischer Technologie an der Universität Heidelberg. Dabei fehlten der Industrie ausgebildete Technologen und Analytiker. Die Fehlentwicklung in Bereich Forschung und Lehre sei hausgemacht und von den selben Politikern, aber auch Wirtschaftsführern zu verantworten, die sie jetzt laut reklamieren. "Das gilt für die Pharmazie ebenso wie für die Chemie", obwohl die Hochschullehrer auf die sich anbahnenden Lücken bereits seit Jahren vehement hingewiesen hätten. Dass sich bereits amerikanische Journals über die Misere an deutschen Hochschulen lustig machen, dokumentierte er mit einem Zitat aus dem US-Nachrichtenmagazin Time im Juni diesen Jahres: "Wie soll man die Stanford-Universität schlagen, wenn Europas Beste und Intelligenteste ihre Zukunft eher im Silicon-Valley als im Ruhr-Valley suchen! Wie sollen Europas unterfinanzierte Universitäten mit Harvard et al. konkurrieren!" Er mahnte Politik, aber auch Industrie an, die Mittel für die Hochschulen und die Forschung massiv aufzustocken. "Um die deutsche Pharmazie überlebensfähig zu halten, muss die Hochschule wesentlich stärker gestützt und die Kooperation gefördert werden." Der Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis, der mit insgesamt 20.000 Mark dotiert ist, sei eine wesentliche Unterstützung der pharmazeutischen Forschung. Er mache deutlich, so Kreuter, dass Spitzenforschung trotz aller Widrigkeiten noch möglich ist und stattfindet.

Schulterschluss mit den Apothekerinnen und Apothekern

PHOENIX hat mit der Schaffung des Wissenschaftspreises von Beginn an auch die mangelnde staatliche Förderung der Pharmazie benannt und mit dem Preis aktiv ein Zeichen dagegen gesetzt. Helmut Marquardt, PHOENIX-Bereichsleiter Marketing, ging in diesem Zusammenhang auch kritisch auf die "green card" ein, die die Politik nicht von ihren Pflichten entbinden dürfe: "Die Notwendigkeit aufgrund der Ausbildungsversäumnisse in der Vergangenheit nun über green cards IT-Fachkräfte aus dem Ausland zur Deckung der hohen internen Nachfrage zu uns zu locken, darf nicht zu einem Muster werden. Dies würde die Politik von der Verantwortung entbinden, beste Voraussetzungen für Forschung und Ausbildung zu schaffen und auf hohem Niveau zu halten." Das Nachwuchsproblem könnte für die Pharmazie fatale Folgen haben, denn "ein akademischer Berufsstand, dem der qualifizierte Nachwuchs und die wissenschaftliche Grundlage Stück für Stück verloren ginge, hätte Probleme seine Existenz zu begründen. Einer solchen Entwicklung sähen manche für die Gesundheitspolitik zuständigen Politiker und Politikerinnen sowie die Vertreter der Krankenkassen frohlockend entgegen." Mit dem PHOENIX Pharmazie-Wissenschaftspreis werde einmal mehr der traditionelle Schulterschluss mit den deutschen Apothekerinnen und Apothekern unter Beweis gestellt, betonte Marquardt. "Denn die Unterstützung der Forschung ist untrennbar mit der Unterstützung der Ausbildung von qualifiziertem pharmazeutischen Nachwuchs und damit der Sicherung des Berufsstandes verbunden."

Hochkarätige Jury wählt hochkarätige Preisträger

Die wissenschaftliche Jury, die die Preisträger in den Fachgebieten Pharmakologie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Technologie ausgewählt hatte, war mit hochkarätigen Vertretern der einzelnen Fachrichtungen besetzt:

  • Prof. Dr. Jörg Kreuter, Institut für Pharmazeutische Technologie, Universität Frankfurt.
  • Prof. Dr. Hermann P. T. Ammon, Pharmazeutisches Institut, Universität Tübingen.
  • Prof. Dr. Adolf Nahrstedt, Institut für Pharmazeutische Biologie, Universität Münster.
  • Prof. Dr. Dr. Walter Schunack, Institut für Pharmazie I, Freie Universität Berlin.

Folgende Forschungsgruppen wurden mit dem PHOENIX Pharmazie-Wissenschaftspreis ausgezeichnet:

  • Pharmakologie: Andreas Reif, Lothar G. Fröhlich, Peter Kotsonis, Armin Frey, Heike M. Bömmel, David A. Wink, Wolfgang Pfleiderer, Harald H. H. W. Schmidt (Universität Giessen): Tetrahydrobiopterin inhibits monomerization and is consumed during catalysis in neuronal NO-Synthase. Journal of Biological Chemistry 274, 1999, S. 24921-24929
  • Pharmazeutische Chemie: Bertil G. Wachall, Marcus Hector, Yan Zhuang, Rolf W. Hartmann (Universität Saarbrücken): Inidazole substituted biphenyl: a new class of highly potent and in vivo active inhibitors of P450 17 as potential therapeutics for treatment of prostate cancer. Bioorganic & Medicinal Chemistry 7 (1999), S. 1913-1924
  • Pharmazeutische Technologie: Achim Göpferich, Susan J. Peter, Andrea Lucke, Lichun Lu, Antonios G. Mikos (Universität Regensburg): Modulation of marrow stromal cell function using poly (D,L-laticacid)-block-poly(ethylene glycol)-monomethyl ether surfaces. J. Biomed. Mater.Research 46 (1999) S. 390-398
  • Pharmazeutische Biologie: Dietrich Oberm Thomas Hartmann (Universität Braunschweig): Homospermidine synthase, the first pathway-specific enzyme of pyrrolizidine alkaloid biosynthesis, evolved from deoxyhypusine synthase. PNAS 96 (1999) S. 14777-14782

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