DAZ aktuell

Auszeichnung für vier pharmazeutische Forschergruppen

SAARBRÜCKEN (ral). Zu einer festen Institution ist der Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis inzwischen in der deutschen pharmazeutischen Forschungslandschaft geworden. Bereits zum dritten Mal wurde der mit insgesamt 20 000 DM dotierte Preis für innovative Arbeiten aus den vier Kernfächern der Pharmazie verliehen und im Rahmen einer Feierstunde am 2. Dezember 1998 den stolzen Preisträgern überreicht. Ort der festlichen Veranstaltung war die Universität Saarbrücken. Damit wurde bewußt - wie auch im Jahr zuvor mit Heidelberg - ein Verleihungsort gewählt, der von der Schließung der Pharmazeutischen Institute bedroht war und deren Erhalt Phoenix mit einer Briefaktion unterstützte.


Mit der Einrichtung des Pharmazie-Wissenschaftspreises unterstützt Phoenix seit nunmehr drei Jahren die pharmazeutische Forschung und Ausbildung und würdigt innovativ-qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten mit pharmazeutischer Relevanz aus den Gebieten Pharmakologie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Technologie. Der diesjährige Preis wurde für Arbeiten ausgeschrieben, die im Jahr 1997 in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Teilnahmeberechtigt waren wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an pharmazeutischen Hochschulinstituten und Forschungseinrichtungen sowie an Forschungsstellen der pharmazeutischen Industrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Arbeiten wurden von einem Preisrichterkollegium ausgewertet, das sich entsprechend den vier zu bewertenden Fächern zusammensetzte: Prof. Dr. Hermann P.T. Ammon, Institut für Pharmakologie, Universität Tübingen, Prof. Dr. Adolf Nahrstedt, Institut für Pharmzeutische Biologie, Universität Münster, Prof. Dr. Dr. Walter Schunack, Institut für Pharmazeutische Chemie, Universität Berlin und Prof. Dr. Jörg Kreuter, Institut für Pharmazeutische Technologie, Universität Frankfurt/Main.

Der Erhalt der


pharmazeutischen Institute
in Saarbrücken ist gesichert
Bei der Verleihung der Preise standen die Wissenschaftler natürlich im Mittelpunkt des Festaktes. Wie Prof. Dr. Hans Becker, Fakultät für Pharmazie und Umwelttechnologie der Universität Saarbrücken in seiner Rede betonte, ehrte die Veranstaltung aber auch die Firma Phoenix als großzügigen Stifter und auch das Fach Pharmazie an der Universität des Saarlandes mit seinen Lehrkörpern und seinen Studenten. Wie schon die Pharmazeutischen Institute in Heidelberg im letzten Jahr stand auch die Pharmazie in Saarbrücken bis vor kurzem auf "wackeligen Beinen": Laut einer Kommission des Wissenschaftsrates mangelte es dem Fach an einem klaren Profil in Forschung und Lehre, eine Schließung der Institute wurde daher diskutiert. Darüber hinaus wurde die Berechtigung der Pharmazie als Staatsexamensstudiengang generell in Frage gestellt. Dank einem Fach-Gutachten von der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Umstrukturierungen in der Organisation, dem Engagement von Lehrkörpern, Studenten, Offizin- und Industrieapothekern und nicht zuletzt der von Phoenix durchgeführten Briefaktion konnte die Schließung des Universitätsstandortes Saarbrücken für das Fach Pharmazie allerdings verhindert werden. Sollten sich die Stimmen, die gegen Pharmazie als Studiengang sprechen, allerdings auf lange Sicht durchsetzen können, stünden nicht nur wieder Saarbrücken und Heidelberg, sondern die gesamten Pharmazeutischen Institute in Deutschland vor dem Aus.

