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Phoenix-Pharmazie-Wissenschaftspreis 2002: Auszeichnung für herausragende pharm

TÜBINGEN (ral). Der Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis hat sich mittlerweile als feste Größe in der deutschen pharmazeutischen Forschung etabliert. Dieses Jahr wurde er bereits zum siebten Mal an vier Forschergruppen aus den Fachrichtungen Pharmakologie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Technologie verliehen. Ort der feierlichen Preisverleihung am 15. November war die Universität Tübingen. Obwohl man um gute Stimmung bemüht war Ų überschattet wurde der Festakt von den aktuellen politischen Ereignissen, die es allen, auch den pharmazeutischen Nachwuchsforschern, schwer machen, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Mit der Universität Tübingen ist Phoenix traditionell eng verbunden. Für Hans-Peter Welte, Phoenix Vertriebsleiter Stuttgart-Neuhaus, war es daher eine besondere Freude, dass Tübingen in diesem Jahr die Kulisse für die Verleihung des Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreises bot. Wie er bei seiner Begrüßungsansprache betonte, ist Phoenix stets bemüht, guten Kontakt zu den Tübinger Pharmaziestudierenden zu halten und ihnen durch Seminare und Präsentationen am Stuttgarter Firmensitz einen optimalen Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen.

Dieser Einstieg fiel den JungpharmazeutInnen in den vergangenen Jahren insofern leicht, als sie sich um freie Arbeitsstellen keine Sorgen machen mussten. "Ob dies in Zukunft noch so sein wird, ist fraglich", dämpfte Prof. Dr. Karl-Artur Kovar, der die Gäste als "Hausherr" der Pharmazeutischen Fakultät Tübingen begrüßte, die Erwartungen. Dennoch bestehe natürlich nach wie vor großer Bedarf an Forschung auf dem Gebiet der Pharmazie.

Dass die Universität Tübingen sich hier nicht zu verstecken braucht, machte Kovar mit der Vorstellung der Pharmazeutischen Institute deutlich. Deren Forschungsgebiete erstrecken sich von der Diabetologie über Weihrauch, Antibiotika, antientzündliche Arzneimittel, funktionelle Genomik, Tablettierung, Pulverinhalate, pflanzliche Arzneizubereitungen, Arzneimittel-Transport bis hin zur Erforschung von Designerdrogen wie Ecstasy und wurden bereits zweimal mit dem Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

Keine Selbstverständlichkeit: Die Wissenschaft im Mittelpunkt

Dass Tübingen einen guten Rahmen für Studium und Forschung bietet, bestätigte auch Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, der selbst einen Teil seiner Studienzeit in Tübingen verbrachte und somit "aus erster Hand" berichten konnte. Hanke gratulierte den Preisträgern und drückte ihnen seine Anerkennung für ihre hervorragenden Forschungsarbeiten aus. Er freue sich, dass die pharmazeutische Wissenschaft mit dem Phoenix-Preis gewürdigt und an diesem Abend im Mittelpunkt stehe. Dies sei nicht selbstverständlich, drohe der Pharmazie doch gerade von der Wissenschaft derzeit Gefahr, warnte der LAK-Präsident.

Hanke nahm damit Bezug auf das Jahresgutachten 2002/2003 des "Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" ("Fünf Weise"), in dem unter anderem eine Liberalisierung des Arzneimittelversandhandels gefordert wird. Er zeigte sich entsetzt darüber, wie hier von Wissenschaftlern über den Berufsstand der ApothekerInnen geurteilt wird. Nicht nur enthalte das Gutachten inhaltliche Fehler, auch werde die Pharmazie unter rein pekuniären Aspekten abgehandelt.

"Die Apothekenpflicht für Arzneimittel dient dem Schutz des Patienten, nicht der wirtschaftlichen Sicherstellung der Apotheken", kritisierte Hanke. Diese Sichtweise fehle den "Fünf Weisen" völlig. Hanke warnte: "Man braucht sich nicht wundern, wenn Politiker den Versandhandel von Arzneimitteln fordern, wenn ihnen diese Forderung doch von Wissenschaftlern in den Mund gelegt wird."

