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Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis: Nachhaltiges Engagement für die Forschung

MANNHEIM (hel). Der deutsche Pharmagroßhändler Phoenix hat am 3. November 2005 in der Mannheimer Konzernzentrale vier Forschergruppen mit dem Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Henry Iberl, Vorstand Vertrieb & Marketing, übergab im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung die vier Preise in einer Gesamthöhe von 20.000 Euro an die prämierten Forscher.

Der Phoenix-Pharmazie-Wissenschaftspreis wurde in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen. "Als wir 1996 mit dieser Form der Wissenschaftsförderung begannen, lag uns besonders am Herzen, langfristig und nachhaltig zu fördern," sagte Henry Iberl in Mannheim. Seit der Einrichtung des Preises im Jahr 1996 wurden Preisgelder in Höhe von rund 180.000 Euro vergeben.

Die wichtige Funktion der privaten Wissenschaftsförderung, die Phoenix seit zehn Jahren mit dem Wissenschaftspreis in der Pharmazie verfolge, werde besonders angesichts der zu erwartenden gesundheitspolitischen Reformen deutlich, so Iberl: "Eine exzellente Ausbildung ist Voraussetzung, um die Herausforderungen der Pharmazie inner- und außerhalb der Universitäten zu bewältigen."

Preisträger und ausgezeichnete Arbeiten 2005

Eine vierköpfige Jury unter Leitung von Prof. Dr. Jörg Kreuter, Institut für Pharmazeutische Technologie, Universität Frankfurt, hatte die eingereichten Arbeiten bewertet. Sie mussten 2004 in einer deutsch- oder englischsprachigen Fachzeitschrift veröffentlicht worden sein. Teilnehmen konnten alle wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen an pharmazeutischen Hochschulinstituten und Forschungsstellen. Ausgezeichnet wurden die besten Arbeiten des Vorjahres, die innovativ, wissenschaftlich hervorragend und von pharmazeutischer Relevanz waren.

Kaliumkanäle als Zielstrukturen

Im Fachbereich Pharmakologie nahm Dr. Matthias Sausbier, Tübingen, den Preis entgegen. Ausgezeichnet wurde die Arbeit: "Cerebellar ataxia and Purkinje cell dysfunction caused by Ca2+-activated K+ channel deficiency", die in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten Tübingen, München, Hamburg, Innsbruck und Oslo entstanden ist. Die Arbeit wurde im Wissenschaftsjournal Proceedings of the National Academy of Sciences 101, 9474 – 9478 (2004) veröffentlicht.

In der Arbeit ging es um den calciumaktivierten Kaliumkanal, den so genannten BK-Kanal, der möglicherweise als Zielstruktur für die Entwicklung neuer Arzneistoffe dienen kann. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass der BK-Kanal für die normale Erregbarkeit von Purkinje-Zellen und neuronalen Netzwerken verantwortlich ist.

Pilze besiedeln Pflanzen

Im Fachbereich Pharmazeutische Biologie wurde Prof. Dr. Eckhard Leistner aus Bonn ausgezeichnet. Die Arbeit trug den Titel "Elimination of ergoline alkaloids following treatment of Ipomoea asarifolia (Convolvulaceae) with fungicides", wurde in Planta 219, 619 – 625 (2004) veröffentlicht und entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten Bonn, Henningsdorf und Hamburg.

In Südamerika wird das Windengewächs Ipomoea als Heilpflanze eingesetzt. Wahrscheinlich ist für die Wirkung aber nicht die Pflanze selbst verantwortlich, sondern ein kissenartiger Pilz, die mit seinen Hyphen die Drüsenschuppen der Blätter umklammert. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die Pflanze Ipomoea von Pilzen besiedelt wird und dass diese ein wirksames Alkaloid herstellen.

Mit virtuellem Screening auf der Suche nach wirksamen Naturstoffen

Dr. Judith Maria Rollinger aus Innsbruck war die Preisträgerin im Fachbereich Pharmazeutische Chemie. Die Arbeit "Acetylcholinesterase inhibitory activity of scopolin and scopoletin discovered by virtual screening of natural products" erschien im Journal of Medicinal Chemistry 47, 6248 – 6254 (2004) und war in Zusammenarbeit mit mehreren Wissenschaftlern aus Instituten der Universität Innsbruck entstanden.

In dieser Arbeit zeigten die Wissenschaftler, wie virtuelles Screening dabei helfen kann, Naturstoffe zu finden, die als Acetylcholinesterase-Hemmer wirken und deshalb bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit helfen können. Sie untersuchten 933 Strukturen, die in ein Pharmakophor-Modell passten und identifizierten die Cumarine Scopoletin und Scopolin als mögliche Wirkstoffe.

Nasale Applikation statt Spritze

Im Fachbereich Pharmazeutische Technologie wurde Prof. Dr. Andreas Bernkop-Schnürch aus Innsbruck ausgezeichnet. Die Arbeit war in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Universitäten Innsbruck und Wien entstanden. Unter dem Titel "Nasal delivery of human growth hormone: in vitro and in vivo evaluation of a thiomer/glutathione microparticulate delivery system" ist sie im Journal of Controlled Release 100, 87 – 95 (2004) veröffentlicht.

In der Arbeit wurden Thiomere als polymere Hilfsstoffe eingesetzt, um die Permeation von Wirkstoffen durch die Nasenschleimhaut zu beschleunigen und so die Absorption zu verbessern.

Neue Jury

Nach zehn Jahren Wissenschaftspreis zogen sich die Professoren Dr. Dr. Dr. hc Walter Schunack, Berlin, Dr. Hermann P.T. Ammon, Tübingen und Dr. Adolf Nahrstedt, Münster, aus Altersgründen aus der Jury zurück. Ihnen folgen die Professoren Dr. Armin Buschauer, Regensburg, Dr. Gabriele M. König, Bonn, und Dr. Peter Ruth, Tübingen nach. Sie werden in den kommenden Jahren die Entscheidungen zur Preisverleihung treffen.

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