Pharmazeutische Ausbildung gehört an die Universität


Daß es dies unbedingt zu verhindern gilt, machte Prof. Dr. Hermann P.T. Ammon in seiner Funktion als Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) deutlich: "Pharmazie ist die Wissenschaft vom Arzneimittel, das Wissen um die verschiedensten Aspekte wie seiner Gewinnung, seiner chemischen Charakterisierung und Eigenschaften, die Garantie seiner Qualität, seiner jeweils besten Anwendungsform sowie seiner erwünschten und unerwünschten Wirkungen." Um dieses Wissen zu erhalten ist sowohl das Pharmaziestudium als auch die an den Universitäten geleistete Grundlagenforschung unverzichtbar. Die Pharmazeutischen Institute der Universitäten haben dabei eine Doppelfunktion: Sie vermitteln bestehendes Wissen und schaffen neues. Letzteres komme in der Diskussion um Ausbildung und Tätigkeit des Apothekers häufig zu kurz, so Ammon, und müsse daher verstärkt in die politischen Diskussionen eingebracht werden. Einen Beitrag dazu will auch der von der DPhG herausgebrachte "Forschungsführer Pharmazie" leisten, der sämtliche pharmazeutischen Institute mit ihren jeweiligen Forschungsgebieten und den wichtigsten -ergebnissen vorstellt. Auffallend ist bei diesem Führer allerdings, daß die sogenannten Life Sciences um das Arzneimittel unterrepräsentiert sind. Der Grund liegt darin, daß nur ein Teil der Pharmazeutischen Fakultäten über einen eigenen Fachbereich Pharmakologie verfügen. Es werde höchste Zeit, so Ammon, daß sich dies ändere - und zwar noch bevor man nach einem neuen Prüfungsfach Klinische Pharmazie Ausschau halte.

Spendenaufkommen amerikanischer Hochschulen


als Vorbild
Einen möglichen Ansatzpunkt für die Verbesserung der Hochschulsituation in Deutschland gab Prof. Dr. Jörg Kreuter. Anhand einiger Zahlen verdeutlichte er, wie schlecht es an deutschen Universitäten derzeit aussieht: So hat sich in den letzten 20 bis 25 Jahren die Studentenzahl mehr als verdoppelt, ohne daß zusätzliches Personal oder finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt worden wären. Dagegen wurden beispielsweise den Hochschulen in Hessen in den letzten Jahren 40% ihrer finanziellen Mittel gekürzt. Unter solchen Umständen, so Kreuter, könnte keine private Firma überleben. Die als Ausweg aus der Misere von vielen geforderten Studiengebühren sind laut Kreuter jedoch nicht unbedingt eine Lösung. Vielmehr gelte es sich amerikanische Verhältnisse als Vorbild zu nehmen, wo ein Großteil der finanziellen Mittel aus privaten Spenden aufgebracht wird - zu einem guten Teil von ehemaligen Studenten. Kreuter nannte als Beispiel das College of Pharmacy der University of Michigan, das jährlich etwa eine Viertel Million Dollar Spendengelder von ehemaligen Studienabsolventen erhält - und das trotz der Studiengebühren von jährlich etwa 15000 Dollar. "Von einem derartigen Spendenaufkommen können wir in Deutschland nur träumen. In Frankfurt leisten ehemalige Pharmaziestudenten z.B. null Beitrag." In diesem Punkt, so Kreuter, sei auch bei der Apothekerschaft Umdenken gefordert.

Die Approbationsordnung


muß dringend erneuert werden
"Die Pharmazie gehört an die Universität - und nur dorthin", bekräftigte auch der Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins und ABDA-Vizepräsident Werner Trockel. Er begrüßte vor diesem Hintergrund besonders die Stiftung des Pharmazie-Wissenschaftspreises durch Phoenix, werde dadurch doch nicht nur die Qualität, sondern auch die Vielseitigkeit pharmazeutischer Forschung einer breiten Öffentlichkeit eindrucksvoll vor Augen geführt. Zudem bringe solch hochqualifizierte wissenschaftliche Arbeit zwangsläufig auch innovative Impulse für die Lehre und habe über die Ausbildung und in der Folge auch übe die Fortbildung fruchtbare Auswirkungen auf den Berufsstand, so Trockel. Dieser Tatsache habe inzwischen glücklicherweise auch das Bundesgesundheitsministerium mit dem Entschluß einer Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker Rechnung getragen. Trockel betonte, daß die geplante Änderung aus seiner Sicht dringend notwendig sei, um die Apotheker optimal für ihre sich wandelnden Aufgaben auszurüsten. Themenbereiche wie Biopharmazie, Pharmakokinetik, Immunologie und Biotechnologie sollten künftig ein stärkeres Gewicht in der Ausbildung tragen. Die Apotheker sollten zudem durch die Einführung der Klinischen Pharmazie mehr über die menschliche Anatomie, Physiologie und Biochemie lernen, um die Pathophysiologie und Pathobiochemie der verschiedenen Krankheitsbilder verstehen und mit dem Arzt zum Wohle der Patienten zusammenarbeiten zu können.