Verdopplung des Preisgeldes ...

Mit dem Pharmazie-Wissenschaftspreis setzt Phoenix bereits seit Jahren ein Zeichen für die Bedeutung, die der Konzern der pharmazeutischen Forschung beimisst. Wie wichtig man dieses Zeichen nimmt, machte Dr. Bernd Scheifele, Vorstandsvorsitzender der Phoenix Pharmahandels AG, in seiner Rede anhand harter Zahlen fest: Das Preisgeld wurde in diesem Jahr von 20 000 DM auf 20 000 Euro erhöht. "Phoenix setzt auf Nachhaltigkeit. Darunter verstehen wir eine langfristig ausgelegte Geschäftspolitik und Honorierung von Leistung und Leistungsträgern anstatt kurzfristiger Sparmaßnahmen," erklärte Scheifele.

Gerade jetzt sei es wichtig, die Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit einer qualifizierten pharmazeutischen Ausbildung aufmerksam zu machen, die die Grundlage für eine erfolgreiche Kundenbeziehung schaffe. Dies schließe eine erstklassige pharmazeutische Forschung in Deutschland ein. "Phoenix kann als Großhändler selbst keine Forschung betreiben, aber wir können die Forschung unterstützen," definierte Scheifele die Rolle von Phoenix hierbei.

Er begrüßte, dass diese Unterstützung sich mittlerweile nicht mehr nur auf Deutschland beschränkt, sondern auch die Schweiz miteinschließt: Das Schweizer Tochterunternehmen von Phoenix, die Amedis-UE AG, verlieh in diesem Jahr zum ersten Mal den Amedis Award für Pharmazie in der Schweiz.

Auch Scheifele nahm Stellung zu den aktuellen politischen Ereignissen. Sarkastisch bezeichnete er das Vorschaltgesetz als "in jeder Weise bemerkenswert". So sei z. B. die Anhörung der betroffenen Organisationen im Bundestag, die am 12. November stattfand, eine "reine Farce" gewesen. Scheifele kritisierte: "Die Art und Weise, mit der das Gesetz durchgepeitscht worden ist, lässt einen am demokratischen Prinzip zweifeln. Die Anhörung im Bundestag dauerte gerade einmal zwei Stunden.

Normalerweise rechnet man bei so einer Anhörung mit zwei Tagen." Die Folge seien handwerkliche Fehler, die mit Sicherheit juristische Folgen nach sich ziehen würden. Phoenix sowie verschiedene andere Firmen prüfen nach Aussage von Scheifele gerade, ob die Umsetzung des Vorschaltgesetztes am 1. Januar 2003 per Klage noch gestoppt werden kann. Er selbst zweifelte allerdings am Erfolg dieses Vorhabens.

Scheifele prognostizierte, dass die Apotheken trotz der aktuellen politischen Entwicklung kein Auslaufmodell seien. Allerdings müssten sie sich künftig in weit größerem Maße mit wirtschaftlichen Aspekten befassen als bislang. Konkret bedeute wirtschaftlicheres Arbeiten die Senkung der Lohnkosten. "Die durchschnittliche Apotheke wird 1 bis 1,5 Vollzeitmitarbeiter entlassen müssen, um überleben zu können," rechnete Scheifele vor. Den Pharmaziestudierenden riet er, trotzdem nicht den Kopf hängen zu lassen, sondern sich verstärkt um ihr Studium zu bemühen: "Gerade in schwierigen Zeiten kommt es auf Kompetenz und Engagement an."

... ein ermutigendes Zeichen für in der Forschung tätige Kollegen

Deutschland leide seit Jahren unter einer Misere der Forschungsförderung und ein Licht am Ende des Tunnels sei nicht zu sehen, kritisierte Prof. Dr. Jörg Kreuter, Leiter der Wissenschafts-Jury: "Ich weise fast jedes Jahr in meinem Vortrag für den Phoenix-Preis darauf hin, dass vor allem die Unterfinanzierung der deutschen Hochschulen dafür ausschlaggebend ist, dass hierzulande die Forschungs- und Studienbedingungen nicht optimal sind." Umso erfreulicher sei es, dass es Firmen wie Phoenix gebe, die die Hochschulen großzügig fördern würden.

Als mutigen und zukunftsträchtigen Schritt bezeichnete Kreuter, dass Phoenix im Rahmen der Euroumstellung die Preisgelder nicht nur nicht gekürzt, sondern sogar fast verdoppelt hat. Dieser Schritt sei für die in der Forschung tätigen Kollegen sehr ermutigend, die bei den immer knapper werdenden Mitteln für die Forschung und der immer weitergreifenden Bürokratisierung zunehmend demotiviert würden.

Der Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis mache deutlich, dass Spitzenforschung in Deutschland trotz aller Widrigkeiten noch möglich ist und stattfindet. Außerdem motiviere er die Kollegen, vor allem die jungen, hervorragende Arbeit zu leisten und diese auch zu präsentieren.

Vier Preise für vier hervorragende Arbeitsgruppen

Kreuter gratulierte den Preisträgern, die im Anschluss an seine Rede ihre Arbeiten in Form einer Kurzpräsentation vorstellten. Die wissenschaftliche Jury, die die vier Preisträgergruppen ausgewählt hatte, setzte sich aus je einem Vertreter der Fachrichtungen Pharmakologie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Technologie zusammen:

  • Prof. Dr. Jörg Kreuter, Institut für Pharmazeutische Technologie, Universität Frankfurt.
  • Prof. Dr. Hermann P. T. Ammon, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Tübingen
  • Prof. Dr. Adolf Nahrstedt, Institut für Pharmazeutische Biologie, Universität Münster
  • Prof. Dr. Dr. Walter Schunack, Institut für Pharmazeutische Chemie, Freie Universität Berlin

Folgende Forschungsgruppen wurden mit dem Phoenix Pharmazie-Wissenschaftspreis ausgezeichnet:

  • Fachbereich Pharmakologie: Yuan Zhu, Carsten Culmsee, Sylke Roth-Eichhorn, Josef Krieglstein (Universität Marburg): ≠2-Adrenoceptor Stimulation Enhances Latent Transforming Growth Factor-≠-Binding Protein-1 and Transforming Growth Factor-≠1 Expression in Rat Hippocampus after Transient Forebrain Ischemia Neuroscience 107, 593 – 602 (2001)
  • Fachbereich Pharmazeutische Biologie: Veronika Butterweck, Hilke Winterhoff, Miles Herkenham (Universität Münster): St John's Wort, Hypericin, and Imipramine: A Comparative Analysis of mRNA Levels in Brain Areas Involved in HPA Axis Control Following Short-Term and Long-Term Administration in Normal and Stressed Rats Molecular Psychiatry 6, 547 – 567 (2001)
  • Fachbereich Pharmazeutische Chemie: Thomas Meyer, Michael Kunkel, August Wilhelm Frahm, Dietmar Waidlich (Universität Freiburg) Residue Mass Plot and Abundance Plot: Detection of Isobaric Interferences in DE-MALDI-TOF-Mass Spectra of Complex Polymer Mixtures Journal of the American Society for Mass Spectrometry 12, 911 – 925 (2001)
  • Fachbereich Pharmazeutische Technologie: Stefanie Tegtmeyer, Ioannis Papantoniou, Christel C. Müller-Goymann (Universität Braunschweig): Reconstitution of an In Vitro Cornea and its Use for Drug Permeation Studies from Different Formulations Containing Pilocarpine Hydrochloride European Journal of Pharmaceutics and Biopharmaceutics 51, 119 – 125 (2001)

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