Kritik am Vorschaltgesetz


Kritik am geplanten Vorschaltgesetz übte Dr. Horst Kiefer, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes. Apotheker und der Großhandel würden in diesem Gesetz überhaupt nicht erwähnt, sollten aber den Großteil der Refinanzierung tragen - mit katastrophalen Folgen. So koste die zu erwartende Minderung des Rohertrags allein im Saarland voraussichtlich über 200 Arbeitsplätze. Daß die Apothekerschaft gegen solche Zukunftsaussichten Sturm laufe, brauche niemanden zu verwundern. Die Interventionen der Kammern und Verbände scheine auch zumindest teilweise Erfolge erzielt zu haben. Allerdings, so Kiefer, ist bislang noch unklar, inwieweit tatsächlich Schaden abgewendet werden konnte. Er rief daher auf, auch weiterhin gemeinsam den Kampf gegen die Gefährdung des Apothekerstandes aufzunehmen.
Dem schloß sich auch Dr. Bernd Scheifele, Vorstandsvorsitzender der Phoenix Pharmahandel Aktiengesellschaft an. Allerdings legte er das Gewicht weniger auf das Vorschaltgesetz als vielmehr auf die Stukturrefom 2000. Entscheidend, so Scheifele, ist, was bei dieser Sturkturreform erarbeitet wird und unter dem Strich für die Apotheker herauskommt. Problematisch sieht Scheifele momentan vor allem die herrschende Verunsicherung, die nicht zuletzt auch dazu führen könnte, daß Studenten sich vom Studiengang Pharmazie abwenden. "Wenn die Ausbildung als Pharmazeut in der Arbeitslosigkeit endet, wird niemand mehr dieses Studium ergreifen". Dies gilt es natürlich mit allen Mitteln zu verhindern. Scheifele versprach, daß Phoenix auch weiterhin alles tut, um die Pharmazie in Deutschland zu erhalten. Der Pharmazeutische Großhandel, so Scheifele, hat schließlich nur solange eine volkswirtschaftliche Berechtigung, solange die Existenz der Kunden bzw. des Apothekerstandes gesichert ist.l

Die Preisträger 1998


Wie auch in den Jahren zuvor zeichneten sich die eingereichten Arbeiten insgesamt durch ein sehr hohes wissenschaftliches Niveau aus. Nach ausführlicher Diskussion und Vertiefung in die vorliegenden Arbeiten wählte die Jury folgende Forschungsgruppen als Preisträger 1998 aus:

  • Fachbereich Pharmakologie: Verena M. Dirsch, Alexandra K. Kiemer, Angelika M. Vollmar, Prof. Dr. Hildebert Wagner, Universität München: "The triterpernoid quinonemethide pristimerin inhibits induction of inducible nitric oxide synthase in murine macrophages.", European Journal of Pharmacology 1997, Vol. 336, S. 211-217.
  • Fachbereich Pharmazeutische Biologie: Guido Lyss, Heike L. Phal, Thomas J. Schmidt, Prof. Dr. Irmgard Merfort, Universität Freiburg: "Helenalin, an anti-inflammatory sesqiuterpene lactone from Arnica, selectively inhibits transcription factor NF-kappaB.", Biol. Chem. 1997, Vol. 378, S. 951-961.
  • Fachbereich Pharmazeutische Chemie: Rüdiger Lomb, Wenke Möller, Prof. Dr. Bernd Clement, Universität Kiel: "Isolation and characterization of the protein components of the liver microsomal O2-insensitive NADH-Benzomidoxime Reductase.", The Journal of Biological Chemistry 1997, Vol. 272, No. 31, S. 19615-19620.
  • Pharmazeutische Technologie: Dirk Mertin, Prof. Dr. Bernhard C. Lippold, Universität Düsseldorf: "In vitro permeability of the human nail and of a keratin membrane from bovine hooves: influence of the partition coefficient octanol/water and the water solubility of drugs on their permeability and maximum flux.", J.Pharm.Pharmacol. 1997, Vol. 49, S. 30-34.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.